Utopien erwärmen das Herz, sind gegen Realitäten aber leider meist wirkungslos
In der Tat besteht die Gefahr, daß China allzu dominant wird. Bei jährlich Hunderttausenden neuen Ingenieuren und Naturwissenschaftlern, die ein hervorragendes Universitätssystem ausspuckt, was schon jetzt weltweit dominierend ist, vor USA, Japan, UK und Deutschland/Europa, und einem Elan, alles sofort umzusetzen, dazu ohne Probleme Software und vor allem auch KI einzusetzen, ist das auch kein Wunder.
Das Kernproblem, das ich dabei für westliche Gesellschaften sehe, ist, dass diese fantastische Dynamik jetzt ihr eigenes Momentum entwickelt hat und dieses noch eine ganze Weile nachwirken wird, während bei uns im Westen eine gegenläufige Dynamik besteht. Es ist wie bei zwei Fahrzeugen: Eines rauscht mit Höchstgeschwindigkeit an dem zweiten Fahrzeug vorbei, welches gerade mit einem schweren technischen Defekt kämpft und auf den Strassenrand zurollt. Selbst wenn der Westen seine 'Getriebeschäden' wieder beheben würde und wieder beschleunigt, wird der Abstand zum führenden Fahrzeug erstmal um ein Vielfaches größer sein als heute.
Mit Zoll- und Handelsschranken wird man das nicht in den Griff bekommen. Nur mit Innovation. Und da haben die Chinesen und Koreaner und die paar Leute in Singapore am meisten vorgelegt und werden davon lange zehren können, Taiwan was Halbleiter angeht ebenso und zum Glück ist in Deutschland und in Europa Innovation auch (noch) hoch angesehen. Wenn es nach mir ginge könnte das noch wesentlich aggressiver angegangen werden, aber im Vergleich was die Amis gerade erleben steht Europa noch gut da.
Ganz ohne Zweifel ist Innovation der entscheidende Schlüssel, um die Wettbewerbsfähigkeit westlicher Gesellschaften wiederherzustellen und Wohlstand zu sichern. Es ist jedoch fraglich, ob dies ohne protektionistische Maßnahmen überhaupt noch gelingen kann. Auch China hat seine Märkte in der Phase des eigenen Aufholens sehr wohl abgeschottet, um eine eigene industrielle Basis entwickeln zu können und nicht nur passiv von überlegenen westlichen Produkten überflutet zu werden. Warum also sollte der Westen heute nicht seinerseits darauf drängen, dass China Produkte in Europa oder den USA fertigt, dies nur in Joint Ventures mit westlichen Partnern zuzulassen oder auf Technologietransfer zu bestehen – analog zu den Bedingungen, die westliche Unternehmen einst in China akzeptieren mussten? Es hat China nicht geschadet.
Die Idee von Trump, die Unis unter Druck zu setzen und die Forschung und Innovation zu behindern ist hirnrissig. Die globale Dominanz im 21. Jahrhundert geht nur über die Köpfe und auch dort nur über Natur- und Ingenieurwissenschaften. Alles andere woke und linksgrüne Gelaber und Klimageschwätz ist für die Tonne. Verbrannte Geldscheine.Das zeigt sich immer wieder, jetzt in China und bis jetzt bei den High-Tech Firmen in Deutschland, beim High-Tech Mittelstand, aber auch bei den Silicon Valley Firmen in USA, Elektronik und Software in Kalifornien, Texas, Washington, Biotech an der Ostküste. Die sind die eigentlichen Wohlstandsbringer und Motoren des Wachstums. Daß Trump das nicht begreift ist unverständlich.
Man muß sich das einmal vor Augen halten: die meisten Amis in den meisten Bundesstaaten arbeiten entweder bei Walmart oder sind Truck Drivers. Erschreckend! Keine Wertschöpfung, nur Dienstleistung, nur Verteilung.
All die Leute, die heute Verkäufer bei Walmart sind, Truck Driver oder Influencer, die werden nicht mehr zu Ingenieuren umgeschult werden können, selbst eine Integration in moderne Produktionsprozesse erscheint eher unrealistisch. Welche Perspektiven haben diesen Menschen? Ihre Alternativen sind doch Fentanyl-Trips oder ein Umzug in das Wohnmobil.
Kürzlich las ich folgende Sätze:
"Das Ende der Bullshit-Jobs ist kein Sieg.
Es ist ein Exil. Und nur wenige tragen das Exil wie eine Krone.
Die anderen?
Sie werden Museen der alten Ordnung bauen –
und dort so tun, als wäre das sinnlose Getue von gestern der wahre Sinn gewesen."
Diese Diagnose ist m.E. historisch und empirisch klarsichtig. Auch die Anspielungen in deinen Posts, die immer wieder eine Nostalgie für die Bundesrepublik der 70er oder 80er Jahre durchblicken lassen, weisen auf einen derartigen Reflex hin. Gesellschaftliche Massen im Abstieg klammern sich an das Gestern und versuchen mitunter vehement, dessen Wiederkehr zu erzwingen.
Phänomene wie Trump sind dann die mandatierten Heilsbringer..
