Das Wirken des Todestriebs

Mephistopheles, Mittwoch, 29.07.2020, 11:59 (vor 1361 Tagen) @ Amos1695 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Mittwoch, 29.07.2020, 12:09

Best practices agreed by the financial sector and consumer and business organisations to help further
mitigate the impact of the Coronavirus pandemic by the European Commission.

https://ec.europa.eu/info/files/200714-best-practicesmitigate-impact-pandemic_en

They are mandatory for EU countries and recommended for all other countries.


Du hattest ja mal geschrieben, dass Silke und dottore ein und die selbe Person wären. Wie bist Du da eigentlich dahinter gekommen?

Unabhängig davon, ist die wie Soros und andere Menschenfreunde richtig erkannt haben, für uns alle die einzige Chance zu verstehen was Nicholas Georgescu-Roegen geschrieben hat und vor was er uns gewarnt hat.

Ja, ja, diese Warnungen kennen wir alle aus der Bibel.


NGR wurde in Rumänien geboren. Bereits 1930 promovierte er als Mathematiker an der Sorbonne in Statistik und unterrichtete in London und Bukarest, wechselte aber nach der Begegnung mit J. Schumpeter in Harvard zur Wirtschaftswissenschaft. Den Großteil seiner Karriere verbrachte er als Professor an der Vanderbilt-Universität in Nashville, wo auch seine drei großen Bücher Analytical Economics (1966), The Entropy Law and the Economic Process (1971) und Energy and Economic Myths (Aufsatzsammlung, 1976) entstanden. Vor dem Hintergrund der entstehenden Umweltbewegungen der 1960er Jahre, des Berichtes des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums 1972 und der Energiekrise 1973/74 gewannen seine Schriften einige Aufmerksamkeit und wurden insbesondere auf Französisch übersetzt. Obwohl – oder weil? – seine Thesen das gesamte westliche Wirtschaften ad absurdum führen und implizit sein baldiges Ende vorhersagen, war er zum Zeitpunkt seines Todes 1994 so gut wie vergessen.

Warum wohl?

Entropie
NGRs Verdienst ist es, das Materieproblem in die Wärmelehre und diese in die Wirtschaftswissenschaft gebracht zu haben. Nicht nur Energie tendiert zur Nichtverfügbarkeit (Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik), sondern auch die Materie. Treibstoff verbrennt unwiederbringlich, Plastik und Baustoffe werden kaum wiederverwertet, auch Geldstücke oder Autoreifen nutzen sich ab, und nichts und niemand kann sie wieder aus derselben Materie in den Urzustand zurückversetzen. Vergessen wir Recycling, „cradle to cradle“ und die ganze Idee von Rohstoffkreisläufen:

Gegenwärtig können wir uns das anscheinlich noch leisten und beschleunigen somit den Niedergang. Jede "Umweltschutzmaßnahme" schädigt die Umwelt in toto mehr als wenn man sie unterlassen hätte und jedes "nachahltige Wirtschaften" verbraucht mehr Ressourcen als wie wenn man die Regelung dem Markt überlassen hätte.

Schon für einen Stillstand der menschlichen Wirtschaftsweise, selbst für ein Negativwachstum brauchen wir immer neu aus der Erde zu extrahierende Rohstoffe, die spätestens im nächsten Jahrhundert nicht und dann nie mehr zur Verfügung stehen.

Ich weiß Die Steinzeit endete, als uns die Steine ausgingen. :-P
Die Kohle reicht noch Jahrhunderte; anscheinend rechnet es sich aber bis heute nicht, die Kunststoffe aus Kohle herzustellen als aus Erdöl. Obwohl das längst (von deutschen Chemikern!) erforscht ist, wie das geht.
Es rechnet sich anscheinend nicht einmal, die weltweiten Kohlebrände zu löschen

https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlebrand

obwohl die wesentlich mehr zusätzliches CO2 und auch hochgiftiges CO produzieren, als die deutschen Doofmichels jemals an der Stilllegung der hiesigen sämtlich mit Abgasreinigung ausgestatteten Kohlekraftwerke einsparen könnten.

Wachstum oder überhaupt nur Weiterwirtschaften wie gewohnt ist also aus naturwissenschaftlichen Gründen unmöglich. NGR beweist mit dem trockenen Kalkül des Mathematikers unwiderlegbar, dass die industrialisierte Menschheit auf einem selbstzerstörerischen Irrweg ist. „Es ist“, schreibt er in The Entropy Law and the Economic Process, „als sei der Mensch zu einem kurzen aber aufregenden Leben entschlossen. Sollen die weniger ehrgeizigen Arten eine lange aber ereignislose Existenz führen.“

Es findet seit Jahrzehnten im Westen kein Wachstum mehr statt; dafür aber in China.
Die Stahlproduktion ist ein guter Indikator für die tatsächliche Wirtschaftskraft eines Landes. Das wollte schon der Gröfaz nicht glauben, als ihm der Mannert(?) anhand der Stahlproduktion (die in den USA und England um ein Mehrfaches höher war als im deutschen Reich) belegte, dass D. keine Chance hätte. Die nachfolgenden ereignisse haben aber den unwiderlegbaren Beweis erbracht
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/311503/umfrage/wichtigste-laender-nach-r...

