Aktueller Offener Brief/Appell an den rumänischen Präsidenten

helmut-1, Siebenbürgen, Samstag, 01.04.2023, 18:00 (vor 390 Tagen)4436 Views

Musste mal wieder sein. Wird in drei Ländern verbreitet.

Der Text:

Sehr geehrter Herr Präsident, 1.4.2023

ich erlaube mir, auf den mexikanischen Feiertag am 18.März, der sich im Jahre 2023 zum 85. Male jährt, hinzuweisen. Damals hat man die ausländischen Konzerne enteignet, die sich am mexikanischen Ölvorkommen in Mexiko bereichert haben. Daraufhin wurde die Ölförderung und Vermarktung der Erdölprodukte der Staatsfirma Pemex in Mexiko übertragen, und das ist bis heute so geblieben. Dadurch ist Mexiko zum siebtgrößten Ölexporteur der Welt geworden, und der 18. März wurde zum Staatsfeiertag erklärt.

Sehr geehrter Herr Präsident, ich möchte nun den Zusammenhang mit Rumänien dazu herstellen, und das in erster Linie aus meiner Sicht, aus der Sicht eines Österreichers, der nun schon seit 20 Jahren in Siebenbürgen lebt. Ich habe zum ersten Mal dieses Land im Jahre 1987 besucht und bereist. Seit dieser Zeit war ich öfters zu Reisezwecken im Land und deshalb gibt es nicht mehr viel zwischen Mangalia und Sapanta, was ich noch nicht gesehen habe. Erst viele Jahre später ist die Entscheidung zum Umzug nach Rumänien gefallen.

Mir ist die damalige Situation, zu Beginn des Jahres 1990, noch gut in Erinnerung, die Auslandsschulden waren auf Null, in unserer Stadt Mediasch gab es mehr als 50 produzierende Betriebe, die Leute hatten bezahlbaren Wohnraum und erträgliche Energiekosten, jeder hatte im Land eine Arbeitsstelle, und vieles andere mehr. Auch, wenn vieles nicht so war, wie es eigentlich sein sollte.

Oftmals frage ich mich, was sich nach der vom Ausland arrangierten Pseudorevolution zum Jahresende 1989 für die hier lebende Bevölkerung konkret und vor allem dauerhaft verbessert hat. Dabei fallen mir nur zwei Dinge ein, nämlich die Reisemöglichkeit in den Westen und die Möglichkeit des Eigentumserwerbs des damals vom Staat gemieteten Wohnraums.

In der Zwischenzeit wurde vieles, was einst Staatseigentum war, verkauft, und dabei sind die Ressourcen des Landes an erster Stelle. Die Bevölkerung profitierte in keiner Weise davon, im Gegenteil. Der persönliche Profit blieb den Spitzenpolitikern vorbehalten, die diese fragwürdigen Geschäfte eingefädelt haben. Der Staat, anstelle dass er reicher wurde, verarmte, die damals auf Null befindlichen Auslandsschulden stehen kurz vor der 150 Milliarden-Euro- Grenze.

Sehr geehrter Herr Präsident, gerade als Ausländer, der im Land lebt, beobachtet man die Veränderungen nüchterner und registriert die Abwärtstendenz im Lande. Es ist wirklich kein Wunder, dass mittlerweile viele der Meinung sind, dass man damals zum Jahresende 1989 das falsche Schwein geschlachtet hat. Man kann nun den Verlust der vormals rumänischen Gebiete an die Nachbarstaaten als eine Kriegsfolge durch den Pariser Vertrag 1947 bezeichnen, aber spätestens die Aufgabe der Schlangeninsel war eine Fehlentscheidung der damaligen Regierung, ohne, dass das Volk dazu befragt wurde.

Die Fehlentscheidungen ab dem Jahre 1990 sind aber wesentlich eklatanter, erreichten durch Corona ihren Höhepunkt und nun befindet sich Rumänien in der wirtschaftlichen Klammer aufgrund des Nichteintritts in den Schengenraum. Damit komme ich zum eigentlichen Anlass meines Schreibens.

Wenn Sie, so wie der Europaparlamentarier Terhes, sich an der rumänisch/ungarischen Grenze persönlich ein Bild davon machen würden, was dort abläuft, dann würden Sie meine Beweggründe verstehen. Es geht nicht nur um Ihre Landsleute, die LKW-Fahrer, die gequält sind und stundenlang im Stau stehen müssen, ohne dabei ihre Ruhepausen einlegen zu können, es geht um viel mehr. Auf diese Weise wird die Wirtschaftstätigkeit Rumäniens, und besonders die Exporte, behindert, all das, was sich ja nach dem Coronaeinbruch nun erholen sollte.

Sehr geehrter Herr Präsident, ich schäme mich als Österreicher für das, wie hier im Land von meinen Landsleuten profitiert wird. Ich schäme mich für den illegalen Holzeinschlag eines österr. Großunternehmers, und durch den Verkauf dieser Wälder an einen schwedischen Konzern, was nichts anderes darstellt als beim Schach die Rochade, hört der Waldfrevel in Rumänien ja nicht auf, sondern geht weiter.

