der springende Punkt
Hallo Morpheus,
allein die Mühe und Zeit, die Du Dir für diese Sache nimmst, verpflichten zur Antwort und zum Respekt. Und natürlich erinnere ich mich an Dein Buch (und hatte m.W. damals Dir auch geantwortet).
Inhaltlich gibt es wenig gegen Dein Modell einzuwenden. Wie auch Andere bemerkt haben, ist es mit manchen hier auf dem Forum geläufigen Auffassungen konform. Vermutlich unbewußt stehst Du auch auf allgemeinem europäischem Erbe, etwa in Deiner Darlegung des Freiheitsbegriffes, die an Kant erinnert (staatsrechtlich ausgearbeitet dann von K.A. Schachtschneider). Siehe hierzu auch eine Anmerkung im PS ganz unten.
Meine Frage ist eine einzige: wie stellt man Konsens her bzw. wie willst Du Konsens sogar in solch einem großen Umfang herstellen, dass Deine VORSTELLUNGEN in die Realität umgesetzt werden können? Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Kästner).
Wenn man sich schon über den Begriff der FREIHEIT erst verständigen muss, wie schafft man es dann, über 500 andere Begriffe (Geld, Demokratie ...) und Pläne und Ziele etc. solch umfassende gegenseitige Klarheit herzustellen, dass man im KONSENS handeln kann. Und selbst wenn alle alles verstanden haben, kriegen sie dann auch den Hintern noch hoch?
Weil das Herstellen von Konsens und das Handeln in Gemeinschaft so schwierig sind (gleichgültig um welche Modelle es geht ...), setzen sich am Ende die Modelle durch, hinter denen ausreichende physische Gewalt und/oder psychisch-mentaler Druck stehen.
Um Konsens und gemeinsames Handeln zu ermöglichen, reicht der rationale Diskurs offenbar nicht aus. Deshalb - wenn Du weiterkommen willst -, kaufe Dir ein Gewehr oder eine Rattenfängerflöte. Selbst mit dem Gewehr schaffst Du es dann nicht alleine (sondern brauchst konsensbereite weitere Gewehrläufe). Nur der Rattenfänger hat eine (kleine) Chance, wenn seine Flöte wirklich gut ist ...
Mit der Bitte um Nachsicht für meine trüben Einwürfe, und trotzdem guten Erfolg wünschend,
Weiner
PS: Verwirrend ist Deine Unterscheidung zwischen Konsens einerseits und Vertrag sowie Gesetz andererseits. Denn der Vertrag setzt mindestens Konsens voraus (darüberhinaus auch Vertrauen ...). Nach der Auffassung von Rousseau können Gesetze erst dann (gerecht) entwickelt werden, wenn alle Bürger vorher einen (Staats-) Vertrag miteinander abgeschlossen haben (inklusive eine Verfassug). Siehe hierzu auch die LINKs, die ich in meiner letzten Antwort an @Meph eingestellt hatte (Bürgereid Hansestädte etc.).
Vielleicht noch ein Nachtrag zu "physischer Gewalt" und "psychisch-mentalem Druck". Das sind nur die gröbsten Instrumente bei der politischen Arbeit (= Handeln für und mit und in Gemeinschaft). Der Werkzeugkasten und die Vorgehensweisen (also Strategie und Taktik) sind inzwischen so vielfältig, ausdifferenziert und machtvoll, dass diejenigen, die darüber verfügen, fast alle ihre VORSTELLUNGEN in die Realität bringen können.