Du wirfst trotz deiner Eloquenz alles durcheinander - was bisher irgendwie "Zins" genannt wurde

Silke, Dienstag, 23.05.2017, 18:02 (vor 2742 Tagen) @ weissgarnix6448 Views
bearbeitet von Silke, Dienstag, 23.05.2017, 19:20

Lieber Thomas weisschonvielzuviel,[[zwinker]]

schön, mal wieder was von dir zu lesen.
Ich hab deinen Blog noch auf CD.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob du sicher zwischen census, usura, diskont und fenus trennst.
Und A.Schopenhauer‘s Urzins (also nicht der vom ollen Gsell) wird gleich ganz unterschlagen. Was ist passiert?

Aber der Reihe nach:

1. Urschuld erzwingt Urzins
Wer urschuldig ist = lebt (das sind alle Lebewesen), muss zinsen.
"...das menschliche Daseyn, weit entfernt den Charakter eines Geschenks zu tragen, hat ganz und gar den einer kontrahirten Schuld. Die Einforderung derselben erscheint in Gestalt der, durch jenes Daseyn gesetzten, dringenden Bedürfnisse, quälenden Wünsche und endlosen Noth. Auf Abzahlung dieser Schuld wird, in der Regel, die ganze Lebenszeit verwendet: doch sind damit erst die Zinsen getilgt. Die Kapitalabzahlung geschieht durch den Tod."
Schopi
Da erübrigt sich jede sachliche Diskussion.
Stell ich heute keinen Nachschuldner, der für meinen Urzins aufkommt (Stillen meines Hungers mit KH/Fett/Eiweiß/usw.)und triebe ich das 40-60 Tage lang, wird meine Urschuld ausgebucht und ich sterbe ( Nachschuldner sind Pflanzen, Tiere andere Menschen)

2. Abgabezins = Zinnß = census
Unterworfene haben zum festgelegten Termin Abgabe in festgelegter Höhe ohne Gegenleistung zu leisten, intern Steuer/extern Tribut um der angedrohten Sanktion zum Termin zu entgehen.
Das ist ja auch ein uralter Hut.
Also ist @dottore seine Machtprämie kein B/S.
"Where's the beaf?
I show you the beaf:
Yo live in a nice town in the middel of Germany. I take my Kalaschnikoff and enter your bulding. I browse through your famous library and than I tell you:"Next week, I'll be back. Precisely same time, same library. Then you will give me ten pounds of fiorentina beef. If I don't get it then - I'll shoot you and I mean it and that has nothing to do with my deeply felt sympathy for you."
Next week you will deliver the beef! For sure!
There's the beef!"
http://www.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=185243

"Der Unterschied zwischen dem mesopotamischen und dem heutigen Abgabensystem besteht im Wesentlichen darin, dass die Altvorderen bereits das zu erbringende SOLL als Schuld verbucht haben, während wir heute das sich ergebende IST halt so nehmen wie es kommt und die Differenz als "Staatsschuld" deklarieren, wobei wir übersehen, dass diese selbstverständlich eine Schuld ist, die auf die gesamte Bevölkerung (wie auch immer dann dort verteilt und wann auch immer fällig) zukommt. Man müsste also nicht sagen: "Schulden sind die Steuern von Morgen", sondern "Schulden sind die (heute noch nicht verbuchten) Schulden von Morgen"."
@dottore

3. Abgabenbeschaffungs-Zins = usura
Wer das Gesollte hat, obwohl es bei ihm gerade nicht gesollt ist, kann es gegen Usura bis einen Tag vor seinem eigenen Termin verleihen.
Da im Stamm nicht gezinst wird erfolgt das an einen Fremden der das Gesollte zu seinem jetzt drohenden Termin nicht haben wird und deshalb von der Sanktion bedroht ist.
Das Procedere läuft üblicherweise per Beurkundung des Kreditvorganges z.B. auf Tontäfelchen, wenn der Habenichts eine Sicherheit hinterlegen kann oder ein dritter für ihn bürgt.

4. Usura-Teilungs-Zins = Diskont
Eine gängige und altbekannte Praxis.
Der Vorgang aus 3. wurde beurkundet. Will der Verleiher (warum auch immer) eher an das Gesollte bietet er die Urkunde über das Schuldverhältnis einem Dritten, der nur gegen Einstreichen von Vorfälligkeitszins akzeptiert.

