Hi Meph,
Du behauptest: "Das ist das Dilemma. Die meisten legen ihre Grundüberzeugung bis Ende der Pubertät fest. Danach können sie nicht mehr anders und müssen ihren Weg bis zum Ende gehen."
Hmmm ....
Mir fiel dabei ein Artikel des hiesigen ehemaligen Zentralorgans der SED-Bezirksleitung Magdeburg ein, den mir meine Frau zum Lesen .... hingelegt hatte. Ein Ossi über Olaf Scholz, es menschelte arg, Nostalgie erinnere ich.
Da hatte ziemlich ganzseitig ein Zeitzeuge (von uns drüben, DDR) seine Erinnerungen an einen - heute würde man sagen "Workshop" - veröffentlicht, über eine Studienreise des O. Scholz in die DDR, nach meiner Erinnerung thematisch ziemlich ML-lastig?
Der Olaf muss wirklich ein glühender Marxist-Leninist gewesen sein in seiner Jugend. Ich habe den Artikel nicht wieder gefunden - auch nicht online - ist schon 'ne Weile her. Was ich nun fand, weil mich das interessierte heute, waren Artikel im WWW, viele, auf Hubertus Knabe basierende Artikel, siehe unten.
Dazu:
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Fortschritt findet nur dann statt, nicht dadurch, dass die Verfechter des Irrtums ihre falschen Meinungen ändern, sondern dass sie aussterben.
Dieser vorgezeichnete Weg lässt sich nur noch durch ein erfolgreiches Hitlerattentat ändern. Mal sehen, ob die Vorrsehung ihn beschützt.
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habe ich meine Zweifel: "Das ist das Dilemma. Die meisten legen ihre Grundüberzeugung bis Ende der Pubertät fest. Danach können sie nicht mehr anders und müssen ihren Weg bis zum Ende gehen."
Wie gesagt, beim Olaf scheint das absolut gar nicht so zu sein!
Wenn der so wie beschrieben in seiner Jugend die ML-Ideologie studiert hat, weiß er von der These, dass Kriege am Ende eines Krisenzyklus geführt werden müssen, um die Werte zu vernichten, die einem neuen Durchlauf des kapitalistischen Systems im Wege stehen. Zweitens, dass Rüstung die höchsten Renditen abwirft, für den Kapitalisten, also absolut böse ist. So die M.-L. Ideologie, wie ich sie in Erinnerung habe.
Und zu diesen beiden Axiomen - doch von ihm als Juso verinnerlicht?! - konträr handelt Scholz heute.
180° Umpolung durch den damaligen Besuch bei den Bilderbergern?
Nö. Ich glaube, wer was werden will in der Politik, muss sich biegen. Beim Schauspiel entscheidet auch der Regisseur, wer mit wem Sex haben muss. Profis auch da.
Bück dich, ich mach glücklich ...
Grusz
H.
Artikelauswahl:
1. "Scholz galt zu der Zeit bei seinen Parteifreunden in Hamburg und insbesondere bei den Agentenführern in Ostberlin als Marxist."
Originalquelle der vielen ähnlichen Artikel scheint diese zu sein:
2. https://hubertus-knabe.de/olaf-scholz-und-der-kreml/
3. "Dass Scholz keine grundsätzlichen Berührungsängste gegenüber der Linken hat, hat er wiederholt unter Beweis gestellt. Schließlich war er früher selbst glühender Marxist. Als junger Sozialdemokrat pflegte er schon zu DDR-Zeiten freundschaftliche Bande zur ostdeutschen FDJ, deren Funktionäre heute zum Teil in der Linkspartei sitzen. "
4. "Tatsächlich wurde Scholz zu einem wichtigen Verstärker von DDR-Positionen im Vorstand der Jungsozialisten. In der Nachrüstungsfrage, so schrieb er ... „dass Aufrüstung und Kriegsgefahr notwendige Begleiterscheinungen des Imperialismus sind und dass deshalb eine dauerhafte Friedenssicherung nur möglich ist, wenn das kapitalistische Gesellschaftssystem vom Sozialismus abgelöst wird.“"
5. "Jetzt hat das Bundesarchiv neue Unterlagen herausgegeben. Diese kommen aus den Beständen des DDR-Staatssicherheitsdienstes, in dessen Speichern Scholz gleich mehrfach verzeichnet ist. Und sie bestätigen das Bild, dass ihn die SED als wichtigen Bundesgenossen im Kampf gegen die NATO betrachtete."
6. "Die sechstägige Veranstaltung in Werder bei Potsdam bestand aus Vorträgen erfahrener SED-Agitatoren, die mit abendlichen Musikdarbietungen, Filmvorführungen und Ausflügen garniert wurden. Delegationsleiter der Jusos war Scholz, ..."
7. "Erstaunlich, dass sich bislang kaum jemand für die Biografie von Kanzlerkandidat Olaf Scholz interessiert hat – insbesondere für die Anfänge seiner politischen Karriere in der SPD, als er eine innige Nähe zum SED-Regime in der DDR pflegte. Dabei ist dieses Kapitel in seinem Lebenslauf von besonderem Interesse, schließlich bezeichnete sich Scholz damals selbst als glühenden Marxist."
8. "Ein Jahr vor dem Mauerfall versicherte eine von Scholz mit geführte Juso-Delegation den Partnern von der DDR-Jugendorganisation FDJ, „dass die wahren Feinde des Friedens (…) im Militär-Industrie-Komplex der USA“ sowie in der „Stahlhelm-Fraktion“ der Unionsparteien zu suchen seien."
9. "Scholz Umgang mit seiner Vergangenheit erinnert an das Verhalten Angela Merkels. Auch sie hat sich niemals mit ihrer Rolle als FDJ-Sekretär am Zentralinstitut für Physikalische Chemie auseinandergesetzt."
10. "In den Augen der Einheitspartei war Scholz der richtige Mann, da er sich nicht nur als vehementer Kritiker des Nordatlantikpakts profiliert hatte, sondern auch dem marxistischen Stamokap-Flügel der Jungsozialisten angehörte, der den namensgebenden „staatsmonopolistischen Kapitalismus“ bekämpfte. „Scholz war in den 80ern glühender Marxist“, schreibt auch „Handelsblatt“-Redakteur Martin Greive. Den damaligen Juso-Chef Willi Piescyk auf dessen Frage, warum es zwischen beiden so oft kracht, soll er einmal so angeschrien haben: „Weil Du den Kapitalismus nicht so sehr hasst wie ich!“
Laut Greive warb Scholz für „die Überwindung der kapitalistischen Ökonomie.“ Und für die „Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft“ schrieb er: „Diese Situation macht die Herausbildung eines wirklichen linken Parteiflügels notwendig, in dem sich Marxisten und linke Reformisten sammeln.“ Aufrüstung und Kriegsgefahr bezeichnete er als „notwendige Begleiterscheinungen des Imperialismus.“ Eine dauerhafte Friedenssicherung sei daher nur möglich, wenn das kapitalistische Gesellschaftssystem vom Sozialismus abgelöst werde."
Wau, watt'ne flexible "Grundüberzeugung" der Olaf hat.