Spengler ist hier leider auch nur ein Ideologe, ein dämonologischer sozusagen

Diogenes Lampe, Samstag, 06.02.2021, 14:21 (vor 1172 Tagen) @ Mephistopheles4263 Views

Spengler bläst hier tüchtig eine Tatsache auf, die überhaupt nicht nur für Imperien gilt, sondern auch generell für die Bildung von Staaten. Jeder Staat wäre in diesem Sinn eine Art Imperium; hat er sich doch schon bei der Stadtstaatvariante über die Dorfgrenze ausgedehnt. "Ausdehnung ist alles" mag für die Welteroberer des Britischen Weltreichs in dieser Totalität gegolten haben, aber das waren vor allem geschäftliche Maximen, wie die der Ostindiengesellschaft. Rhodes ging es natürlich, wie jedem Räuber, um die Ausdehnung seines Besitzes, Eigentums, Reichtums. So wie der Papst in ROM die ganze Welt für sich als Gottes Stellvertreter beansprucht. Man könnte aber ebenso gut als Imperialherr sagen: "Eindämmung ist alles". Denn beides bedingt einander. Denn wo sich was ausdehnt, da wird auch was eingedämmt. Dazu könnte man meinen, dass "Ausdehnung ist alles" in dieser absolutistischen Grenzenlosigkeit automatisch zur Überdehnung führt, also ohnehin eher etwas zwanghaftes ist.

Imperien haben die Eigenschaft oder, wenn Sie so wollen, Tendenz, solange zu wachsen, bis sie sich überdehnt haben und in sich zusammenfallen müssen. Das funktioniert nicht nur in der Breite, sondern auch in der Höhe, wie uns das Beispiel des Turms zu Babel in Bezug auf Himmlische Imperien lehrt. Das mit der Überdehnung geschah mit dem Imperium ROM wie mit dem der Osmanen, Araber, Mongolen ect. und geschieht gerade wieder. Im Übrigen bewegen wir uns auch nicht auf ein Zeitalter kämpfender Reiche zu, sondern sind längst mitten drin.

Nimmt man aber China, dann muss man hier doch die Besonderheit beachten, dass es da zwar auch eine imperiale Phase gab, dann eine der dynastischen Teilung, der wieder eine Zusammenführung folgte, aber nachdem die abgeschlossen war, zu einer Reichskonsolidierung führte, die Jahrhunderte anhielt und nicht zur weiteren Ausdehnung mehr Anlaß gab. Die expansive Tendenz ist also mitnichten eine zwanghaft dämonische und Leben ist auch nicht die Verwirklichung von Möglichem im Sinne von Allemmöglichen.

Tut mir leid, aber gerade an solchen Stellen ist Spengler wirklich platt. Und Ihre Mad-Max-Phantasien mit den entschlossenen Hasardeuren sind nach meinem Dafürhalten auch nicht der Weltweisheit letzter Zukunftsschluss, dünkt mir. Als Zwischenphasen beim großen Umbruch könnte ich sie mir aber wenigstens in Australien und sogar Teilen der USA und in Großbritannien vorstellen.


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