Ich spiel mal den advocatus diaboli.
Ich spiel mal den advocatus diaboli.
Also bitte bloß nicht persönlich nehmen. Es ist nur eine Glosse.
Ehrbare Kaufleute halten sich an die Verträge. Es gilt pacta sunt servanda. Jetzt geltende Verträge einseitig zu brechen, ist leider legal, weil die Machtverhältnisse für den nicht leistenden Kapitaleigner und gegen den hart arbeitenden Schaffenden ausgelegt sind. Ist es aber legitim, Vertragsbruchsschreiben in die Welt zu schicken, adressiert an hart arbeitende Menschen, die Dir als Vermieter vertraut haben, als sie die Wohnung bezogen?
Wie Du schreibst, hast Du die Wohnung bereits vor mehr als zehn Jahren erworben, seinerzeit zu aus heutiger Sicht Sparpreisen. Du hast also schon einen großen Gewinn durch die Wertsteigerung realisiert, schlicht durch einen Rechtstitel, nicht durch Leistung. Du hast diese Wohnung nicht einmal bezahlt, höchstens finanziert, bezahlen müssen sie Deine Mieter durch ständige Entrichtung von Mietzinsen für die sie arbeiten, nicht Du.
Besitzer dieser Wohnung bist Du auch nicht, sie ist ja vermietet.
Hier sind nun Menschen in einer ausweglosen Situation. Durch die Politik der Lohnsenkung sind sie einerseits besonders gesundheitlich abträglichen Arbeiten ausgeliefert, sie haben auch anders als Du mangels Geld und Finanzierungskraft niemals die Möglichkeit dazu, mittels des Erwerbs eines Eigentumstitels nun ihrerseits arme Mieter auszubeuten und die für sich arbeiten zu lassen. Gerecht?
Eine Wohnung ist ein besonders grundgesetzlich geschützter Bereich, gerade für arme und hart arbeitende Menschen, die einen überproportionalen Anteil ihres Netto-Einkommens für den ständig wiederkehrenden Mietzins aufwenden müssen, der einzige Ort, um sich zu regenerieren und in Armut ihre Kinder durchzufüttern.
Während also die Besitzer der Wohnung niemals an den ständigen Wertsteigerungen von Grundbesitz partizipieren können, sackst Du alle Gewinne ein. Die Wohnungsmiete dürfte schon bei Erwerb so kalkuliert sein, dass schon vor zehn Jahren ein auskömmlicher leistungsloser Zinsertrag möglich war. Es ist zwar smart, alle Gesetzeslücken zu nutzen, um den noch weiter zu steigern, aber wo soll das enden. Eine 20% Mieterhöhung alle zwei Jahre katapultiert Deine leistungslose Rendite bezogen auf den ursprünglich finanzierten Betrag (den im übrigen die Mieter, nicht die Eigentümer erarbeiten) schnell in unanständige Höhen.
Bei den Nebenkosten ist zu sagen, dass diese erst nach einer Jahresabrechnung nach unten wie nach oben angepasst werden können. Dabei ist die Frage zu stellen, ob der für diese Nebenkosten Verantwortliche seinen Pflichten zur Schadensabwehr vollumfänglich nachgekommen ist oder ob ihm schuldhaftes Fehlverhalten vorgeworfen werden muss.
Kann er denn nachweisen, dass er alle Energielieferungen zu dem Zeitpunkt gekauft hat, als sie noch erschwinglich waren? Oder hat er das zu Lasten der Wohnungsbesitzer (von denen er sein leistungsloses Einkommen bezieht) verschlampt? Hat er denn wenigstens die zukünftigen Energielieferungen gehedged?
Ist er denn als Vermieter seinen Pflichten vollumfänglich nachgekommen und hat die Wohnung nach den allerneuesten Erkenntnissen energiesicher renoviert? Oder sind die hohen Energiekosten dadurch verschuldet, dass Fenster, Türen, Außenwand und Dach mangelhaft gewartet sind? Wie effizient ist die Heizung?
Wäre eigentlich nicht eine Mietminderung angemessen, denn für den Mieter bliebe ja auch nach einer Mietminderung die hohe Mietzins-Belastung gleich, der Vermieter würde lediglich seiner Verantwortung gegenüber dem schutzbedürftigen Mieter gerecht werden.
Ist es nicht scheinheilig, einerseits die politischen Verhältnisse zu beklagen, andererseits sie zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen? In Kumpanei mit einer willfährigen Justiz lassen sich bestehende Verträge einseitig zur Profitmaximierung brechen, dem Opfer bleibt dann nur ein hilfloser Auszug mit hohen Umzugskosten, er verliert seine Heimat und wird von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bedroht. Je nach psychischer Ausstattung der betroffenen Familie mit Frauen und kleinen Kindern ergibt sich vielleicht ein lebenslanges Trauma, entwickeln sich posttraumatische Belastungssyndrome, für den wer verantwortlich ist?