Michail Chodorkowski, wir ihn der Werte-Westen sieht und wie wir ihn sehen sollen.

nereus, Sonntag, 10.04.2022, 09:50 (vor 772 Tagen) @ tomflitzebogen6910 Views

Hallo tomflitzebogen!

Der Artikel fängt durchaus interessant an, beginnt aber irgendwann es mit der Wahrheit nicht mehr ganz so genau zu nehmen.

Putin liess, kaum am Hebel der Macht, die längst abgeschaffte Nationalhymne der Sowjetunion wieder erklingen, nahm den Regionen wieder ihre Autonomie, legte der Presse den Maulkorb an.
Chodorkowski richtete seinen Konzern nach westlichen Corporate-Governance-Grundsätzen aus, finanzierte die Ausbildung von Journalisten, brachte Yukos in London an die Börse – und liess sich partout nicht von Putin zurückpfeifen.

Seine Verhaftung im Oktober 2003, die anschliessende Farce eines Gerichtsverfahrens, die Zerschlagung von Yukos gelten als Wendepunkt in Russlands Entwicklung: seine Abkehr von Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.

Quelle: https://www.nzz.ch/gesellschaft/wir-muessen-ihn-jetzt-stoppen-putin-ist-laengst-im-krie...

Westliche Berichterstattung vom Allerfeinsten.
Es war der Tatendrang des Unternehmers, der ihm eine steile Karriere beschied.
Das sicher auch, aber Chodorkowski hatte mit Geldern der ehemaligen KPdSU 1987 eine Handelsgenossenschaft gegründet, 1988 folgte eine Bank und 1990 trat er in die Regierung ein. So systemfern, wie uns das heute verkauft werden soll, war der Oligarch nie.
Als Putin noch keine Rolle spielte, machte Chodorkowski schon dicke Geschäfte, z.B. mit Mark Rich, einem von Interpool gesuchten Rohstoff-Händler. In Antigua (einer Hochburg der Geldwäsche) gründete er die European Union Bank.

Wie schriebt Paul Klenbnikow in seinem Buch „Der Pate des Kreml“ auf Seite 262?

Bei den Aktien-gegen-Kredit-Auktionen war Chodorkowski insbesondere an der kürzlich gegründeten Holdinggesellschaft Jukos interessiert, Russlands zweitgrößter Ölgesellschaft. Zur Holding gehörten u.a. das Unternehmen Samaraneftegas, dessen Exporte Beresowski abwickelte, und die Samara-Raffinerie, die zwei Jahre zuvor von einer Mordserie erschüttert worden war.
Als eine der attraktivsten Ölgesellschaften der Welt war Jukos bei den Aktien-gegen-Kredit-Auktionen das Filetstück schlechthin.
..
Unverfroren warnte Menatep Anfang November 1995 fremde Bewerber davor, sich am Bieten zu beteiligen .. „wir werden Jukos bekommen“.

Der Chef von Menatep war wer?
Michail Chodorkowski!
In diesem Zusammenhang gab es noch andere Versteigerungen von Rohstoff-Riesen in Russland.
Klebnikow meinte dazu auf Seite 264:

Spätestens jetzt war der breiten Öffentlichkeit klar, daß die Aktien-gegen-Kredit-Auktionen keine regulären außerbörslichen Versteigerungen waren, sondern nichts als ein abgekartetes Spiel zugunsten einer ausgesuchten Gruppe von Geschäftsleuten.

Seltsamerweise wird das im Artikel nicht erwähnt.
Warum?
Wir lesen auch nichts über das Treffen der Oligarchen 1996 in Davos, als es um die Rettung von Boris Jelzin ging,
Und das in der bekanntesten Schweizer Zeitung?
Wurde das etwa bei den Recherchen übersehen?

Wenn man diese Ausblendungen mit den Fragen der NZZ an Chodorkowski zu seinem Aufstieg als Oligarch vergleicht, kommt man sich nur noch verarscht vor.

Zum Thema Jukos oder besser Yukos bräuchte es weitere Artikel, um den durch und durch kriminellen Hintergrund des Michail Chodorkowski zu beleuchten.
Aber was will man von einem Medium innerhalb des Imperiums der Lüge auch erwarten.

Hier noch ein kleine Absacker zum großen Unternehmer Demokraten aus dem Buch von den Seiten 339 bis 340.

„Wir sind eine Gruppe bankrotter Unternehmen“ räumte Menateps Michail Chodorkowski gut gelaunt mir gegenüber ein. „Das ganze Land ist ein Haufen bankrotter Unternehmen“,
Zur gleichen Zeit waren die Zwischenhändler – nicht nur Chodorkowski, sondern auch Beresowski und die anderen Oligarchen – märchenhaft reich geworden.

Und wer half mit ganz viel Kohle und besten Verbindungen in dieser Zeit die russische Bevölkerung in die Armut zu treiben und längst ausgerottete Krankheiten wieder zu beleben?
Der Werte-Westen, der in den Neunzigern Russland zerschlagen wollte.

Das alberne Demokratie-Geschwätz von Chodorkowski paßt hervorragend in das Bild des Imperiums der Lüge.

Nur muß man sich halt ein wenig in die Thematik einarbeiten und darf sich nicht unablässig von den Trompeten des Imperiums beschallen lassen.
Dann zieht man ganz andere Schlußfolgerungen.

Und dies noch am Schluß: Der mutige Paul Klebnikow wurde 2004 in Moskau ermordet.
Schade, daß die NZZ keine Zeit hatte, den "Demokraten" nach diesem Auftragsmord zu befragen.

2013 nannte der Investigativjournalist Richard Behar im Forbes Magazine im Hinblick auf die Hintermänner des Mordes den Oligarchen Beresowski als einen Hauptverdächtigen. Beresowski hatte wegen eines Artikels von Klebnikov einen sechsjährigen Rechtsstreit gegen das Forbes Magazine geführt und Klebnikov noch kurz nach dessen Ermordung beschimpft.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Klebnikov

mfG
nereus


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