Schöner Text, danke! + Gedanken zur Urschuld

Phoenix5, Mittwoch, 07.11.2018, 19:53 (vor 2206 Tagen) @ Silke3881 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 07.11.2018, 20:09

Hallo Silke!

Du schreibst:

"Denn was niemand haben muss, um es zum Termin an den Machthalter abzuliefern, kann auch keine Bewertungen (Schaffung von Paritäten zu Gütern / Dienstleistugnen) erzwingen. Dass es beim Thema Geld in erster Instanz nicht um den Nutzen, sondern um solche Zwänge geht, die durch den Machthalter begründet werden, ist ein Meilenstein der Erkenntnis."

Ich halte das mittlerweile für die wichtigste Erkenntnis überhaupt im Debitismus. Solange diese Erkenntnis, dieses Fundament des Kapitalismus, nicht begriffen wurde, baut ein falscher Schluss auf den nächsten auf.

Dottores vorangestelltes "Urschuld"-Konzept wurde oft belächelt oder stiefmütterlich behandelt (auch von mir in der Vergangenheit), weil man die Tragweite dieses Konzepts nicht verstanden hat. In der Urschuld steckt aber alles drin, was man wissen muss. Machthaber und tributpflichtiger Untertan fallen hier in einem Individuum zusammen. Der Machthaber ist der Überlebenswillen (der "geistige Aspekt" wenn man so will) und der Untertan ist der Körper, der Leistung vollbringen muss, um das Überleben zu sichern. Die Nahrung (analog "Geld"), die das Individuum zu sich nehmen muss (analog "Tribut/Steuer"), um den Zustand "Leben" (analog: "Steuerschuld/Kredit") zu bedienen, ist nicht allein deshalb wertvoll, weil sie das Überleben sichert, sondern weil sie zwei Dinge mit Geld gemein hat:

1) Sie muss knapp sein. Wäre Nahrung immer und überall vorhanden, gäbe es keinen Druck Leistung zu erbringen. Man würde körperlich und geistig degeneriert unterm Baum im Schlaraffenland liegen und sich die gebratenen Tauben in den Mund fliegen lassen. Nahrungssuche verlangt nach Leistung, so wie auch Geld erst durch Leistung erwirtschaftet wird.

2) Die Nahrungsaufnahme gehorcht einem periodischen Termin und dieser nennt sich "Hunger". Dottore erklärt es auch in "Der Kapitalismus": Wäre der Mensch unsterblich, hätte er keinen Druck zu essen. So wie Geld einen Termin hat, um als Steuer beim Staat zu landen oder um private Kredite zu tilgen, so muss auch die Nahrung bei Hunger in den Magen überführt werden. Wird dieser Termin nicht eingehalten droht die Sanktion (Gefängnis/Pfändung/Tod).

Das Urschuld-Konzept ist der Urgrund (wenngleich es darunter wohl noch einige Etagen tiefer geht in Richtung Thermodynamik, Ashitakas Potentiale oder noch weiter runter hin zu esoterisch-metaphysischen Konzepten), in dem bereits alles enthalten ist. Der Staat macht das, was in der Urschuld bereits enthalten ist, erst sichtbar bzw. spiegelt es auf eine höhere Ebene (das, was ich "Fraktale" nenne - ein geborgtes Wort aus der fraktalen Geometrie)

Solange man in den Wirtschaftswissenschaften nicht begreift, dass Geld nur dann Wert haben kann, wenn man zum Termin (Zwang!) mehr davon benötigt als da ist (Knappheit!), wird man weiter den Unsinn von Tauschmittel und Tauschmärkten kultivieren.

Beste Grüße
Phoenix5

PS: @Ashitaka: Langsam komme ich auch dahinter, was du da auszubrüten versuchst. Dranbleiben! Klingt spannend!


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