E-Mail eines mittlerweile wütenden Arztes...

XERXES, Sonntag, 22.03.2020, 10:59 (vor 1467 Tagen) @ DarkStar1947 Views

Es handelt sich um einen im Ruhestand befindlichen Internisten und Allgemeinmediziners aus Berlin. Ist ein Freund einer Freundin, einer Freundin....
Er hat natürlich eine riesige Erfahrung und kann natürlich zu den kompetenzträgern gezählt werden.
Vieles, oder besser, fast alles wurde hier ja schon angesprochen. Dennoch:...

"Hallo Ihr Lieben,
heute möchte ich auch mal meinen Senf zu der gegenwärtigen Corona-Panik geben. Vor 2 Wochen erschien in Science (alles andere als ein Käseblatt) eine Publikation von Li et al, die der Frage nachgingen, wie oft denn die Sars-Cov-2-Infektionen in China überhaupt entdeckt wurden (s. Anhang). Sie wandten eine ausgeklügelte Methodik an, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Ergebnis:
ca. 85% (!) aller Infektionen erfolgten unbemerkt und durch gut die Hälfte dieser Infektionen wurden weitere Personen angesteckt.
Jetzt wissen wir, warum in China die Rate an Neuinfektionen nach nur wenigen Wochen fast bei Null angelangt ist: eine extrem hohe Immunität in der Bevölkerung. Konsequenz für uns: Stoppt den Irrsinn mit der wilden Testerei! Wir entdecken doch nur einen Bodensatz von Infekten, verschleudern pro Test 59 € und können die Ausbreitung damit nicht stoppen (bei schwer Erkrankten in der Klinik ist es natürlich sinnvoll zu testen). Überträgt man die o. a. Zahlen auf Italien, sind nicht 10%, sondern ca. 0,5% verstorben (unter der Annahme, dass von 15% symptomatischer Infektionen vielleicht nur jeder Dritte getestet wurde). Die hohe Dunkelziffer wird auch durch eine Studie mit 565 Japanern, die aus Wuhan evakuiert und alle getestet wurden (unabhängig vom Vorliegen von Symptomen), bestätigt. Es wurden bei symptomorientierter COVID-19-Überwachung nur 9,2% der Infizierten entdeckt (Nishiura H et al: J. Clin. Med. 2020;9:419). Das würde bedeuten, dass die Zahl der Infizierten voraussichtlich etwa 10-mal größer ist als die Zahl der erfassten Erkrankungen. Alle genannten Letalitätszahlen müssen somit mindestens durch 10 dividiert werden (nach Johns Hopkins z.Z. für Deutschland: 22000 und 73 Verstorbene = 0,33%; real somit eher 0,033%!). Zu einer Überschätzung der Letalität kommt es auch, wenn bei Verstorbenen eine Infektion mit SARS-CoV-2 zwar nachgewiesen wird, diese jedoch nicht den Tod herbeigeführt hat.
Die Daten des RKI für die Influenza der Jahre 2017/18 von 0,5% und 2018/19 von 0,4% sehen keineswegs besser aus.
Stellungnahme des EbM-Netzwerkes vom 20.03.20: 2017/18 sind in Deutschland 25.100 Menschen an Influenza verstorben. Wenn man die vom RKI für 2017/18 errechnete CFR von 0,5% zugrunde legt, entspricht dies einer Anzahl von 5 Millionen Infizierten. Die Grippe-Saison dauerte laut Surveillance-Bericht des RKI von der 52. Kalenderwoche 2017 bis zur 14. Kalenderwoche 2018, also 15 Wochen. Um innerhalb von 15 Wochen auf 5 Millionen zu kommen, müsste sich die Anzahl der Infizierten alle 4,4 Tage verdoppeln – ähnlich wie wir es jetzt bei SARS-CoV-2 sehen – nur bei der Influenza haben wir es nicht gemessen. Es gab jedenfalls 2017/18 keine Meldungen, dass unser Gesundheitssystem überlastet war, obwohl sicher alle 25.000 Grippetoten vor ihrem Tod medizinisch versorgt wurden, die meisten sicher stationär oder gar intensivmedizinisch .
Laut Wochenbericht 11 des RKI wurden bisher in dieser Saison 165.036 Influenzafälle labordiagnostisch bestätigt. 23.646 Fälle wurden wegen nachgewiesener Influenza hospitalisiert und 265 Personen sind an Influenza verstorben.
In der vorgenannten Publikation des EbM-Netzwerkes wird auch zurecht kritisiert, dass die Nennung von Rohdaten ohne Bezug zu anderen Todesursachen zu einer Überschätzung des Risikos führt. In Deutschland versterben etwa 2.500 Personen pro Tag. Die Angaben zu den Todesfällen durch Covid-19 sollten daher entweder die täglich oder wöchentlich verstorbenen Personen mit Angabe der Gesamttodesfälle in Deutschland berichten. Auch ein Bezug zu Todesfällen durch andere akute respiratorische Infektionen wäre angemessen. Für den Hinweis, dass durch COVID-19 überwiegend ältere und kranke Menschen versterben, wäre ein Vergleich mit Personen sinnvoll, die an anderen akuten respiratorischen Erkrankungen versterben.
Und was erleben wir:
- massive Freiheitseinschränkungen; sogar Ausgangssperren
- Androhung von hohen Bußgeldern oder sogar Gefängnis
- wieder wird der Datenschutz ausgehebelt (Mobilitätsdaten!)
- (wirtschaftliche) Existenzen werden zerstört. Was machen diejenigen, die quasi von der Hand in den Mund leben?
- welche zusätzliche Krankheitslast wird durch Isolation, Existenzängste u.ä. erzeugt (Suizide!)?
- Wegfall der ausländischen Pflegekräfte, die unsere pflegebedürftigen älteren Menschen rund um die Uhr betreuen
- überfordertes Gesundheitssystem, Notrufe nicht mehr erreichbar, Ärzt*innen und Pflegepersonal in Testzentren gebunden oder mit Aktionen, wie man Schutzkleidung organisiert u.a.
Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.
Wäre es nicht viel sinnvoller, nur die chron. Kranken und die über 80jährigen zu schützen, indem der direkte Kontakt quasi verboten würde und der Rest sich möglichst schnell seine Immunität zulegt?
Sorry für den langen Text, aber die einschränkenden Maßnahmen ärgern mich zunehmend.
Alles Gute und herzliche Grüße"

p.s. Hier der zitierte Artikel aus Science:

https://science.sciencemag.org/content/early/2020/03/13/science.abb3221

--
“And crawling on the planet's face,
some insects called the human race.
Lost in time, and lost in space.
And meaning.”


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