Anmerkung zur China-Überschätzung
Hallo Fidel,
ich unterschreib Deine Beiträge zum China-Theater (incl. Japan, incl. SO-Asien generell) vorbehaltlos.
Das Gesinge um Weltdominanz verpufft in dem Moment, in dem diese Produkte nicht mehr nachgefragt werden. Und es kommt keinerlei Innovation aus der östlichen Richtung, es war und ist sturer Nachbau.
Zwar sehr perfekter Nachbau, manchmal sogar besserer Nachbau, aber niemals eigene Innovation.
Ich erinnere aus meiner Branche: Internationale Möbel-Messe Köln - ein Höhepunkt der Branche Mitte Januar jeden Jahres seit den 1960ern. Bis Mitte der 1980er auch für jeden Mittelständler die große Chance für gute Ver- und Einkäufe, gute Verträge, gute Verbindungen. Ab da, Übernahme der Verhandlungsmöglichkeiten durch Einkaufsverbände, Mittelständler mußten sich diesen gezwungnerermaßen anschließen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten, sowohl auf Hersteller- wie auch auf Händlerseite. Aber bis dahin für deutsche Mittelständler, sowohl auf Hersteller- wie auch auf Händlerseite, noch alles gut. Es gab nach wie vor in jedem Produktbereich weit über 100 deutsche Hersteller, es gab nach wie vor flächendeckend kleine bis mittelgroße Möbelhändler, die ihre Kundschaft aus einem großen Sortiment deutscher Hersteller bedienen konnten.
Mitte der 1990er tauchten die ersten gelben Männer auf, und zwar beim Aufbau der Messe mit Fotokamera und Meterstab. Und kaum war die Messe drei Tage später eröffnet, waren die gelben Männer mit dem Plagiat des Polstermöbels, der Garderobe, des Couchtisches auf der Messe präsent. Man ließ sie gewähren, größere Möbel konnten sie damals noch nicht, und ihre Möbel waren qualitativ unter aller Kanone. Aber optisch kaum unterscheidbar. Mittlerweile haben sie, wie in vielen anderen Bereichen auch, soweit aufgeholt, daß sie in den großen Möbeltempeln alleinige Aussteller sind.
Auch Schränke, Betten, Matratzen, etc. haben sie gelernt zu kopieren. Nur bei Küchen sind sie noch nicht soweit, aber auch das wird kommen.
Für die Einkaufsverbände und die großen Möbelhändler - die juckt das nicht. Für die Mittelständler ist/war das das Grab. Und die Anzahl der deutschen Hersteller, egal in welcher Sparte (Polster/Schlaf/Wohn/Eß/Kinder/Garderobe/...) ist mittlerweile um mind. 80 % geschrumpft. Ein Jammer. Die einzigen deutschen Hersteller, die noch einigermaßen gut über die Runden kommen, sind die Küchenhersteller. Alles andere an deutscher Möbelindustrie ist in den letzten 20 - 30 Jahren sang- und klanglos den Bach rauf- , nein runtergegangen.
Soweit die Klage - der Anschluß an Deinen Post ist: die Chinesen werden weder den Kleiderschrank noch das Polstermöbel neu erfinden (definieren), sie leben nur vom (geliehenen) Plagiat. Sie haben wahrscheinlich nicht mal eine Ahnung vom Kleiderschrank (Kugellager/Halbleiter/...), sie wissen nur, daß sie das nachmachen können und damit Geld verdienen.
Aber Neues kommt von dort sicher nicht.
Gruß
Bergamr
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Ehrlich schade für die Heimat! Endgültig verloren seit Sommer 2015 ...