Die formbare Masse
Hallo Ashitaka,
Deine Beispiele zeigen nur die herrschaftlichen Mittel, um regieren zu können:
Identifikation.
Zuckerbrot und Peitsche.
Beeinflussbarkeit und Manipulation.
All diese Dinge werden durch Worte und Bedeutungen geschaffen.
Es existiert jenseits dieser Deutung jedoch eine andere Form von Sprache.
Diese Sprache beruht auf Erkenntnis, Verstehen, Sinn und Erfahrung.
Diese Art der Sprache wird nur von jenen verstanden und gesprochen,
deren Mittelpunkt nicht das Wort ist, sondern die Abwesenheit von Worten
– die Stille, die direkte Wahrnehmung ermöglicht.
Es ist unmöglich einen einzelnen Menschen von etwas zu überzeugen, ohne
dass sich dieser Mensch überzeugen lassen will. Es ist jedoch einfach,
hunderttausende Menschen von etwas zu überzeugen, weil der Mensch
sich als soziales Wesen gerne der Mehrheit anschließt.
Das Übel der Identifikation. Bis heute.
Sobald jemand Macht über Menschen hat, kann er sie durch Manipulation
steuern. Nur der Dumme, lässt sich von anderen eine goldene Zukunft
versprechen. Hier wirkt die Beeinflussbarkeit.
Kommen wir wieder zum Regenwald-Indianer. Weder Identifikation, noch
Beeinflussung oder Versprechungen konnten diesen Menschen von etwas
überzeugen. Deshalb blieb nur die Gewalt und der Zwang. Das haben
die meisten dieser Völker nicht überlebt.
Man kann keinen Menschen gegen seinen Willen von etwas überzeugen.
Man kann ihn aber mit Gewalt zwingen.
Aber auch nicht alle. Die Geschichte ist voll von Menschen, die für
ihre Unabhängigkeit und Freiheit starben. Sie werden als Helden verehrt,
weil sie sich nicht beugen ließen. Sie würden dir ins Gesicht lachen,
wenn man ihnen erzählen wollte, was sie zu glauben haben.
Wenn der Mensch ohne Furcht ist, ist er gefährlich für die Herrschaft,
denn nur der Furchtsame wird sich durch Identifikation, Beeinflussung
oder Drohung einer Meinung anschließen, die nicht seine eigene ist.
Die Herrschenden wissen das und deshalb wird mit der Beeinflussung
schon im Kindergarten begonnen und geht dann weiter bis zum
Studium und zum Berufsleben.
Meine Sichtweise ist sowohl politisch als auch spirituell. Es kann
dort keine Trennung geben. Die Spiritualität verlangt, die Welt
selbst zu verstehen. Die Politik verlangt Konformität. Wir sind als
Zivilsationsmenschen solange Sklaven von Deutungssystemen,
bis wir diese Tatsache erkennen.
Gruß
nemo