Das Vasallen-Erklärungsmuster ist nichts mehr als eine Stammtischparole, um einen komplexeren Sachverhalt auf eine einfache Kausalkette zurückzuführen.

Plancius, Sonntag, 02.03.2025, 12:45 (vor 17 Tagen) @ BerndBorchert1530 Views
bearbeitet von Plancius, Sonntag, 02.03.2025, 12:49

Wir sollten auch ganz klar mit den Begriffen arbeiten. Vasall ist folgendermaßen definiert:

"Freier in der Gefolgschaft eines Herrn, in dessen Schutz er sich begeben hat."

Diejenigen in unserer Blase, die immer die Vasallentheorie ins Spiel bringen, verkehren zunächst die Begrifflichkeiten. Sie gehen nämlich schon gar nicht davon aus, dass Deutschland frei und souverän ist, sondern das Vasallentum ergibt sich zwangsläufig aus der Unfreiheit unseres Landes als Kriegsverlierer.

Als Unfreier kann man per definition schon mal gar kein Vasall sein, weil seine Unterwürfigkeit nicht einer freien Willenserklärung, sondern bereits einem a priori Zwang entspringt.

Wenn du jetzt meinst, dass unser Land Vasall des Deep State ist, dann wird die Begriffsverwirrung noch viel größer. Der Deep State in den USA ist ein mächtiges, tief verwobenes Konstrukt, der faktisch noch große institutionelle Macht ausübt, aber keine hoheitliche Macht mehr auf US-Bundesebene und im internationalen Verkehr inne hat.

Die Realität ist leider viel komplexer, als den Weltenlauf immer auf finstere Mächte und fest definierte Marionettenspieler (die übrigens von den Protagonisten nie mit Rang und Namen genannt werden) zurückzuführen. Es gibt verschiedene einflussreiche Gruppierungen, die jeweils ihrer eigenen Ideologie verpflichtet sind und auch weltweite Bündnisse eingehen.

Ein Bündnis, das sich einer bestimmten Ideologie folgt, ist eben das transatlantische Netzwerk mit eigenen transatlantischen Think Tanks und Institutionen (WEF, CFR, Round Table usw.), denen sich aktuell eben die Demokraten (aber auch viele Republikaner), die deutschen Altparteien und die hohen Gremien der EU verflichtet fühlen. Das war im Westen die bestimmende Gruppierung der letzten Jahrzehnte. Sie kämpfen immer noch um ihren Macht und Einfluss und versuchen natürlich, die Gruppierung um Trump aus dem Spiel zu nehmen.

Eine AfD-Regierung würde sich sicher abseits des Deep States stellen und auf Kooperation mit der Trump-Administration setzen. Aber gerade deshalb, um auch bei uns den Deep State auszumisten. Könnte man hier Deutschland als Vasall der USA nennen? Wenn die AfD die Führungsrolle der Trump-Administration anerkennt und die Amerikaner uns einen Schutzschirm anbieten, weil wir allein zu schwach sind, um uns gegen die Kräfte des Deep State zu behaupten, vielleicht sind wir dann tatsächlich Vasall.

Geopolitik ist ein kompliziertes Terrain mit ständig wechselnden Machtverhältnissen und Koalitionen und wo vieles für uns im Nebel bleibt. Hier einfache Kausalketten nach Stammtischart zu präsentieren, wird der Sache nicht gerecht.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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