Ich schäme mich für den Profit, den ein österr. Mineralölkonzern in Rumänien abschöpft; ein Profit, der eigentlich den Bewohnern in Rumänien zustehen würde. Das alles aber war nur möglich, weil die Spitzenpolitiker des Landes seit Jahrzehnten diesen fragwürdigen Geschäften nicht nur zugestimmt, sondern diese sogar unterstützt haben.

Eine Weisheit , die seit geraumer Zeit in Rumänien die Runde macht, lautet:

Verkauft niemals euern Grund und Boden, eure Wälder und eure Bodenschätze, sonst bleibt ihr als Knechte im eigenen Land.

Ich frage mich, wann es soweit sein wird, dass Rumänien diesen Feiertag, wie er in Mexiko am 18. März begangen wurde, feiern kann. Wenn die Wirtschaft eines Landes in dieser Form behindert wird, wie es in Rumänien derzeit ist, dann ist der moralische Zeitpunkt gekommen, alles juristisch Notwendige in die Wege zu leiten, um dafür zu sorgen, dass die leichtfertig und unter Missachtung der Interessen des Volkes aus der Hand gegebenen Ressourcen wieder in das Eigentum des Staates kommen, zum Wohle des Volkes.

Machen Sie sich die Mühe, und sehen Sie sich dieses Video anlässlich des mexikanischen Feiertages in der Hauptstadt an. Der Präsident, einschließlich der Sprecher, sprechen ein sauberes und gut verständliches Spanisch, es gibt auch Untertitel.

https://www.youtube.com/watch?v=ga-fK2DrI4Y

Beobachten Sie zum Beginn des Videos, wie der Präsident im Kontakt zum Volk freudig empfangen wird, (ab min 5.00) sogar mit Blumen, und wie er zu Beginn seiner Ansprache das Volk begrüßt. Er sagt nicht: „Verehrte Staatsbürger Mexikos“, oder „Verehrte Mitbürger“, - nein, er sagt : „Meine Freundinnen und Freunde“. Wann wird es soweit sein, dass Sie diese Wortwahl verwenden können? Auch der Abgang des Präsidenten ab min. 1:35.00 bis zum Ende ist beeindruckend.

Eine klare Aussage des mexikanischen Präsidenten: "Wir werden niemals akzeptieren, dass eine Minderheit in Mexiko auf Kosten der Verarmung der Mehrheit triumphiert".

Ich übersetze die Kernsätze des Präsidenten aus diesem Video von 1:30.10 – 1:32.30, sie sind beispielhaft:

Aber das Wichtigste ist, dass wir hier auf dem Zocalo, dem politischen und kulturellen Herzen Mexikos, diese heuchlerischen und unverantwortlichen Politiker daran erinnern, dass Mexiko ein unabhängiges und freies Land und keine Kolonie oder ein Protektorat der Vereinigten Staaten ist. Und dass sie uns mit jeder Unverschämtheit drohen können, wir aber niemals zulassen, dass sie unsere Souveränität verletzen und die Würde unseres Landes mit Füßen treten werden .

Zusammenarbeit: Ja, Unterwerfung: Nein, Interventionismus: Nein, Oligarchie, Korruption, Klassentum, Rassismus: Nein, Freiheit, Demokratie, Ehrlichkeit, soziale Gerechtigkeit, Gleichheit, Souveränität: Ja! Es lebe die Enteignung des Erdöls, es leben die Arbeiter und Techniker von damals und heute der nationalen Erdölindustrie, es lebe General Lazaro Cardenas del Rio, es lebe Mexiko, es lebe Mexiko, es lebe Mexiko!

Auch Rumänien ist ein unabhängiges und freies Land und kein Protektorat, weder von Washington, noch von Brüssel! Es gilt, die Entscheidungen in der Form zu treffen, damit sie dem Wohle der Bevölkerung in Rumänien dienen und nicht fremden Interessen außerhalb Rumäniens!

Sehr geehrter Herr Präsident, vielleicht fragen Sie sich, warum ich als Österreicher eine derartige Meinung vertrete. Ich bin nun seit über 20 Jahren hier ansässig, ich habe hier eine neue Heimat gefunden und mir ist dieses Land ans Herz gewachsen. Um einer Heimat würdig zu sein, muss man sich dafür engagieren, und genau das ist der Grund meines Appells. Trotz und gerade wegen der Wertschätzung, die ich Ihrer Person entgegenbringe, erlaube ich mir nicht nur diesen Aufruf, sondern sehe ihn als eine absolute Notwendigkeit.

Aufgrund der aktuellen politischen Situation und insbesondere der Blockadepolitik in der EU ist nun der Zeitpunkt gekommen, wo die Bodenschätze wieder in das Eigentum des Staates zurückgeführt werden müssen, insbesondere die Öl- und Gasgewinnung. Denn die Bevölkerung in Rumänien hat Sie deshalb gewählt, damit Sie die rumänischen Interessen und nicht die des Auslands vertreten. Sie haben die Macht, und ich bete zu unserm Herrgott, dass er Ihnen auch die Kraft dafür gibt!

Mit allem gebührendem Respekt


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