Jean Baudrillard: "Das Subjekt kann nur begehren, allein das Objekt kann verführen."

Ostfriese, Mittwoch, 11.01.2023, 08:46 (vor 682 Tagen) @ Mephistopheles1820 Views

Hallo Mephistopheles

Mithilfe von Diplomatie war noch nie ein Krieg vermeidbar. Wer hat dir denn solch einen Schmarn erzählt? Ich nehme doch schwer an, auf solch einen Schmarrn bist du nicht von alleine gekommen. <img src=" />
Es gilt nach wie vor das Dictum: Si vis pacem, para bellum!

Exakt.

Die einzelnen westeuropäischen Staaten befinden sich vollständig in tributärer Abhängigkeit des amerikanischen Zentralmachtsystems - sie haben ihm gegenüber in wesentlichen politischen, beratungstechnischen, militärischen und wirtschaftlichen Entscheidungen kein eigenständiges Potenzial. Erinnert sei an die von Electric General bereitgestellten Nukleargeneratoren in den als simulierendes Symbol französischer Unabhängigkeit geltenden U-Boote und die imperiale Verhinderung der Lieferung eben solcher an Australien - it's The Great Game.

Unabhängig von den als Subjekte konkret begehrenden politischen Mandatsträgern stehen Zentralmachtsysteme unter einem ständigen expansiven Druck, ihr Potenzial erweitern und besichern zu müssen - der Debitismus und die Machtheorie bestimmen als Objekt die dynamischen, auf- und herabschwingenden, fusionierenden und fissionierenden (Schlachtbank) Zentralmachtsysteme. In Paul C. Martins Worten: "Bei der Macht entscheidet nicht die Ausübung derselben, sondern deren Beibehaltung. Dies bedeutet automatisch Expansion."

Jean Baudrillard - der von den Fassungslosen verhasste - schreibt in Die fatalen Strategien auf S. 138:

Das Objekt ist nicht einmal intelligibel: es ist nur ein entfremdeter und verfemter Teil des Subjekts. Es wird an den Pranger gestellt; es ist obszön, passiv und prostituiert sich; es ist die Inkarnation des Bösen der reinen Entfremdung. …

Wer hat jemals die dem Objekt innewohnende Kraft, die ihm eigene Souveränität wahrgenommen? In unserem Wunschdenken hat das Subjekt ein absolutes Privileg, da es das Subjekt ist, das sich etwas wünscht oder das etwas begehrt. Aber alles kehrt sich um, wenn man zum Denken der Verführung übergeht. Hier handelt es sich nicht mehr um das Subjekt, das begehrt, sondern um das Objekt, das verführt. Alles geht vom Objekt aus und kehrt dorthin zurück, so wie alles von der Verführung ausgeht und nicht vom Begehren.

Wir erleben in diesen Tagen den Kampf zwischen den dynamischen regen- und windreichen atlantischen Tiefdruckgebieten und dem bisher stationär verharrenden russischen Kältehoch. Wer gewinnt?

Gruß - Ostfriese


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