Der Westen kann mit China nicht mehr konkurrieren, das verlangt von China eine neue Verantwortlichkeit ab
Hallo DT,
Exzellenter Post, vielen Dank für die Mühe. Das kann ich alles so 100%ig unterschreiben. Es stellt sich lediglich die Frage, ob die breite Masse und ihre Vertreter in aller Welt zu diesen Schlüssen über Nachdenken und Abwägen oder über den harten Weg der Erfahrung gelangen werden. Vielleicht kann Avicenna da seine Prognose beisteuern.
Ein Zusatz:
China steht vor der strategischen Herausforderung, anzuerkennen, dass sie in einer funktionierende Weltwirtschaft auch Raum für andere Wettbewerber lassen müssen. Sollte das Land in absehbarer Zeit eine nahezu vollständige Dominanz (Marktbeherrschung von 80-90% wie bei Gadgets, Antibiotika, Schiffbau, Elektronik, Solar usw) über alle wesentlichen Industriesektoren erlangen, entstünde eine extrem prekäre Situation. Um das eigene, hochskalierte Produktionsmodell aufrechtzuerhalten, müsste China entweder zu radikalen, globalen Distributionsmechanismen greifen – globaler Kommunismus mit Produktionszentrum in China verteilt subventionierte Produkte in alle Welt (vielleicht ist das der Plan der CCP
) – oder aber mit erheblichen Verwerfungen in den internationalen Handelsbeziehungen rechnen.
Als nächstes werden Sie zb. die europäische Autoindustrie dezimieren :
https://rogerboyd.substack.com/p/the-ongoing-collapse-of-the-western-595
https://rogerboyd.substack.com/p/the-ongoing-collapse-of-the-western-515
Erlangt eine einzelne Nation eine derart umfassende industrielle Vormachtstellung („Full-Spectrum Dominance“) in praktisch allen Bereichen, wäre es eine vorhersehbare, wenn nicht gar zwangsläufige Reaktion, dass sich die übrige industrialisierte Welt zu Handelsbündnissen zusammenschließt und versucht, China zu einer ausgeglicheneren Kooperation zu zwingen oder alternativ komplett aus der Weltwirtschaft auszuschliessen.
Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher genügt zudem, um festzustellen, dass in solchen Konstellationen es meist nicht bei einem Handelskrieg geblieben ist.
China durchlebt derzeit eine Phase rasanten Aufstiegs, die Züge eines nationalen Erfolgsrausches trägt. Aus einer Position extremer wirtschaftlicher Rückständigkeit und nationaler Erniedrigung kommend, hat das Land in historisch kurzer Zeit die etablierten Industrienationen nicht nur eingeholt, sondern in vielen Bereichen überflügelt. Diese Dynamik birgt m.E. hohe psychologische Risiken: Ein Gemisch aus nationalem Triumphgefühl, Euphorie und womöglich auch historisch begründetem Revanchismus könnte die Einsicht in die Notwendigkeit einer abgestimmten, neuen Perspektive für die Funktionsfähigkeit des globalen Wirtschaftsgefüges einschränken.
Die Gefahr besteht, dass alle Bestrebungen westlicher Handelspartner, eine neue, tragfähige und ausgleichende Balance der Weltwirtschaft zu finden, von Peking reflexhaft als Versuch eines etablierten "Top Dogs" interpretiert werden, den Aufstieg eines vermeintlichen "Underdogs" zu behindern. Diese Wahrnehmung ignoriert dabei die Realität, dass China selbst längst zum global dominierenden Akteur aufgestiegen ist.
China wird jetzt in sehr kurzer Zeit gemeinsam mit seinen westlichen Handelspartnern ein neues tragfähiges Modell der wirtschaftlichen Integration und Koexistenz finden müssen. Andernfalls wird eine konfrontative Auseinandersetzung kaum abwendbar sein. Ein solches Konflikt-Szenario wäre dann allerdings auch gleichbedeutend mit dem definitiven Ende der Globalisierung.
Gruss,
mp