Ersterer hat behauptet, Deutschland hätte im Vergleich mit den OECD Ländern eine zu geringe Universitätsabschlußquote und hat zusammen mit Bulmahn das typische Ausbildungssystem zerstört, dazu kam noch die Bertelsmannisierung der Universitätsausbildung mit der Einführung von BSc und MSc und der Zerstörung des deutschen Diplomabschlusses.
Diese eingehende forensische Aufarbeitung der Vergangenheit, um zu klären, wer wann und wie zu unserem 'Getriebeschäden' beigetragen hat, kostet wertvolle Zeit und Resourcen, die wir als Gesellschaft gar nicht haben. Schon aus diesem Grunde würde ich davon mehr Abstand nehmen.
Was haben wir jetzt? Verdummte Unterschichten, die kaum noch schreiben und lesen können, Analphabetisierungsraten wie dereinst in Kurdistan, Syrien oder im Gazastreifen, und Hunderttausende nutzlose linksverdreckte Grüne, die "Abschlüsse" in Soziologie und anderem Laberzeugs vorweisen.Und was fehlt? Maschinenbauer, Elektrotechniker, Informatiker, Naturwissenschaftler. Die das Land voran bringen. Die Erfolge in den ersten 30 Jahren des 20. Jhs in Deutschland waren die Folge der konsequenten Schulbildung breiter Schichten, die unter Bismarck ab 1871 eingeführt wurde. So langfristig muß man denken.
Der Erfolg von Korea und China und Singapore, einige der ärmsten Länder der Welt noch in den 1950er Jahren, ist der Erfolg konsequenter Schulbildung in den Naturwissenschaften gewesen.
Der Weg der Innovation erfordert schmerzhafte Selbstreflexion: das Eingeständnis massiver strategischer Fehler auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene. Es bedarf einer Zäsur, neuer Zieldefinitionen und der Bereitschaft, von einem 'Nullpunkt' neu zu beginnen – im Bewusstsein, dass substanzielle Erfolge womöglich erst nach mindestens einem Jahrzehnt intensiver Anstrengung sichtbar werden. Kann Europa das noch?
Die entscheidende Frage lautet m.E.: Welcher Weg wird sich durchsetzen? Der nostalgische Blick zurück, verbunden mit verzweifelten Versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen? Oder der konsequent nach vorn gerichtete Ansatz, der auch eine Dekade harter Arbeit, Entbehrung und grundlegender Reformen in Kauf nimmt, um technologisch und wirtschaftlich wieder an die Spitze zu gelangen?
Für Deutschland und Europa sind die Hürden immens: Es mangelt an jungen Menschen aufgrund der demografischen Entwicklung, an einem Bildungssystem, das diese zukunftsfähig qualifiziert, an Konzepten zur Integration von Zuwanderern in einen hochmodernen Wirtschaftskomplex, wie Du schon sagst an Fachkräften in Schlüsselindustrien wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Naturwissenschaften. Es fehlt am Willen, wirklich neue Wege zu beschreiten, anstatt alten Erfolgen nachzutrauern, und an der Bereitschaft, wieder ganz von vorne anzufangen.
Wie viel märchenhafter und verführerischer erscheint im Vergleich dazu die Vorstellung, sich mit hehrer Moral aus den Verwerfungen der globalisierten Weltwirtschaft zurückzuziehen, sich abzukapseln und stattdessen einer idealisierten Vision von autarker, ökologischer Subsistenz nachzuhängen – auf dem eigenen Feld, im Einklang mit Gaia, mit Hammer und Sichel ehrlich erarbeitet.
Aber wahrscheinlich wird es mit beidem nichts werden, sondern einfach nur den Weg gehen, den es immer geht, und den Dottore hier in diesem Forum ausgiebigst vorgezeichnet hat.
Eine "Hoffnung", die ich habe, und was ich auch schon in Ansätzen sehe, ist, daß die Chinesen langsam frustriert werden. Genau dasselbe, was bei den Ingenieuren der 90er Jahre eingesetzt hat. Lange und harte Ausbildung, massive Konkurrenz wegen der vielen Babyboomer, Rezession ausgelöst durch Sättigung und Überproduktion in den 70ern und 80ern, kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt in den Ballungszentren, Frustration daß die guten Jobs und Posten alle schon durch die Generationen vorher besetzt sind.
Ein interessanter Gedanke. Sollten die USA und Europa tatsächlich signifikante Handelsschranken gegenüber China errichten, würde dies die Beschäftigungsperspektiven für Chinas hunderttausende hochqualifizierte Ingenieure vermutlich zusätzlich schmälern. Hier böte sich vielleicht ein Reservoir von jungen, exzellent ausgebildeten, wirklichen Fachkräften – eine Ressource, die Europa vielleicht nutzen könnte, um seine eigene gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Aufholjagd in Gang zu bringen. Ob Europa diese potenzielle Chance wohl erkennt und zu nutzen vermag?
Vielleicht erbarmt sich irgendwann einmal jemand. Frau Weidel spricht ja schon einmal Mandarin.
Die Luft anhalten würde ich aber nicht bis dahin.
Gruss,
mp