5.Kapital-Zins = Interessen = foenus
Gewöhnlich auf einen Zeitraum (z.B.Jahr) angegeben und in einem Prozentsatz des Kapitals ausgedrückt (Zinsfuß), dessen Höhe sich nach Angebot und Nachfrage, Sicherheit der Person oder des Pfandes, Dauer etc. richtet.

Was denkt Ihr: Erleb(t)en wir tatsächlich einen Paradigmenwechsel, hin

zu permanenten Nullzinsen?

Die Frage ist gut, weil sie die, primär von klassisch/neoklassisch
verfassten Schulen vertretene Auffassung eines "natürlichen" Zinses zur
Disposition stellt.

Viel besser.
Ihre Beantwortung durch die Praxis beweist die Rolle und Funktion von Abgaben/Steuern/census/Zinnß in einem Zentralmachtsystem und damit die Existenz eines Zentralmachtsystems samt Zentralinstanz und damit die oberste Notwendigkeit für Interessierte, die Machttheorie vom @dottore endlich mal zu kapieren, wenn man sich dem Debitismus nähern will und nicht immer in der nachgeschalteten Eigentumsökonomik herum zu sumpfen.

Anders formuliert lautet die Frage: Gibt es einen
originären Preis des kreditieren Geldes, unabhängig von diversen, separat
als Preisbestandteil wirkenden Risikokomponenten. Und die Antwort lautet,
meiner bescheidenen Beobachtung nach: Nein, gibt es offenbar nicht.

Leider falsch.
Falsche Frage und falsche Antwort.

Zur Frage:
"Gibt es einen originären Preis des kreditieren Geldes, unabhängig von diversen, separat als Preisbestandteil wirkenden Risikokomponenten."

Was ist denn „kreditiertes Geld“? Es gibt nur Geld oder Kredit. Du meinst Kredit?
Geld wird nicht kreditiert sondern per Machtakt in der geldpolitischen Operation mittels Vehikel WPPG geschaffen (bitte @Ashitaka ausführliche Darstellungen dazu hier im Forum dazu lesen - Das Wesen von Geld usw.).
Kredite werden von den MFI's vergeben, wenn die Sicherheiten und Rahmenbedingungen (Geschäftsplan, Refinanzierungsmöglichkeit, Profitabilität usw.) passen - dadurch entsteht aber bekanntlich kein Geld.
Geld schafft die ZB bei der Hereinnahme von ZB-fähigen Titeln (entweder im Repo oder gleich per Ankauf im QE eine Bio. nach der anderen) gegen Herausgabe von auf Geldträgern (Note, Münze, elektronisch) beurkundeten Geldteilsummen, die beziffert sind, dass damit bezahlt werden kann um ein Schuldverhältnis zu beenden - gegen den Staat = StZM und daraus abgeleitet (da ja alle wirtschaften müssen um sich StZM zu verschaffen) gegen private Forderungen = GZ.

Zur Antwort:
Selbstverständlich gibt es in jeder Währung einen Preis für Geld.
Die Stabilität des Geldes gibt Auskunft über die Machtverhältnisse und die Stabilität im entsprechenden Zentralmachtsystem und seinem Machtkreislauf.
Griechische € haben eine andere Stabilität als deutsche € - einen anderen Preis auf dem Weltmarkt - wie eben auch das griechische ZMS wesentlich wackliger ist als das deutsche, bei dem fast alle Bürger wie ein Mann hinter ihrem Schwarz-Rot-Grün-Gelb-Bunten Erzwingungsstab stehen und nur alle paar Jahre neue Farben wählen.
Da aber alles in einer EU mit einer EZB und einem € vermanscht ist, sind auch die unterschiedlichen Preise vermanscht und durch allerlei toxische Zutaten gepantscht, und ein Mitglied der EU haut das andere Mitglied der EU aus seiner definitiven Insolvenz wider bestehender Gesetze so lange heraus, bis endlich die totale Union geschaffen ist.

Geld,
verstanden als Kreditgeld, hat keinen eigenen, von Risikoprämien variabler
Größe unabhängigen Preis.

