Wassereinlagerung in geschlossenzelligen Styropor-Platten erfolgt m.E. durch Dampfdiffusion
Das mit dem "kein Wasser aufnehmen" halte ich für ein Gerücht.
Ich auch. Die Hersteller verstehen darunter m.W., daß in die geschlossenzelligen Schäume kein flüssiges Wasser eindringt.
Als ich noch in den Jahren, als man die 19 vor der Jahreszahl geschrieben hat, in Deutschland tätig war, haben wir genügend Flachdächer (eine Mode der 70er Jahre) abgeräumt, die mit einem Styropor-Plattenaufbau, Dichtfolie und Rieselschicht erstellt waren. Der Grund war meistens die nicht behebbare Undichtigkeit des Flachdaches.
In der Regel waren 10 % der Platten derart mit Wasser vollgesogen, dass man sie nur schwer abtransportiert hat (Falzplatten mit 100 x 50 cm, meist 8 oder 10 cm dick). Die Dinger hatten - im Vergleich zu den trockenen - ein saumäßiges Gewicht.
Das kenne ich sogar von der senkrechten Fassadendämmung. Und da der Klebemörtel nicht dafür geschaffen ist, ein Mehrfaches des veranschlagten Plattengewichts zu halten, rutschen die dann ab, werden allerdings je nach Machart durch Wanddübel und/oder horizontal verlaufende, gelochte, Profilschienen gehalten. Man sieht aber zumindest meist, daß es sich zu wellen beginnt.
Mag sein, dass das aufgrund anderer Produktionsverfahren heute anders ist, - ich wüßte aber nicht, warum.
Meiner Beobachtung (auch an alten Kühlschränken mit extrudiertem Polystyrol) und rudimentären Experimenten nach, verhält es sich folgendermaßen:
- Zwar sind die Platten wasserabweisend und nehmen direkt kein flüssiges Wasser auf, der Taupunkt liegt jedoch meist in der äußeren Styroporplatte; um bauphysikalisch überhaupt zulässig zu sein, müssen sie eine Mindest-Dampfdurchlässigkeit aufweisen (energiesparhaus.at sagt: "Ein Vollwärmeschutz aus EPS (Styropor, Porit) setzt der Diffusion in etwa soviel Widerstand entgegen wie gewachsenes Holz, lässt also Diffusion durchaus zu.").
- Da jedoch der Dampf in den Luftblasen kondensiert, ist die Diffusionsfähigkeit stets dann äußerst problematisch, wenn der Taupunkt just in der Platte unterschritten wird.
- Dieses Wasser diffundiert dort auch nicht mehr heraus, es bleibt i.d.R. eine Einbahnstraße - dazu bedürfte es deutlich höherer Temperaturen. Wird die einzelne Platte doch einmal (im Hochsommer z.B.) soweit aufgeheizt, daß sich der Prozeß umkehren könnte, dann werden vermutlich die geschlossenzelligen Strukturen durch den hohen Dampfdruck eher zerstört und sind danach kapillaroffen durch den entstehenden Überdruck, das Material wird damit nicht nur wärmedämmtechnisch wertlos, es gleicht nun auch noch einem Schwamm.
- Auf dem Flachdach mit wasserdurchlässiger schadhafter Sperrfolie kommt neben der möglichen Kondensation die Wasserlagerung hinzu. D.h. die Platte liegt ganzjährig im Wasser und auch dieses hat einen Dampfdruck, der zudem im Hochsommer, wenn Temperaturen locker bis über 80 Grad Celsius auf dem isolierten Flachdach auftreten können, noch höher ist, als im Winter. Diese Platte wird dann also, egal, wo konkret der Taupunkt geometrisch liegt, von allen Seiten 'durchdiffundiert' und da sie im Wasser liegt, tritt immer nur mehr Wasser ein, aber kein Wasserdampf mehr aus. Dadurch sind die nach Jahren so schwer, ganz wie lange wassergelagertes Holz.
- Zu guter Letzt: der Prozeß neigt zur Selbstverstärkung!
Denn eine einmal gefüllte geschlossene Luftblase im Polystyrol wird ja, je höher der Füllungsgrad, nun immer wasserdampfundurchlässiger, während gleichzeitig, da ihre Wärmedämmung abnimmt, ihr Wärmeduchlaß steigt, so daß genau an der Stelle immer noch mehr Wasserdampf kondensiert - bis sie voll ist, dann wird die benachbarte Zelle davor oder dahinter - je nachdem, wo genau dann der Taupunkt liegt, 'befüllt' - und so weiter, bis alle Zellen voll Wasser sind. Durch Frost im Winter werden dann zudem bisher geschlossene Zellen zerstört (Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus), ähnlich wie durch Wasserdampfüberdruck oben beschrieben - übrig bleibt eine "krümelige" Platte mit Schwammcharakter.
- Im Haus, auf den Innwenwänden nimmt ein zweiter Prozeß seinen unheilvollen Lauf:
Die Innenwände werden, da immer weniger gedämmt, immer feuchter, neigen zu Schimmelbildung usw.
UND zu allem Überfluß sank ja, s.o., die Wasserdampfdurchlässigkeit, das Haus wirkt also irgendwann wasserdampfdicht, wie mit Dampfsperre eingehüllt, was die Innenkondensation erneut verstärkt.
Immerhin ... brennt das Zeug dann nicht mehr.
Von nachträglich gedämmten Häusern, bei denen der Überstand der Ortgangziegel, bemessen für den früher 2cm dicken Verputz, nun auf der Dämmung aufliegt, so daß das Wasser von der Tropfnase direkt hinter den Kunststoffputz läuft, will ich gar nicht erst reden ...
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