Gesellschaftssysteme, die auf Mehrheitsentscheidungen beruhen, sind einfach strukturell ungeeignet.

Morpheus ⌂, Dienstag, 27.09.2022, 04:56 (vor 567 Tagen) @ Bergamr3042 Views

Hallo Bergamr,

danke für Deine Fragen, ich hoffe ich kann etwas liefern, was uns weiterbringt.

der ganze Blaue Planet hat das Problem der sogenannten Ungerechtigkeit. Das liegt in der Natur unserer dualen Matrix. Und es ist nicht nur auf den Mensch begrenzt, nur läßt es sich im Tier- und Pflanzenreich einfacher ertragen, da die 'humanen' Kriterien wegfallen. Auf Schwäbisch: so isch hald's Lebaa.

Menschen haben es mit ihrer Zivilisation schon geschafft sich über den Stand der Tiere zu erheben. Das war mit der neolithischen Revolution ein großer Schritt.

Der Spaziergang ist nicht neu, Ernst Jünger hat mit dem 'Waldgang' ein wesentlich markanteres Profil des eigenständigen Widerstands erschaffen. Das mit der Frage nach 'Legitimation der Staatsmacht' hab ich im Laufe der Jahrzehnte auch schon paarmal probiert. Es lief im wesentlichen nie anders ab als beim ersten Mal mit 16 in Spanien morgens am Strand, als die Guardia Civil uns Junge Tramper von der Bildfläche prügelte, ohne auf unsere Fragen einzugehen. Aber gut, vielleicht muß ich in Zukunft höflicher fragen ...

Es müssen natürlich genug Menschen gleichzeitig fragen. Ist wie in der DDR, da hat das auch sehr friedlich mit spazieren gehen funktioniert.

Das mit dem Grundgesetz: >>das Grundgesetz wohl bis in die erste Hälfte 1970er Jahre auf einem Konsens beruhte<< kann ich aus eigenem Familienleben negieren. Mein Urgroßvater und mein Großvater haben beide sowohl ihre Kennkarte als auch ihren Militärpaß bzw. Soldbuch zerrissen im Jahre des Herrn 1948, Währungsreform. Sind danach niemals nie zu irgendeiner BRD-Veranstaltung (Wahl) gegangen und haben mit dem politischen Interesse für Deutschland abgeschlossen. Die Demokraten waren für beide einfach 'Vaterlandsverräter in ausländischen Diensten', das 'Grundgesetz' eine Bibel fremder Religion. Mein Urgroßvater war WK1-Veteran, der hat die Schliche der Siegermächte zweimal erfahren, starb als Monarchist und hat die Braunen als Revoluzzer verachtet. Mein Großvater war aufm Dorf nebenher Hilfspolizist, somit mehr mit den Braunen verbandelt und hat nach der Niederlage die Wendehälsigkeit nicht ausgehalten. Nur eine Familie, soviel zu Konsens.

Gut, also ist es sogar noch schlimmer als gedacht.

>>Es ist erst einmal eine rein deutsche Angelegenheit<<

Nein, ist es nicht. Sonst wäre Nordstream 2 schon lange in Betrieb. Sonst wären wir im Ukrainekonflikt neutral. Sonst ... wären wir souverän.

Naja, so meine ich das nicht. Wir sollten uns eben nicht reinreden lassen. Es ist eben genau ein wesentlicher Unterschied. Ein paar Politiker kannst Du bestechen oder erpressen und zwar verdeckt. Mit einem Volk kannst Du genau das nur in aller Offenheit machen und niemals verdeckt und dieser Unterschied ist extrem wichtig.

Natürlich läuft's in Ami-Land auch schlecht. Überall im Westen läuft's schlecht. Warum? Erkenne die Lage.

Ja, weil Herrschaftszyklen, eben relativ vergleichbar ablaufen. Putin, ist mit Russland nämlich allenfalls in der Phase 2 (Macht-Etablierung). China ist dabei diese Phase gerade abzuschließen. Während der gesamte Westen kurz vor dem Kollaps steht.

>>Deutsche Gewehrläufe, die auf friedliche deutsche Landsleute schießen, fürchte ich nicht. Und in allen westlichen Ländern sieht es letztlich gleich aus.<<

Es reicht ein Noske, und ein paar Dumpfbacken, und Deine Hoffnung löst sich in Pulverdampf aus. DT hat doch immer die Bilder von S21 gepostet, weißt Du noch?

Ja, aber der Unterschied ist, die Polizisten wissen in Kürze auch nicht mehr wie sie heizen sollen. Und auch der Verfassungsschutz ist nicht völlig doof. Die werden auch merken, dass der Laden am absaufen ist.

>>Ja, klar, wenn sich Verbrecher auf Gott berufen, wird es nichts bringen. Aber wenn Gott rät, sich auf ihn zu berufen, dann bin ich überzeugt, wird es funktionieren. Die einen wissen nicht was sie tun. Der andere sehr wohl.<<

Ei, ich bin sicher, daß es in der Weltgeschichte schon Siege gab von Verbrechern, die sich auf 'Gott' berufen haben, und ich bin ebenso sicher, daß es in der Weltgeschichte schon krachende Untergänge gab von Berufenen, die einfach an die Falschen geraten sind. Also, in der Auseinandersetzung vertrau ich lieber auf mich als auf 'Gott'. Ansonsten renn ich lieber weg.

