Der Wert der Sammlung ist unter Einbeziehung von Negativ-Zinsen stark eingeschränkt

Morpheus ⌂, Montag, 08.05.2023, 03:03 (vor 352 Tagen) @ Ostfriese1335 Views

Hallo Ostfriese,

danke für die Diskussionsbereitschaft.

Der größte Teil der Sammlung wird meiner Meinung nach durch die einfache Tatsache obsolet, dass er nicht berücksichtigt, dass es negative Zinsen geben kann. Negativ-Zinsen drehen das Spiel nämlich um und warum sollen die Geldhalter subventioniert werden, wenn ihr Verzicht niemanden nützt.
Bei überlaufender Liquidität, gibt es natürlich keine Liquiditätsprämie mehr.

Negative Zinsen waren (als es noch günstige Energie und eine funktionierende Wirtschaft gab) bei deutschen Staatsanleihen für den Käufer nämlich sehr wohl ein sinnvoller Kauf, denn er tauschte den unsicheren Lagerort "Bank X" gegen den im Verhältnis viel sicheren Lagerort "Deutschland". Bei der Bank X war das Kapital oberhalb des Garantiebetrages der Einlagensicherung eben NICHT sicher. Die Bank konnte pleite gehen, er sein Kapital verlieren. Die Pleite des deutschen Staates ist eigentlich ausgeschlossen, denn in seiner Währung ist jeder Staat immer zahlungsfähig.

Negative Zinsen sind auch ehrlich gesagt eine sinnvolle Sache, denn die Lagerung von Geld war stets teuer, denn Geld musste schon immer besonders gut gesichert werden. Wenn es aber bereits übermäßig viel Geld gibt, braucht niemand mehr Geld mit Zinsen anzulocken, um liquide zu sein. Also gibt es natürlich keine Zinsen mehr, sondern nur Lagerkosten. Und jeder der möchte kann das Geld gerne abheben und die Lager- und Transport-Risiken wieder selbst übernehmen. Um diese beiden Risiken abzudecken, hatten sich die Banken überhaupt als Dienstleister etabliert. Die Versicherungen verlangen für überdurchschnittliche Bargeldmengen ziemlich viel Sicherheit (Alarm-gesicherte Tresore hoher Sicherheitsstufen) und erheben dafür Zusatzprämien was letztlich auch eine Form der negativ-Zinsen bedeutet. Und ich sage Dir, wenn es nicht eine kleine Minderheit wäre, die ihr Geld zu Hause lagern würde, sondern wie seinerzeit, als die Banken gerade aufkamen, würde das Lagerrisiko rasant ansteigen.
Bevor es Banken gab waren systematische Raubzüge durch die Häuser oder direkter Raubmord sicher sehr häufige Delikte, weil sie viel Erfolg versprachen. Und das würde sich mit Sicherheit ganz schnell wieder so einpegeln, wenn sich der Lagerort von den Banken wieder im großen Stil auf "unter die Matrazen" verschieben würde.

Und anders als sich das Alle vorstellen konnten, kann der Staat durchaus auf die Idee kommen, Kredite zu subventionieren, indem er auch bei Krediten Negativ-Zinsen erlaubt. Solche Maßnahmen könnten das System eine weitere Zeit am Laufen halten, weil sich natürlich mehr Schuldner finden, als bei Null- oder Positiv-Zinsen. Wie Wirtschaft subventioniert wird, ob mit direkten Zahlungen oder mit Zins-Subventionen ist letztlich egal.

Die aktuellen Zinserhöhungen der Notenbanken sind pure Blödheit, anders kann man es nicht nennen.

Die Inflation hat mit den Zinsen heute gar nichts mehr zu tun. Das war vielleicht in den 1970er Jahren noch so. Aber über diese Stufe der Wirtschafts-Entwicklung sind wir heute lange hinaus.

Und wie ich in diesem Beitrag dargelegt habe, ließe sich ein stabiles Kreditgeldsystem schaffen, wenn die Ausdehnung des Währungsgebiets klein genug bleibt. Denn in diesem Fall kann man den Bankkunden eine Aufsichtsrecht und gewähren und wenn die Bank doch z.B. doch durch externe Schocks in Zahlungsschwierigkeiten käme, könnte man das ohne, dass Ungerechtigkeiten entstehen, durch ein solidarischen Bail-In neutralisieren.

Grundsätzlich gelten in dieser Zeit der Beliebig- und Oberflächlichkeiten, des Zurückdrängens der ökonomischen Diskussionen und des Ausblendens der hidden engine des Systems @Ashitakas mehr als 9 Jahre zurückliegenden Ausführungen über den Systemcode in https://archiv1.dasgelbeforum.net/index.php?id=327330 .