Landwirtschaft
Auch die heute fälschlicherweise als „herkömmlich“ bezeichnete industrielle Landwirtschaft, die unsere Regierungen und transnationalen Unternehmen seit Jahrzehnten weltweit mit den gröbsten finanziellen und kriegerischen Mitteln durchsetzen, ist mittel- wie langfristig unhaltbar. Artensterben und Bodenvernichtung durch chemische Dünger und Ackergifte waren zwar noch nicht sein Thema; NGR dachte auch hier im sehr viel größeren Maßstab der Entropie und des Ressourcenvorkommens. Die seit der letzten Eiszeit betriebene Landwirtschaft lief rund: Sie ernährte Tiere und Menschen, die ihre Ausscheidungen als Dünger zurück auf die Felder brachten. Indem wir uns und die „weniger entwickelten“ Länder für eine vergleichsweise kurzfristige Effizienzsteigerung von Traktoren, Benzin, chemisch erzeugten Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln bis hin zu genmanipulierten Pflanzen, Navigationsgeräten, Bestäubungsdrohnen usw. abhängig machen, stellen wir die Ernährung der Spezies Mensch auf die tönernen Füße der schon allzu bald endenden Versorgung durch begrenzte und nur einmal zu verwendende Rohstoffe. Die Agrarindustrie und die einschlägigen, beispielsweise über Stipendien, Lehrstühle und die Privatisierung der Hochschulen zunehmend von ihr finanzierten Wissenschaften (wie Teile der Ernährungswissenschaft, der Veterinärmedizin, der Genforschung für Lebens- und Futtermittel und der Agrochemie) bewerben ihre Arbeit als Lösung der Ernährungsfrage, dabei führen sie geradewegs in den Abgrund gigantischer Hungersnöte und Rohstoffkriege.

Dein NGR hat aber nur leider vergessen, dass es keinen Weg zurück gibt. Es ist wie bei einem spanischen Conquistador (Pizarro?), der die Schiffe verbrannte, nachdem sie gelandet waren.
Genau dasselbe ist mit der industrialisierten Landwirtschaft (auch der sogenannten Biolandwirtschaft auch passiert. Ich wundere mich, dass sich keiner wundert, dass die Biobäuerle zwar weniger als die konventionellen, aber immerhin noch locker das 56-fache pro Ha ernten, als es es sich die Bauern im 19. Jh jemals träumen ließen. Dabei hatten die Justus Liebig sei dank bereits damals chemischen Dünger.

Bioökonomie
Wenn dauerhaft nur die Sonne Energie liefert und nur nachwachsende Rohstoffe verfügbar sind, ist der einzige Weg unserer Arterhaltung die völlige Abkehr von Erdöl, Metall und überhaupt allem nur endlich Verfügbaren. Ist das möglich? Ein solcher Vorschlag wäre nach NGRs Worten „foolish“. Weil aber Marktmechanismen die Energie- und Rohstofffrage nicht lösen könnten, müsse es gesetzliche Regulierungen geben. Sein Minimalprogramm beinhaltet die Punkte:
 Verzicht auf Waffenproduktion
 Anhebung des Lebensstandards der „unterentwickelten“ Länder, Senkung des unseren auf ein nicht luxuriöses, sondern nurmehr auskömmliches Niveau
 Reduktion der Weltbevölkerung auf eine Zahl, die nach heutigen Begriffen „biologisch“, d. h. ohne Chemie ernährt werden kann
 Vermeidung und wenn nötig Verbot aller Energieverschwendung
 Verzicht auf „gadgets“ aller Art, z. B. große Autos
 Abschaffung der Mode als Geltungskonsum
 Herstellung dauerhafter und reparierbarer Güter
 Entschleunigung: „We must come to realize that an important prerequisite for a good life is a substantial amount of leisure spent in an intelligent manner.“

Entschleunigung und Suche nach der Urschuld im Juli 2020

https://youtu.be/_JM-e_cl4Wc

So wird es kommen, wobei ein Ende der industrialisierten Landwirtschaft keineswegs bedeutet eine Rückkehr zu einer Landwirtschaft vor der industriellen Revolution, sondern ein Ende der Landwirtschaft überhaupt, wie Offthsp in dem legendären Posting mit der id=193123, das im Archiv nicht mehr zu finden ist, überzeugend dargelegt hat.

Das aber noch zu fordern oder in irgendeiner Art zu forcieren ist Todestrieb.
Jemand stellt fest, dass er ohnehin sterben muss und beschließt aus diesem Grund, bereits vor dem Zeitpunkt wo unerträgliche Schmerzen auftreten, sein Leben zu beenden. Bei einem Individuum würde man ohne weiteres vom Todestrieb sprechen.
Dieser Todestrieb befällt auch ganze Gesellschaften und äußert sich z.B. in Forderungen, bei einem Weg, wo es kein zurück gibt, eine Umkehr vorzuschlagen.

Dabei hätten wir jetzt einmal die Chance, herauszufinden, was geschehen sein muss bei Zivilisationen vor uns, die es gegeben haben muss, wie wir Weltweit an Hunderten Artefakten sehen können, von denen wir aber sonst nichts wissen und uns ein Beispiel nehmen, was mit unserer Zivilisation zwangsläufig geschehen wird.

https://www.youtube.com/watch?v=lbmmcgHIwK

Gruß Mephistopheles


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