Re: Vatikan

Diego2, Mittwoch, 21.02.2018, 22:31 (vor 2468 Tagen) @ Diogenes Lampe5841 Views

Hallo Diego2

Schade, dass es Ihnen egal ist, wer hinter allem steckt. Somit fehlt Ihnen
natürlich die Motivation und Energie, selbst dahinter zu kommen, wie sie
von wem warum manipuliert werden. Mir ist das nicht egal. Aber das ist
meine subjektive Einstellung und ich kann Ihre voll respektieren. Doch so
ganz glaube ich Ihnen auch nicht, denn Ihre Fragen an mich beweisen ja,
dass Sie nicht nur neugierig sind sondern ernsthaft interessiert.

Ich muss bitten, meine Wortwahl zu entschuldigen. Natürlich ist es mir nicht egal und es interessiert mich sehr. Sonst hätte ich mich nicht danach erkundigt. Was ich eher sagen wollte, ist, dass ich keine Gruppe oder ähnliches a priori beschuldigen möchte, ohne Belege dafür zu haben. Aber es bleibt auch die Frage, z.B. ob sich für jeden einzelnen von uns persönlich etwas ändern würde, wenn die oberste Macht des Imperiums nicht im Vatikan sondern in Washington DC oder der City of London oder sonstwo zusammenlaufen würde ? Am meisten betrüben würde mich, wenn aufgrund falscher Informationen oder Schlussfolgerungen eine Gruppe wie zB. "Die Juden" oder Institution "Die Kirche" unschuldig diffamiert werden könnten, weil das neuen sinnlosen Hass hervorrufen würde....

Doch um Ihre Frage nach dem Vatikan und seine führende geistliche
Stellung in der Hierarchie des Transatlantischen Imperiums erschöpfend zu
beantworten, müßte man mehr als ein Buch schreiben. Da gibt es auch
keinen einzelnen "Beleg" für, der Ihnen einen unzweifelhaften Blick hinter
die Kulissen der Macht gewährt. Ich bin auch kein Edward Snowden in Sachen
Vatikan (obwohl ich manchmal gerne einer wäre, oder mal kurz
kammerdienernder Wistleblower des Papstes). Aber ich will vielleicht mal
für das Forum einen Text erarbeiten, der wenigstens die groben Linien des
imperialen Systemaufbaus nachzeichnet. Aber das wird noch Zeit brauchen.

Das würde ich außerordentlich begrüssen.


Da müssten dann erst einmal ganz grundsätzliche Fragen rein wie: Was ist
ein Imperium? Wie ist es aufgebaut? Auf welchen Machtsäulen ruht es?
Welche Rolle spielt seine Legitimation durch eine Religion oder Ideologie?
Welche spielt die Geheimpolitik? Die Finanzpolitik? Die Wirtschaftspolitik?
Das Militär? Und dann könnte man von Persien, Ägypten über das
Römische Reich zum Papsttum übergehen: Was ist das Papsttum? Was ist der
Unterschied zwischen dem Vatikan und dem Heiligen Stuhl? Wie funktionieren
beide? Welcher geistliche und weltliche Organisationsaufbau, welche Orden
und Netzwerke sind dem Papst und seinem Staatssekretär als Machtbasis
unterstellt? Wie hat sich das Christentum verbreitet? Unter welchen
Umständen? Welchen Anteil daran hat das Judentum, welchen die griechische
Philosophie? Welchen andere Einflüsse?

Wenn man über die Pan-Bewegungen, ihre historische Entwicklung vom
Panslavismus her untersucht, dann stellen sich wieder solche Fragen: Woher
stammt die Pan-Ideologie? Welchen Zweck sollte sie erfüllen? Wie hat sie
sich global verbreitet und warum? Unter welchen politischen Umständen? Was
bedeutet in diesem Zusammenhang Pan-Europa und der Karlspreis? Wer war Karl
der Große? usw... Irgendwann stellen Sie fest, dass tatsächlich alle Wege
des Transatlantischen Imperiums nach Rom führen, auch ganz ohne
Verschwörungstheorien.

Sie finden natürlich auch im Internet zahlreiche Artikel, Dokumente,
Primärliteratur. Leider sind die wenigsten Internetseiten frei von
Aluhut-Theorien oder skurrilen Desinformationen oder eben auch bewußten
Weglassungen, um Resentiments zu schüren. Gerade auch bezüglich der
Politisierung der Geschichtsschreibung, zu der eben auch die angeblich
jüdischen oder freimaurerischen Weltverschwörungen zählen, ist da vieles
mit Vorsicht zu genießen. Denn in solchen Büchern werden historische
Dokumente selektiert und nur fragmentiert ausgewertet, die Grundsatzfragen
werden ignoriert, weil sie meist nicht ins jeweilige politische oder
religiöse Welt -bzw. Glaubensbild passen und die eigentlichen
Zusammenhänge bleiben im Dunkel der Geschichte. Unser Geschichtsbild ist
somit ein Propagandabild voller Lücken, weil es ständig, je nach
herrschendem System, manipuliert und vereinfacht wird. Denn die wahre
Geschichte ist sehr komplex und soll in jedem politreligiösen System in
manchen entscheidenden Details Herrschaftswissen bleiben.

