Gold & Wechsel & Gläubiger & Schuldner & Allonge

Ostfriese, Sonntag, 07.05.2023, 13:44 (vor 347 Tagen) @ Morpheus1577 Views

Hallo Morpheus

Grundsätzlich gelten in dieser Zeit der Beliebig- und Oberflächlichkeiten, des Zurückdrängens der ökonomischen Diskussionen und des Ausblendens der hidden engine des Systems @Ashitakas mehr als 9 Jahre zurückliegenden Ausführungen über den Systemcode in https://archiv1.dasgelbeforum.net/index.php?id=327330 .

Es dauert nun einmal Jahre, bis man dieses Bild ausgemalt hat, bis auch der Code verstanden ist, mit dem die klassischen Theorien entschlüsselt werden. Das hat nichts mit der eigenen Auffassungsgabe zu tun, sondern schlicht und einfach mit den zunächst noch stark irritierenden Änderungen des Blickwinkels auf das Wirtschafts- und Finanzgeschehen. … Will man etwas über Systematiken und Theorien beisteuern, dann ist ein Studium der Sammlung und Literatur unabdingbar.

Wer von den Goldbugs erklärt mir bitte, wie Unternehmensfinanzierung im Goldstandard funktioniert.

Gold musste nur bei Kontraktablauf bzw. staatlich verordneter Fälligkeit geleistet werden. Im privaten Verkehr, der - außerhalb von Alltagsgeschäften - mit Hilfe von Wechseln abgewickelt wurde (Gläubiger und Schuldner plus alle, die quergeschrieben hatten, denn der Wechsel lief "um" und jeder der ihn weiterreichte, musste seinen Namen drauf setzen - es gab Wechsel mit ellenlangen Allongen), gab es für den Wechsel, der auch über Jahre laufen konnte, zuletzt bürgerten sich 30 Tage ein, "Respekttage" (bis zu 60), bevor es dann zur Vollstreckung bzw. dem Konkurs kam, bzw. lange Zahlungsziele. In Hamburg waren Rechnungen nach 9 Monaten fällig (ohne Wechsel).

Nehmen wir die Reichsbank 1900: Banknotenumlauf = 1410 Mio. Gold in Barren und Münzen = 501. Rediskontierte Wechsel = 1088. Wären alle Banknoten an einem Tag in Gold abgefordert worden, wäre die RB illiquide gewesen. Sie hätte aber im Ablauf der Zahlungsfrist aller Wechsel, also spätestens nach 3 Monaten alle Banknoten-Präsentierer unschwer bedienen können - vorausgesetzt die Wechsel wären gegen Gold ausgelöst worden, was auch kein Problem gewesen wäre, da insgesamt 1714 Mio. Goldmünzen im Publikum waren.

Re: @dottore - Wie kommt Geld im Goldstandard in Umlauf? https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Wechsel+und+Gl%C3%A4ubiger+u...

Weitere Quellen:

… Das System lief so ab: Jeder Kaufmann, der einen guten Leumund hatte, konnte bei der Bank ein Konto eröffnen. Dazu legte er einen bestimmten Betrag an Edelmetall (Silber im HHer Fall) ein. In Höhe dieses Betrages erhielt er von der Bank eine Gutschrift. Diese Gutschrift konnte er - via Lastschrift - auf die Konten anderer Bankteilnehmer umbuchen lassen. Und umgekehrt natürlich. Die Bank (Hamburger Banco) war nichts als eine reine Clearingstelle. (Sie hat einmal ganz kurz auch das Kreditgeschäft versucht, ist aber gleich gescheitert; die Große Krise von 1857 hatte auch nicht die Bank erledigt, sondern die Kaufleute, die mehr Wechsel reinnehmen mussten, als sie dann aus der Bank an Silber abfordern konnten, dazu gibts sehr ausführliche Literatur).

Re: Gold ist Freiheit Antwort TEIL I verfasst von dottore, 04.10.2000

Dass Gold Liquidität beinhaltet, bestreitet doch keiner. Nur wozu sollte ich mir Gold als Liquidität hinlegen? Das tue ich erst, wenn die Klamotte mit der Run-away-Inflation gestartet wird. Dann verzinst sich Gold sogar: Differenz zwischen Preisen heute und Preisen morgen oder in drei Monaten usw.

Dass fiat money zu Altpapier wird, dürfte auch dieses Mal wieder sehr wahrscheinlich sein. Aber j e t z t noch nicht. Und kriegen wir gar eine Deflation, verzinst sich auch meine Banknote: Differenz zwischen Preisen heute und den (niedrigeren) Preisen (incl. dem für Gold) morgen usw.

Re: Gold ist Freiheit Antwort TEIL II verfasst von dottore, 04.10.2000
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Gold+und+Handelswechsel+und+...

Und jetzt kommt der Höhepunkt des Zynismus (leider!): Ein solches Geldsystem ist deshalb sogar besser "gedeckt" als alle bisherigen "gedeckten" Systeme. Es funktioniert auch noch nachdem z.B. Gold oder irgendeine andere Deckungs-Einheit an seine Grenzen gelangt ist! Wenn ich daher das debitistische Geldsystem durch ein streng "gedecktes G." egal welcher Art ersetze, enge ich damit den wirtschaftlichen Spielraum ein, der im Moment gegeben ist. Die Leute werden zornig wieder nach dem alten System rufen, wenn die Arbeitslosigkeit explodiert.

Rein mathematisch gesehen ... sensortimecom, Montag, 21.10.2013 https://archiv1.dasgelbeforum.net/index.php?id=297302

Gruß - Ostfriese


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