Hier meine Lageeinschätzung. (mT)

DT, Sonntag, 10.04.2022, 12:47 (vor 772 Tagen) @ Plancius7113 Views
bearbeitet von DT, Sonntag, 10.04.2022, 13:26

Um gleich vorauszuschicken und um ad-personam Angriffe vorzubeugen: mir ist egal, wer "gewinnt", solange ich vorher abschätzen kann, was passiert, um daraus finanziellen Vorteil zu ziehen. Mir ist es lieber, wenn der Krieg eher vorbei ist als später, so daß das Gas wieder durch die Pipelines rollt, das Öl kommt, der Weizen und der Dünger, so daß die Zulieferteile aus Rußland und der Ukraine wieder verfügbar werden, so daß die globale Wirtschaft auf Sach- und Personalebene weiterlaufen kann.

Das ist mein Interesse. Ich arbeite sowohl mit Russen als auch Ukrainern zusammen und betreibe Handel in beide Richtung, somit ist mein Interesse möglichst am offenen Waren- und Personenaustausch.

Ich möchte natürlich auch kein Blutvergießen, auf beiden Seiten nicht. Wir haben selber angeboten, ukrainische Flüchtlinge in unserem Haus aufzunehmen, nur bis jetzt hat sich die Verwaltung des Ortes noch nicht bei uns gemeldet. Ich kenne russische Freunde, die gegen den Krieg sind, aber auch welche, die hinter Putin stehen. Ich kenne Ukrainer, die aus der West- wie auch aus der Ostukraine sind und die russische Elternteile haben und total zerrissen sind.

Ich habe zwar mit meinen Ölaktien und K+S massiv vom Krieg profitiert und ärgere mich ein wenig, nicht rechtzeitig freitags vor dem großen Anstieg in Rheinmetall und Hensoldt reingegangen zu sein und sitze auf nicht unbeträchtlichen Gazprom-Verlusten, daher ist es mir recht, wenn der Krieg sooner als later zu Ende ist.

Anyway, nach der jetzigen Lageeinschätzung hat Rußland wohl 449 Kampfpanzer (wohl zumeist T-72) und 648 Schützenpanzer (BMP) verloren. Das sind 45 bzw. 38 Prozent ihres Materials. Dazu haben sie 45 000 ihrer 150 000 angreifenden Soldaten durch Tod, Verletzung, Gefangenschaft oder Desertierung verloren. Das sind etwa 30%. Dazu kommen 6 (!) Generale, die die Russen schon zu Beginn verloren haben. In dem auf Obrigkeit zentralistisch zugeschnittenen russischen Armeesystem ist das so, als würde man den Kopf abschlagen. In der Heeresstruktur 4, die ich noch aus der Bundeswehr kenne, galt der Föderalismus, in dem Sinne daß auch Untergebene in der Lage waren, den Auftrag auszuführen und nicht nur die Befehle der Vorgesetzten.

Bei der Ukraine sind mindestens 95 Kampf- und 170 Schützenpanzer verloren gegangen, das sind 27 bzw. 31 Prozent ihres Materials. Sie kämpfen hauptsächlich mit Infanterieverbänden mit US und britischen Panzerabwehrwaffen.

Um das ganze einmal in Relation zu stellen: die Bundeswehr hat momentan noch 225 Panzer Leopard 2. Zu meiner Zeit waren das noch 3000.

Die Russen haben 360 aktive T-90, 200 eingelagert, 450 aktive T80, 3000 eingelagert, und ca 2000 T-72, weitere 7000 eingelagert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Russisches_Heer

Noch ein Vergleich: bei der größten Panzerschlacht aller Zeiten am Kursker Bogen im Juli 1943 kämpften 5000 russische Panzer und Sturmgeschütze gegen 2500 Panzer und Sturmgeschütze der Wehrmacht. Die Russen erkämpften damals die Initiative und Kursk war nach Stalingrad der endgültige Wendepunkt des II. WKs. Russische Verluste: 150.000 Mann, 1600-2000 Pz/StG, deutsche Verluste: 54.000 Mann, 250-320 Panzer und StG.

https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Zitadelle

Noch ein Vergleich: in ganz Vietnam fielen in den 11 Jahren von 1964-1975 58.000 Amis. Das haben die Russen jetzt praktisch in 6 Wochen verloren. Das ist soviel, wie in 10 Jahren russischer Invasion in Afghanistan (1979-1989). Nur mal so als Vergleich. Das könnt Ihr mir glauben, die 58000 toten Amis haben politisch viel bewirkt bei über 200 Mio Amis damals. Bei 140 Mio Russen sind 45000 komplett sinnlose verlorene Jungs in 6 Wochen (Vergleichbar mit den großen Schlachten des II. WKs zur Verteidigung von russischer Heimaterde) ultrabitter. Schon die 50000 Toten in Afghanistan haben dazu beigetragen, Rußland in den 1980er Jahren massiv zu schwächen.

Der "schnelle Sieg" der Russen dürfte dahin sein. Momentan sieht es nach einer Umgruppierung aus, so daß die Russen wohl mit ihrer 1. Gardepanzerarmee von Carkiv/Izium (Nordosten) her und mit der 58. Armee von Süden her auf Dnipropetrovsk und an den Dnjepr vorstoßen werden. Dort ist das Finanzzentrum die die Metallindustrie, die sowohl die Ukraine mit Rüstung als auch die dt. Automobilindustrie mit Waren beliefert. Mit diesem Zangenangriff könnte der Donbass abgeschnitten werden, um dann in Friedensverhandlungen zu gehen, damit der Donbass bzw. Luhansk russisch werden/bleiben oder unter Kontrolle bleiben.

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Ganz sicher werden die USA und UK darauf setzen, sich die ukrainischen Gasvorräte zu sichern und damit unter Kontrolle von Exxon, Chevron und BP zu bringen. Ganz sicher wollen sie sich auch die Häfen am Schwarzen Meer sichern und vielleicht noch Millionen von Hektar Schwarzerdeböden und somit dauerhaft ein Marionettenregime in Kiew errichten, analog zu den Marionetten Polen und baltische Staaten. Hunter Biden ist ja schon fett in der Ukraine engagiert. Damit hätte Putin dann dauerhaft verloren, denn ganz sicher werden die Amis Kiev danach atomar bewaffnen und damit hätte Putin genau das bekommen, was er verhindern wollte, nämlich eine Art Kuba direkt vor der Haustür mit atomaren US Kurz- und Mittelstrecken, die binnen 8 min in Moskau sind.

Gleichzeitig hätten die Amis den Krieg auch derart gewonnen, daß sie die Russen dauerhaft von Handel abschneiden mit Öl und Gas und auch Deutschland dauerhaft schaden, indem sie sie zum Sklaven ihres Frackinggases machen.

In spätestens 10 Jahren ist Putin tot oder abgesetzt (Alter, Krankheit etc.), seine Machtbasis wird nach dem verlorenen Krieg schwinden, und dann werden die Amis versuchen, a la Jelzin wieder auf die russischen Gas- und Ölvorräte und auf die Bodenschätze zuzugreifen.

Das heißt für mich langfristig: egal wie es ausgeht, Exxon, Chevron, BP und Oxy werden gewinnen, langfristig auch die US Rohstoffwerte. Deutsche Aktien sind erstmal weniger attraktiv, außer Rüstungswerten.

Und nein, ich bin keiner Propaganda aufgesessen, und Putin macht jetzt keinen "taktischen Rückzieher", wer das immer noch glaubt, glaubt auch an die Armee Wenck.

DT


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