Ich empfehle wirklich jedem, der sich mit Geschichte und Politik befaßt,
sich einmal den Vortrag von Mausfeld "Warum schweigen die Lämmer"
anzuhören, um ein Gefühl für das eigene fragmentierte Wissen zu
bekommen:

https://www.youtube.com/watch?v=Rx5SZrOsb6M

Dieser hervorragende Vortrag wurde hier schon mehrmals erwähnt. Alles absolut richtig und trotzdem bleibt das Problem, wie gerade beschrieben, dass sich überall Desinformation, Fake-News, und Propaganda finden und es unglaublich schwer ist, allem nachzugehen. Wem und welcher Information kann man noch wirklich trauen ? Und am schlimmsten ist dann manchmal die Frage, ob man seinen eigenen Schlussfolgerungen trauen kann ?

Um aber die Spreu vom Weizen zu trennen, hat mir bei der Lektüre von
Texten aus politisch allen möglichen Richtungen mein Grundwissen in
Geschichte, Politik, Philosophie, Machtpsychologie und Theologie sehr
geholfen. Und natürlich, dass ich immer versuchte, die Informationen mit
meinem gesunden Menschenverstand in Übereinkunft zu bringen; wozu für
mich auch gehört, die Welt nicht in Gut und Böse, Richtig oder Falsch
einzuteilen. Ich bemühe mich stets (auch wenns oft schwer fällt, denn ich
träume gern), die Welt möglichst objektiv so zu sehen, wie sie ist und
nicht subjektiv, wie sie sein sollte.

An Letzterem ist jedoch genau so wenig falsch oder richtig wie an unseren
Träumen. Wir können gar nicht anders, als uns in unserem natürlichen
Streben nach Glück eine schönere Welt gerade auch aufgrund unseres
gesunden Menschenverstandes auszumalen. Wir haben keine Wahl zu träumen.
Der Mensch ist nunmal auch ein träumendes Wesen. Aber auch ein denkendes
und mitfühlendes, das in einer allzurealen und allzumenschlichen Welt bei
seinem Streben nach Glück darauf angewiesen ist, in einer sehr
gegenständlichen Welt in Gemeinschaft zu überleben. Also ich bin nicht
gegen das Träumen, nur dagegen, dass mir andere ihren Traum aufzwingen
wollen.

Mit der Zeit lernt man auf diese Weise, die manipulativen Intentionen der
Autoren, die ihre Leser in eine bestimmte Glaubensrichtung lenken wollen,
von den Informationen zu unterscheiden, die einer historisch kritischen
Prüfung stand halten und die durchaus auch in solchen Büchern enthalten
sein können. Sie können zum Beispiel aus den Schriften eines General
Ludendorff, einer für Deutschlands Geschichte des 20. Jh. sehr wichtigen
Figur, sehr viele richtige Informationen heraus filtern, die sie auf ganz
eigene Spuren bringen, ohne dass Sie seinen antisemitischen Irrwitz
übernehmen müssen, mit dem er sich die Welt und seinen eigenen
Machtverlust in ihr erklärt.

Bei all dem halte ich es mit Kant und bemühe mich in der Zeit, in der ich
lebe, durch kritisches Denken ohne Anleitung anderer meiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit zu entkommen. Insofern bin ich auch weder
ein Anhänger von Religionen noch von Ideologien, sondern halte mich an die
4 Grundsatzfragen Kants:

Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?

Wenn Sie Belege von mir fordern, dann scheint es Ihnen hierbei um
Glaubwürdigkeit zu gehen, was ich nachvollziehen kann. Es geht mir aber
nicht um Glauben, sondern um Wissen. Und hier hilft Ihnen wie mir nur die
eigene, möglichst objektive Recherche unter Mitwirkung des eigenen
Nachdenkens, um sich dann ggf. gegenseitig über Irrtümer aufzuklären.

Was ich hier mal versuchen kann, ist, meine umfangreiche synchronoptische
Recherche so zu komprimieren, das dabei in der im Forum geboteten Kürze
ein verständlicher Text für diejenigen hier raus kommt, die nicht so tief
in der Materie geforscht haben. Aber die Belege hierfür sind viel zu
umfangreich, als dass man einen oder zwei hier als Beweis für genügend
erachten könnte. Deshalb nehmen Sie bitte die Informationen, die Sie
meinen Texten entnehmen, vor allem zum Anlaß einer eigenen Prüfung. Ich
denke, auf diese Weise werden sie am gründlichsten von meinen Texten
profitieren, die nichts anderes sind als meine eigenen Resultate, die immer
noch unvollständig und irrig sein können.

Sie haben meine absolute Hochachtung, und Ihre Bescheidenheit ehrt Sie. Ich habe selten so viele, in sich plausible, deutschsprachige geopolitische Informationen gefunden, wie in Ihren Texten. Und daher freue ich mich und danke Ihnen, dass Sie hier schreiben. Wenn ich manchmal nach Belegen frage, ist es nicht grundsätzliches Misstrauen, sondern eher die Tendenz auch nicht alles hinnehmen zu wollen und zu hinterfragen.


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