"Der Zins ist nicht der Preis für Geld.
Der Preis für Geld ist der Wechselkurs."
@pigbonds

Wenn also ein ZMS wie Simbabwe global schlecht aufgestellt ist hat es einen ausgesprochen ungünstigen Wechselkurs (= Preis des Geldes) gegen andere Devisen weil die Machtverhältnisse in diesem ZMS vom Markt als nicht attraktiv eingeschätzt werden, die Zentralmacht als im Verfall begriffen erlebt wird -> Staatsbankrott befürchtet wird (elegant als erneute Währungsreform bezeichnet).

Da Geld ja nachweislich ein Machtderivat im ZMS ist, hat das Geld eines ZMS global einen umso höheren Preis, je deutlicher dem globalen Markt die Besicherungsfunktion der Steuern in diesem Staat für die Schuldenmacherei dieses Staates versichert werden kann - siehe Dollar und Deutschmark mit den dahinter stehenden Fiskalsystemen.

Natürlicher Zins (Böhm Bawerk, Hayek, usw)

Ist so formuliert Unfug, im Schopenhauer‘schen Sinne aber nicht.

Eigentumsprämie (Heinson),

Heinson bitte mit h schreiben. Der war mit Otto Steiger einfach zu wichtig beim Anstoßen der Debitismusbeschreibung vom @dottore als dass man ihn so verstümmeln muss. Die Eigentums/ Verzichtsprämie ist aber Unfug da nur der Machthalter Eigentümer ist und per Machtzession Untereigentum schafft.
Machttheorie geht vor Eigentumsökonomik.

Machtprämie (dottore).... alles B/S.

Nein, kein B/S. s.o.

Was im
Kredit bepreist wird, sind offenkundig Risikolagen unterschiedlichster
Couleurs.

Ach was? Wer hätte das jetzt gedacht?

Somit die Antwort konkret: Ja, wir leben in einer (neuen) Nullzins-Zeit,

Ja.

in der als Kreditkosten nur noch Risikoprämien widerspiegeln.

Nein.
In Kreditkosten werden vor allem Erwartungen und Hoffnungen in die Stabilität des ZMS eingepreist. Keine Hoffnung auf Stabilität -> kein Kredit -> keine Investitionen. Ich will ja als Verleiher nicht nur Zins einstreichen, sondern stabilen Gewinn erzielen. Ein Zins von 5 % nutzt mir bei einer Inflation von 10 % nichts aber ein Zins von x% nutzt mir noch weniger wenn das System vor Fälligkeit kracht - das ist der heutige Status wenn nicht weiterhin alle allen alles garantieren und ganz fest dabei die Augen zukneifen.

Nur durch weiter niedrige oder noch niedriger werdende Zinsen wird die Stabilität des Systems noch weiter vorgetäuscht werden können (Stichwort Staatsschuld bedienen, von impliziten Schulden spreche ich lieber nicht) – Das reicht alles nicht.

Die erwartete Lösung:
"Rückt der Fokus aber mal auf das für den Debitismus entscheidende, nämlich den Abgabenzwang auf den Vermögen, also dem durch die Macht garantieren Eigentum, dann sieht plötzlich alles etwas anders aus, denn Schuldtitel zählen zum Vermögen.
Werden dann plötzlich diese Schuldtitel besteuert, ebenso wie die Bankguthaben, dann haben wir es plötzlich mit Schwundtiteln und Bankschwundhaben zu tun. Das wird erst greifen, wenn es Bargeld nicht mehr gibt oder wenn für die Ausgabe und Einzahlung für Bargeld eine Gebühr erhoben wird. Do you see the paintings at the wall?"
@pigbonds

Notabene:
D.h. natürlich nicht, dass nicht zB die Zentralbank mal irgendwann wieder
5% und mehr für Repos verlangen könnte. Aber das würde sie dann nur als
Folge der von ihr im Markt beobachteten Risikoprämien machen,verstanden
als Reaktion auf "irrational exuberance" in Boomzeiten oder - wie in den
letzten Jahren - um ausbleibende Investitionsnachfrage in Krisenzeiten
anzukurbeln.

Die ZB-Steuer ist doch nicht der Driver im System.
Die 317 Mrd. Bundessteuern kommen nicht durch den ZB-"Zins" rein sondern durch die Belastung der Abgabepflichtigen mit Abgaben per Zwang.

Warte nur wenn „Back to Mesopotamia“ und andere spannende Sachen, aber vor allem die EU-Finanz-, Schulden- und Kriegsunion kommen.
Da würde sich manch ein Führer und alter Perser die Augen reiben.

Liebe Grüße
Silke


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