Es dauert nun einmal Jahre, bis man dieses Bild ausgemalt hat, bis auch der Code verstanden ist, mit dem die klassischen Theorien entschlüsselt werden. Das hat nichts mit der eigenen Auffassungsgabe zu tun, sondern schlicht und einfach mit den zunächst noch stark irritierenden Änderungen des Blickwinkels auf das Wirtschafts- und Finanzgeschehen. … Will man etwas über Systematiken und Theorien beisteuern, dann ist ein Studium der Sammlung und Literatur unabdingbar.

Glaub mir die Sammlung habe ich studiert. Wer aus dem wolkigen Geschwurbel von Ashitaka schlau wird, der soll mir es bitte so übersetzen, dass ich hinter her eine Software draus machen kann. Dafür muss es hinreichend konkret sein.

Und alles was im Folgenden dieses Beitrages (blau) von dottore kommt, und die Vergangenheit betrifft, ist nicht relevant. Sagt mir bitte, wie soll es denn heute funktionieren. Wechsel gibt es nicht mehr, aus gutem Grund. Absolut unsinnig kompliziert und ein weiteres System neben dem elektronischen Zahlungsverkehr. Was soll so etwas im Zeitalter von Krypto-Geld. So etwas wird doch wohl niemand wieder ernsthaft einführen wollen.

Wer von den Goldbugs erklärt mir bitte, wie Unternehmensfinanzierung im Goldstandard funktioniert.

Gold musste nur bei Kontraktablauf bzw. staatlich verordneter Fälligkeit geleistet werden. Im privaten Verkehr, der - außerhalb von Alltagsgeschäften - mit Hilfe von Wechseln abgewickelt wurde (Gläubiger und Schuldner plus alle, die quergeschrieben hatten, denn der Wechsel lief "um" und jeder der ihn weiterreichte, musste seinen Namen drauf setzen - es gab Wechsel mit ellenlangen Allongen), gab es für den Wechsel, der auch über Jahre laufen konnte, zuletzt bürgerten sich 30 Tage ein, "Respekttage" (bis zu 60), bevor es dann zur Vollstreckung bzw. dem Konkurs kam, bzw. lange Zahlungsziele. In Hamburg waren Rechnungen nach 9 Monaten fällig (ohne Wechsel).

Nehmen wir die Reichsbank 1900: Banknotenumlauf = 1410 Mio. Gold in Barren und Münzen = 501. Rediskontierte Wechsel = 1088. Wären alle Banknoten an einem Tag in Gold abgefordert worden, wäre die RB illiquide gewesen. Sie hätte aber im Ablauf der Zahlungsfrist aller Wechsel, also spätestens nach 3 Monaten alle Banknoten-Präsentierer unschwer bedienen können - vorausgesetzt die Wechsel wären gegen Gold ausgelöst worden, was auch kein Problem gewesen wäre, da insgesamt 1714 Mio. Goldmünzen im Publikum waren.

Re: @dottore - Wie kommt Geld im Goldstandard in Umlauf? https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Wechsel+und+Gl%C3%A4ubiger+u...

Weitere Quellen:

… Das System lief so ab: Jeder Kaufmann, der einen guten Leumund hatte, konnte bei der Bank ein Konto eröffnen. Dazu legte er einen bestimmten Betrag an Edelmetall (Silber im HHer Fall) ein. In Höhe dieses Betrages erhielt er von der Bank eine Gutschrift. Diese Gutschrift konnte er - via Lastschrift - auf die Konten anderer Bankteilnehmer umbuchen lassen. Und umgekehrt natürlich. Die Bank (Hamburger Banco) war nichts als eine reine Clearingstelle. (Sie hat einmal ganz kurz auch das Kreditgeschäft versucht, ist aber gleich gescheitert; die Große Krise von 1857 hatte auch nicht die Bank erledigt, sondern die Kaufleute, die mehr Wechsel reinnehmen mussten, als sie dann aus der Bank an Silber abfordern konnten, dazu gibts sehr ausführliche Literatur).

Re: Gold ist Freiheit Antwort TEIL I verfasst von dottore, 04.10.2000

Dass Gold Liquidität beinhaltet, bestreitet doch keiner. Nur wozu sollte ich mir Gold als Liquidität hinlegen? Das tue ich erst, wenn die Klamotte mit der Run-away-Inflation gestartet wird. Dann verzinst sich Gold sogar: Differenz zwischen Preisen heute und Preisen morgen oder in drei Monaten usw.