>>Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung sind vielleicht bisher Zirkelschlüsse gewesen. Mit dieser Definition sind sie es definitiv nicht mehr. Solange es Herrschaft gibt, konnte Freiheit nur als Zirkelschluss definiert sein. Wenn Du andere Begriffe meinst, bitte ich Dich noch einmal konkreter zu werden.<<

So, und jetzt mal ganz brutal:
- Zum Einen - es ist eine (Deine) Definition, diese Konsens-Freiheit. Wenn einer keine Böcke auf die 'Konsens-Freiheit-Definition' hat, aber eine Wumme in der Hand, kann er jeden, der ihn um sein Einverständnis fragt, umnieten, bis keiner mehr fragt. Das ist seine Antwort und sein (eigener) Konsens. Faustrecht und so. Funktioniert bis zu dem Zeitpunkt, wen einer eine größere Wumme hat. Aber denen mit Wumme ist eben der Konsens ohne Wumme egal.

Ja, das ist doch aber kein Unterschied zu heute oder etwa doch? Gerade bei diesen elementaren Regeln, werden sich unsere Gesellschaften in keiner Weise unterscheiden! Der Konsens bezieht sich doch nur auf das Bilden der Regeln. Und das ist ein künstlicher Prozess, heute auch. Wenn heute im Parlament einer mit der Waffe rumfummelt gibt es kein neues Gesetz und bei meinem System auch nicht. Und gucke die Regel zum Töten im obersten Beitrag des Fadens an. Die wird völlig gleich sein in ihrer Wirkung, wie heute auch.

Die Nazis hätten die Juden auch ganz demokratisch vergasen können. Sie hätten nur eine Mehrheit dafür einfordern müssen. Mit der "richtigen Werbung" hätte das damals wahrscheinlich sogar funktioniert. Ein System, was so etwas nicht strukturell verhindern kann, ist kein sinnvolles System. Es ist auf die Gutmütigkeit der Menschen angewiesen und um die ist es bekanntlich schlecht bestellt. In meinem System ginge das nicht. Die Juden hätten alles Recht der Welt ihre Vergasung mittels Einspruch zu verhindern. Das ist ein krasser Unterschied, den man beachten muss.

- Zum Anderen - Deine 'Konsens-Freiheit' ist deswegen ein Zirkelschluß, weil Du von einem Ideal des Menschen, nämlich einem eigenverantwortlich-selbstständigen Menschen ausgehst. So ist er aber nicht, der Mensch (Erinnerung: Mängelwesen, nicht nur körperlich, auch seelich, auch geistig). So sind die Führerpersönlichkeiten im besten Fall beschaffen, unter deren Führung dann andere Menschen auch groß werden können, in ihren Möglichkeiten. Aber alles Menschliche spielt sich immer im Zusammenspiel der ihnen eigenen Möglichkeiten ab. Manchmal klappt das und alles läuft genial, manchmal verbocken sie's und ab in Schippen. Aber alle vorne, alle mit Elan, alle mit Drang (zu Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstbestimmung), tut mir leid, diese menschlichen Anlagen sehe ich nicht.

Nein, es müssen doch nicht alle mitmachen. Das ist doch völliger Unsinn. Natürlich werden sich Strukturen bilden, die das organisieren. Aber diese werden lernen die ehrlichen Meinungen einzuholen und konstruktiv zu berücksichtigen. Sie werden einen Ausgleich organisieren, wenn Teile der Betroffenen benachteiligt werden. Immer wieder das Beispiel mit dem Windrad: So ein Windrad belästigt mit Schattenwurf und Infraschallwellen und ist hässlich anzusehen. Alle Grundstücke in der Umgebung verlieren bei Aufstellung massiv an Wert und die Anwohner werden physischen Belastungen ausgesetzt. Ohne Kompensation ist das ein brutaler Willkür-Akt, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Denn es gibt Gegenden, in denen werden eben keine Windräder aufgestellt, weil da zu viele vermögende, einflussreiche Leute leben.

Um es jetzt noch bitterer zu machen, noch eine Anmerkung: es war glaub ich Wolfgang Sofsky in seinem 'Traktat über die Gewalt', der herausgestellt hat, das die Bestrebungen des Menschen bezüglich einer gemeinschaftlichen Grundlage immer an der Waage Freiheit gegen Sicherheit gemessen werden. Also mehr Freiheit = weniger Sicherheit und vice versa. Ich hab bei Dir bisher nur über die Überwindung von Herrschaft durch die Freiheit des Konsens gelesen. Du bist wahrscheinlich á la Titus Gebel der Meinung, daß man das privatwirtschaftlich lösen kann mit dem Kauf und der Bezahlung von Sicherheitsdiensten. Aber: Wieviel Freiheit geben die Konsens-Freunde für ihre Sicherheit auf? Und was unterscheidet diese privatwirtschaftlich-käufliche Sicherheit von einem mittelalterlichen, käuflichen Landsknechthaufen? Oder Blackwater oder Gruppe Wagner?

Also vertraglich vereinbarte Sicherheit ist doch allemal besser als das was wir heute haben. Wir zahlen Steuern, aber die Polizei wird immer weiter ausgedünnt und sie wird gegen die zahlenden Bürger eingesetzt. Das ist doch wohl beides ungünstig. Deshalb bin ich für direkte dezentrale Steuerzahlung. Polizei und Internet finanzieren sich auf die gleich Weise. Die Polizei bekommt so sicher das von den Bürgern für ihre Sicherheit vorgesehene Geld und muss sich nicht mit Almosen seitens der Herrschenden begnügen, die das Geld z.B. lieber für Gender-Studien ausgeben. Und die Bürger wissen genau, wie viele Polizisten auf Streife sind und wie oft die Straßen angefahren werden.

Du weißt, es muß geschärft werden ...

Ist mir das etwas gelungen?

Frage bitte gerne weiter. Ich weiß, das hilft uns allen und mir besonders.

Grüße
Morpheus

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Wir - für die unbeschränkbare Freiheit.


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