Du findest die Antwort hier

Weiner, Sonntag, 04.04.2021, 12:03 (vor 1115 Tagen) @ BerndBorchert2283 Views

https://www.oemz-online.at/display/ZLIintranet/Soldaten%21+Der+Zweite+Polnische+Krieg+h...

sowie im Buch von Adam Zamoyski, das auch über die Google-Buchverschau erreichbar sein dürfte; das Buch ist insofern eine Referenz, als Zamoyski die Literatur bis 2010 aufgearbeitet hat und sich auch mit Napoleon bestens auskennt. Im Übrigen gibt es eine Menge Fach- und Aufsatzliteratur über das Thema (teils auch über Google erreichbar).

Auf den Punkt gebracht müsste man sagen: Petersburg war damals der Kopf, Moskau dagegen das Herz - und insofern war die Entscheidung von Napoleon nachvollziehbar. Seine (vielen) Fehler lagen in anderen Bereichen. Hitler hat 125 Jahre später die gleichen Fehler wieder gemacht. Die russische Frage ist bis heute nicht gelöst. Die Amis haben sie nach 1989 aus Arroganz und Gier erneut verbockt. Es steht nun der vierte Anlauf bevor.

Deine erste Frage war schon falsch gestellt. Napoleon hat Moskau nicht erobert. Es wurde ihm überlassen. Die letzten russischen Truppen zogen unter dem Schutzversprechen und unter Sanitätshilfe seines Generals Murat ab. Als Boten für die Verhandlungen dienten Kosaken, und als die die Taschenuhren der französischen Offiziere anstarrten, weil sie sowas noch nie gesehen hatten, haben die französischen Offiziere ihnen ihre Uhren geschenkt.

Ums Dir einfach zu machen, zitiere ich aus dem ersten LINK, jedoch unter der Einschränkung, dass Deine Frage in aller ihrer Vielschichtigkeit nicht auf dem Forum hier beantwortbar ist:

ZITAT ANFANG: Dabei ging es um die Eroberung von strategischen Punkten, die Erzherzog Karl von Österreich in seinen zeitgenössischen Schriften wie folgt fasst: „In jedem Staate gibt es strategische Punkte, die für das Schicksal desselben entscheidend sind; weil man durch ihren Besitz den Schlüssel des Landes gewinnt und sich seiner Hilfsquellen bemächtigt.“

Es gibt wohl mehrere strategische Punkte in Russland, an denen sich das Schicksal des Reiches hätte entscheiden können, aber einer unter ihnen leuchtet so kräftig hervor, dass Napoleon diesen eindeutig als den entscheidenden erkannte: Moskau. Es war die alte Hauptstadt des Reiches, die im Gegensatz zu St. Petersburg jene traditionell-emotionale Bindung in der Bevölkerung aufwies, die dazu gereichen konnte, bei deren Eroberung ganz Russland als verloren zu betrachten. Moskau war das Herz Russlands, und noch nie war ein europäisches Heer bis dorthin vorgedrungen. Im Großraum Moskau, in Tula, lagen auch die Produktionsstätten für die russischen Waffen und andere Rüstungsbetriebe in großer Zahl. Voraussetzung für die Niederwerfung Russlands war die Vernichtung seiner Armee, das Gravitationszentrum für die Erreichung der strategischen Zielsetzungen war jedoch Moskau, wozu sich Clausewitz wie folgt äußert: „Das russische Reich ist kein Land, was man förmlich erobern, d.h. besetzt halten kann, wenigstens nicht mit den Kräften jetziger europäischer Staaten, und auch nicht mit den 500.000 Mann, die Bonaparte dazu anführte. Ein solches Land kann nur bezwungen werden durch eigene Schwäche und durch die Wirkungen des inneren Zwiespaltes. Um auf diese schwachen Stellen zu stoßen, ist eine bis ins Herz des Staates gehende Erschütterung notwendig. Nur wenn Bonaparte mit seinem kräftigen Stoß bis Moskau hinreichte, durfte er hoffen, den Mut der Regierung und die Treue und Standhaftigkeit des Volkes zu erschüttern. In Moskau hoffte er den Frieden zu finden, und dies war das einzige vernünftige Ziel, welches er sich bei diesem Kriege stecken konnte.“

Die militärstrategische Absicht war also aus der Sicht Napoleons, rasch die Entscheidung herbeizuführen. Sein ganzes Streben für diesen Feldzug trachtete danach, die Russen zur ultimativen Schlacht zu zwingen. Er konzentrierte sich ganz auf das russische Heer und seine Positionen sowie die Möglichkeiten des Zusammenwirkens der Heeresgruppen, dieses Heer musste gesucht und zerschlagen werden. Delbrück bezeichnet dies als Niederwerfungsstrategie, also eine Militärstrategie, die die Schlacht um jeden Preis haben muss. ZITAT ENDE

In der Antwort auf diese Strategie ist Zar Alexander den Vorschlägen des Deutschen Karl Ludwig von Phull gefolgt (permanentes Ausweichen, den Gegner erschöpfen); die Linie nach Petersburg wurde durch Peter von Wittgenstein geschützt. Bis zur damaligen Zeit war 1812 der größte Truppenaufmarsch der Weltgeschichte, die Schlacht von Borodino der bis dahin größte Tagesverlust (ca. 50.000 Tote). An Ostern sollte man sich mit anderen Themen beschäftigen.

Trotzdem beste Grüsse allseits!
Weiner


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