verspielte Einlassung
Danke, ich habe Ihre Replik zur Kenntnis genommen.
Mein Debattierbedürfnis ist nicht sonderlich Ausgeprägt. Ich bin eher
auf verspielte Einlassungen spezialisiert.
Hallo Herr Schneider,
Verspielt! -Eine schöne Formulierung für lässige Oberflächlichkeit gepaart mit Eitelkeit. Aber wenn ich Ihnen hier direkt antworte, so gehe ich im Forum noch von anderen Mitlesern und Mitdenkern aus, die an unserem kleinen Diskurs stille Teilhaber sind und solange Sie interessante Einwände haben, lohnt es sich für mich auch, etwas ausführlicher auf Ihre launigen Verkürzungen einzugehen.
Deshalb nur soviel:
Diese und die anderen 3 Fragen können Sie sich nur selbst beantworten.
Die Frage, ob der Mensch seinem Wesen nach religiös ist, beantworte ich
mit „ja“ und Sie?
Gehe ich vom Wortsinn aus, also unsere transzendente Rückbindung an die Welt jenseits von Ich, Raum und Zeit, und übersetze ich mir religio mit Achtsamkeit und Sorgfalt in der Betrachtung der Welt und dem, was sie im Innersten zusammenhält, dann ich auch. In diesem Betracht halte ich aber die meisten Pfaffen für vollkommen abgeirrt vom eigentlich Religiösen.
Darüber hinaus steht bezüglich der Frage, „was ist der
Mensch“, zweifelsfrei fest, dass der Mensch ein Gemeinschaftswesen
ist und die Gesundheit seines Wesens zwingend von der Gemeinschaft
abhängt.
Sie können sich dieser Frage über alles mögliche nähern, was der Mensch Ihrer Ansicht nach zweifelsfrei ist. Man kann es auch tun, in dem man den umgekehrten Weg einschlägt und danach fragt, was der Mensch zweifelsfrei nicht ist. Ich denke z.B., dass die Gesundheit seines Wesens nicht zweifelsfrei von der Gemeinschaft abhängt. Wie kommen Sie darauf?
Wer aber von zweifelsfrei spricht, spricht den Blauen Elefanten im Raum gleich mit an, also den Zweifel selbst, besser, unsere Fähigkeit zu zweifeln. Und genau diese Fähigkeit hat Descartes als die einzige wirkliche Selbstvergewisserung beschrieben. Immerhin ein Anfang bei der Beantwortung der Frage: Was ist der Mensch?
„Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“
Daher sein berühmtes Fazit: Cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich. Besser übersetzt mit: Ich denke, also ist ich, bzw. existiert mein Ich.
In diesem Zusammenhang würde ich den Kant gern mal fragen, ob es einer
Gemeinschaft zuträglich ist, in weltbewegender Absicht Fragen zu
formulieren, die sich jeder nur selber beantworten kann.
Dann fragen Sie ihn doch einfach! Seine Bücher sind seit 1966 auch nicht mehr auf dem vatikanischen Index. Also nur zu! Obwohl... -eigentlich können Sie sich diese Frage selbst leicht beantworten. Denn nicht er stellt sie Ihnen, sondern Sie sich selbst. Jeden Tag mit allem, was Sie sind und tun. Sie merken es nur noch nicht. Beobachten Sie das einfach mal an sich, ob Kant mit seinen Fragen richtig liegt.
Im Zuge dieser Fragestellung nehme mir vor, wenn ich nachher nach Hause
komme, meine Frau zu fragen, ob ich irgendwas für sie tun kann. Das ist
eine Frage, die dem Wesen des Menschen vollumfänglich gerecht wird.
Das kann ich nur hoffen.
Mit freundlichen Grüßen
auch an Ihre Frau
DL