Bei dem war ich heute früh gerade, zufällig. Wir kennen einander schon lange, er hatte seinen Laden schon in der Ceausescu-Zeit hier im Zentrum, - eigentlich könnte er schon lange in Rente gehen, das Alter hätte er danach.

Klar haben wir uns auch über das unterhalten, was ich geschrieben habe. Er hat nur den Kopf geschüttelt. Seine Portion Schnüffelbenzin hat er auch bekommen, - er war mir sehr dankbar dafür, - impfen lässt er sich sowieso nicht.

Dann sind wir auf seine Probleme gekommen. Die Haare haben die Eigenschaft, auch in der Corona-Zeit zu wachsen. Nur - bei ihm gehts immer weiter bergab. Früher hatte er an einem Samstag (er hat bis am Abend geöffnet) so 15 - 18 Klienten. Heute hat er 3 - 5. Aber ich spreche nur von ihm. Der Salon ist groß, da könnten 10 Friseure nebeneinander arbeiten. Mehrere musste er entlassen, er arbeitet derzeit nur mit 2 gelernten Kräften.

Die Leute kommen einfach nicht mehr, - und wie wird das Problem des Haare-Wachsens in Rumänien gelöst? Rumänisch eben. Die entlassenen Friseure gehen privat zu den Kunden nach Hause und schneiden dort die Haare. Das Werkzeug geht in eine kleine Tasche hinein, das sie benötigen. Das alles läuft natürlich schwarz, und jeder ist zufrieden. Der Kunde und der Friseur genauso.

Der Chef im Frisiersalon, der mir die Haare schneidet, der muss aber nicht nur seine Angestellten bezahlen, sondern auch die Miete, den Strom, die Heizung, etc. Dazu bezahlt er auch Steuern. Nach wie vor sind die Preise hier sehr günstig, was das Haare schneiden betrifft. Um die Jahrtausendwende war es so um 1 €, jetzt sinds so ca. 4,5 €. Eines der wenigen Relikte in den postkommunistischen Ländern, die wirklich billig geblieben sind. Neben den Taxis.

Er meint, den nächsten Lockdown, sollte er kommen, verkraftet er nicht. Dann müsste er zusperren, sein Geschäft, das er seit Jahrzehnten führt. Dann werde er auch sein Handwerkszeug mit zu seinen Kunden nehmen, und denen schwarz die Haare schneiden, - aber dann weiß er, dass da kräftig was übrig bleibt. Und der Staat schaut durch die Finger.

Sollte jemand mal fragen, was der Lockdown für einen Sinn hat, - hier kann man die Antwort nachlesen.