Dass fiat money zu Altpapier wird, dürfte auch dieses Mal wieder sehr wahrscheinlich sein. Aber j e t z t noch nicht. Und kriegen wir gar eine Deflation, verzinst sich auch meine Banknote: Differenz zwischen Preisen heute und den (niedrigeren) Preisen (incl. dem für Gold) morgen usw.

Re: Gold ist Freiheit Antwort TEIL II verfasst von dottore, 04.10.2000
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Gold+und+Handelswechsel+und+...

Ja, wie im Folgenden von sensortimecom dargestellt, so ist es nämlich: Das Goldsystem müsste die Wirtschaftstätigkeit krass einschränken. Das wäre völliger Wahn- oder Schwachsinn.

Und jetzt kommt der Höhepunkt des Zynismus (leider!): Ein solches Geldsystem ist deshalb sogar besser "gedeckt" als alle bisherigen "gedeckten" Systeme. Es funktioniert auch noch nachdem z.B. Gold oder irgendeine andere Deckungs-Einheit an seine Grenzen gelangt ist! Wenn ich daher das debitistische Geldsystem durch ein streng "gedecktes G." egal welcher Art ersetze, enge ich damit den wirtschaftlichen Spielraum ein, der im Moment gegeben ist. Die Leute werden zornig wieder nach dem alten System rufen, wenn die Arbeitslosigkeit explodiert.

Rein mathematisch gesehen ... sensortimecom, Montag, 21.10.2013 https://archiv1.dasgelbeforum.net/index.php?id=297302


Genau das habe ich ja stets versucht herauszubekommen, wie Goldbugs die Begrenzung der Kreditvergabe bei einer Rohstoff-gedeckten Währung überwinden wollen.
Wenn die Währung mit den Kreditsicherheiten gedeckt wird, dann geht das sehr gut. Denn es können so auch erst zu erstellende Sicherheiten (z.B. Immos oder Fabriken) mit Zug (Teilkreditzahlung) um Zug (Baufortschritt) kreditfinanziert werden. Aber eine davon entkoppelte Rohstoff-Deckung kann einfach nicht wachsen und es können an bestimmten Punkten weder weitere Kredite gewährt noch konnten früher weitere Wechsel akzeptiert werden.

Ich bin sehr gerne bereit eine echte Diskussion zu führen. Aber nur auf dottore zu verweisen, der keine Antworten mehr geben kann und Negativ-Zinsen für unmöglich hielt, führt uns einfach nicht weiter.

Die Bankenkrise der USA ist durch die Zahlungsbilanz-Defizite und den weltweiten Dollar-Umlauf natürlich geradezu völlig selbstverständlich. Wie sollen die Schuldner ihre Dollar verdienen, wenn die längst in Argentinien oder sonst wo auf der Welt gehortet werden. Wobei die FED natürlich diese Verluste ausgleichen könnte und es würde auch keine Inflation erzeugen, wenn NUR die Bankenverluste kompensiert werden. Das wäre eine andere Form der solidarische Umverteilung, wie ich sie auch propagiere. Die Inflation ist nur entstanden, weil man während der Corona-Krise die Realwirtschaft mit dem FED-Geld übermäßig geflutet hatte. Das war auch Blödheit. Die USA sind räumlich und finanziell völlig überdehnt und die US-Eliten vom unbegrenztem Gelddrucken absolut abhängig, weil sie ohne selbige weder ihr Militär noch ihre Auslandseinkäufe finanzieren könnten.

Die innerhalb der USA erlebte Deflation, die Ursache der Bankenkrise, ist ein Problem der regionalen Geld-Unterversorgung, durch regionale Zahlungsbilanzdefizite) was den Kreditnehmern der unterversorgten Regionen die Beschaffung von Geld zwecks Tilgung unmöglich macht, wenn sie keine exportierbaren Leistungen anbieten können. Weil regional zu wenig Geld umläuft (d.h. in Noten oder als Guthaben auf Konten vorhanden ist). Die Targetsalden der EZB zeigen das wunderbar auf.

Meine Frage an die Goldbugs bleibt, wenn wir jetzt wieder eine Gold-gedeckte Währung einführen, wie soll die genau funktionieren oder NUR: Wie genau soll die Kreditvergabe bei einer solchen Währung funktionieren, ohne dass die Wirtschaftsentwicklung völlig künstlich beschränkt wird???

Grüße
Moprheus

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Wir - für die unbeschränkbare Freiheit.


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