Irgendetwas wichtiges fehlt den Russen.

Weiner, Sonntag, 25.12.2022, 20:33 (vor 486 Tagen) @ Beo23825 Views

Hallo!

Da alle Proteste, Reden und Forderungen der Russen in den letzten 8-15 Jahren nichts fruchteten, mussten sie handeln.

Gruß, Beo2

Obwohl es nun geschehen ist und es eigentlich nutzlos ist, sich noch damit zu beschäftigen, denke ich doch über dieses "mussten sie handeln" immer wieder nach.

'Wir' kennen tausendprozentig die Vorgeschichte und die Argumente aus der Sicht Russlands (bitte hier nichts wiederholen und aufwärmen ...!!) und sind deshalb geneigt, aus all dem ein Handeln zu rechtfertigen. Aber war das wirklich die einzige Option, nämlich einen Krieg vom Zaun zu brechen? Und wenn doch, war alles wirklich fehlerfrei organisiert?

Wie machen es denn die fiesen und hoch professionellen White&JewishAngloSaxons? Sie arbeiten verdeckt und komplett im Nebel (siehe arabischer Frühling, syrischer Frühling etc. bis Nordstream und Krimbrücke). Und zu ihren Nebelwerfern gehört die bis ins kleinste ausgearbeitete Steuerung der öffentlichen Meinung. Beides kriegen die Russen offenbar nicht hin (wobei sie natürlich mindestens gesamt Europa, besser aber auch die USA abdecken müssten).

Ich mache natürlich hier keine Vorschläge (obwohl mir viel einfallen würden ..), aber einen Punkt darf ich ansprechen: Obwohl TV und Internet heute extrem wichtig sind, dürfen Printmedien nicht vernachlässigt werden. Mit einem Bruchteil des Geldes, das jetzt für Waffen (-herstellung) ausgegeben wird, hätten die Russen ein paar Tageszeitungen/Zeitschriften aufbauen können (das dauert 5 bis 7 Jahre), die dann eben nicht so leicht gesperrt werden können wie TV-RussiaToday oder SozialeMedien oder TelegramKanäle. Solche Zeitschriften müssten etabliert (gewesen) sein und ganz normale Bedürfnisse abdecken (Werbung, Kultur, BlaBla, Sport etc.), aber sie hätten dann eben auch russische Ansichten & Argumente mit transportieren müssen. Entfernt gehört auch hierher, dass Russland prominente Persönlichkeiten im Westen hätte aufbauen müssen, die für Russland hätten sprechen können und wollen (Schauspieler, Sportler, Musiker etc.) - ein Star im Kreml allein genügt halt nicht. **)

Jetzt ist es zu spät, um Public Relations zu betreiben. Vor allem ist das zu spät in der Ukraine. Dort hätte Russland ebenfalls eine seriöse, tragfähige und entwicklungsfähige Opposition zu den Amis, Juden und Ukronazis aufbauen müssen. Von den Graswurzeln an aufwärts (man muss nur mal die Jugendbewegungen der Urkonazis anschauen, die alle mit Hitlergruß marschieren!). Das hat Putin aber vergleichbar nicht getan ... Oligarchen machen sowas nicht so gerne ... geben lieber Befehle ...

Was die Frage nach den Fehlern betrifft, so ist es auch ganz klar, dass Russland, wenn es einen Krieg beginnt, den auch schnell und erfolgreich und mit so wenig wie möglich Opfern/Zerstörungen abschließen können muss. Das ist zwingend, wenn man eine Führungsmacht werden will. Im Augenblick hat Russland nur Spielräume für eine Neugestaltung der "Weltordnung" eröffnet, aber es handelt nicht so überzeugend, dass man ihm gern folgen wollte.

Deswegen ist die ganze Angelegenheit noch offen. Und wird es noch lange so bleiben. Und wird immer die Gefahr eines russischen Absturzes in sich bergen - der natürlich nicht geschehen darf (aus russischer Sicht) und dann zu kritischen Handlungen (russischerseits) führen kann.

Weil es also schief gegangen ist, diese ganze Sache, braucht Russland nun einen sehr langen Atem (und wird sich während eines solchen Prozesses verändern, und zwar auf eine Weise, die wahrscheinlich nicht gut sein wird).

Einfach auf den Zweiten Weltkrieg schauen. Mit 2023 tritt die Welt ins Jahr 1939 ein.

Schon mal vorab: ein Gutes Neues! *)

Weiner

*) ein Jahr, das weiterhin für Vorbereitungen genutzt werden sollte, u.z. Vorbereitungen, die weit tragen mögen: die nicht nur auf einen Zusammenbruch reflektieren sondern nachfolgend auch einen Wiederaufbau einschließen. Dieser Wiederaufbau wird umfassend sein müssen, und in gewisser Weise dabei auch eine Neuorganisation dessen bedeuten, was man gegenwärtig als 'den Staat' bezeichnet.

**) Putin und sein Anhang haben einfach kein Modell für die Zukunft der Menschheit. Es genügt nicht zu sagen: wir machen alles richtig, lassen uns keine Fehler vorwerfen, sind stark, verteidigen nur uns selbst etc. Das reicht nicht. Wer führen will, muss Vertrauen ausstrahlen und Begeisterung wecken können. Putin & Co. müssten nicht nur die westliche Elite adressieren können sondern jeden Menschen auf dem Planeten. Auf mich, und möglicherweise viele andere, üben Pseudo-Skipper mit 500-Mio-Yachten keine Anziehungskraft aus ...


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