Ich fordere nirgendwo gleiche Vermögensverteilung.

Morpheus ⌂, Montag, 27.03.2023, 02:34 (vor 396 Tagen) @ Centao3248 Views

Hallo Centao,

danke für die wenigen inhaltlichen Ansätze. Ich würde diese gerne etwas ausweiten.

am Rande erwähnt, der einzig mir bekannte Ausweg (der hier auch diskutiert) wurde, der funktionieren kann.., ist die Subsistenz. Weiter interessant ist Konstruktion von zeitlich befristetem Geld (siehe auch DGF-Sammlung). Metallgeld war lange stabil, ist aber ein riesiges Wissensgebiet..

Metallgeld kannst Du in einer globalisierten Wirtschaft vergessen. Es würde kein Jahr dauern und alles Metallgeld wäre in China. Metallgeld funktionierte, weil Metalle anfangs knapp waren und später weil durch Gold hinreichend einfach eine Fälschungssicherheit von Herscher-Geld sichergestellt werden konnte. Es gibt keinen anderen sinnvollen Grund für Metallgeld. Aber fälschungssicher muss Geld sein, sonst wird es zu schnell entwertet. Metallgeld funktionierte auch, weil die internationale Wirtschaft sehr gering ausgeprägt war und Gold deshalb sehr wenig die Grenzen überquerte.
Warum musste Nixon wohl sonst, als es intensiven internationalen Handel gab, das Goldfenster schließen?
Subsistenz ist keine Alternative, weil sie den Menschen keine Sicherheit vor anderen Menschen bietet. Der Mensch ist alleine nicht in der Lage sich mit vertretbarem Aufwand zu schützen.

Warum soll ein Minimalstaat, der nicht von außen bedroht wird, nicht in der Lage sein sich dauerhaft zu finanzieren. Das kann mir niemand erklären. Denn die ersten Rate für die Vorfinanzierung des ersten Jahres kann der Staat analog zu dem heutigen QE natürlich stets komplett selbst in Umlauf geben und kann damit 12 Monate, bis zu den ersten Steuereinnahme, vollständig vorfinanzieren. Solange diese Einspeisung die jährlichen Steuerforderungen nicht übersteigt, kann auch keine Inflation entstehen, weil dem Geld eine entsprechende Nachfrage gegenübersteht. Natürlich geht das nur genau einmal, bis zur jährlichen Gesamtsteuermenge. Wenn selbige steigt, kann auch die Vorfinanzierung, um den Steigerungsbetrag angehoben werden. Warum sollten danach die Finanzierungskosten steigen, wenn die Aufgaben des Staates nicht ausgeweitet werden.

Mit Beginn jeder Geldschöpfung durch anerkannte bzw. besser erzwingbare Rechtskonstrukte "Kreditvertrag", z.B. ab 1945/47 in Deutschland beginnt sofort die ungleiche Vermögensverteilung. Ich verweise dazu auf hervorragende Ausführungen ehemaliger Foristen des alten DGF, wie dottore, luto, melethron, oder den Teufelarten (meph, liated mi lefuet), wonach der Zeitverlauf der (hier!)Vermögensverteilung eine nichtlineare volkswirtschaftliche Kenngröße ist, die Kreditgeld, Schulden und Vermögen zeitlich stark limitiert. Damit wäre ein in der Praxis nicht vorhandenes isoliertes Lummerland aka "Luxemburg" in noch kürzerer Zeit am Rande des Bürgerkrieges, da nur noch 1% Vermögenswerte besitzen, die Sicherheiten dienen können.

Also Luxemburg hatte bis zur Euro-Einführung über zig Jahrzehnte eine eigene Währung und das durchschnittliche Privatvermögen aller Luxemburger liegt bei 253 Prozent des EU-Niveaus, Deutschland schafft es nur auf 116 Prozent.

Es gibt viele Kritikpunkte an Deiner Ausführung, die mitnichten den Debitismus in auch nur einer Aussage widerlegt. Die Ausführungen sind auch schwer lesbar und auch an sich nicht komplex, da eine moderne Volkswirtschaft mit viel mehr Parametern und Beziehungen selbst für Lummerland belegt werden müssen, will man sich dem von Dir gewünschten "Systemausgang vom Debitismus" nähern. Inselmodelle haben wir trotzendem reichlich durchdiskutiert, wie z.B. mit Währungsform Muscheln. Schon auch die Wahl der Regierungsform, des Gesetzgebers etc.., die antiken Beispiele der griechischen Stadtstaaten schweben Dir vor, nicht wahr?<img src=" />, hat schnell oder langsam "tötliche" Auswirkungen auf das Rechtskonstrukt Lummerland.

Die Kritikpunkte würden mich ja gerade interessieren. Deshalb habe ich es ja hier als eine gewisse Provokation eingestellt. Denn ich kann nach reiflicher Prüfung nicht erkennen, wo sie wirklich greifen. Mir schwebt so etwas wie das deutsche Stadtrecht vor und regionale Zusammenschlüsse mehrerer selbstverwalteter Kommunen, so dass sie den vormaligen Kleinstaaten Europas entsprechen. Die Kleinstaaten, die durch intrastaatlichen Wettbewerb, Europa zur führenden Innovations-Kraft weltweit verhalfen.

Es geht nicht um ein Inselmodell, sondern um ein zelluläres Modell, bei dem es langfristig überall gleichartige, zelluläre Kreditgeldsysteme gibt. Jede ist für sich stabil und selbst wenn eine durch externe Schocks doch mal kollabieren sollte, wären nur wenige Menschen betroffen und die Nachbarn könnten Hilfestellung für einen Neu-Anfang leisten. Was heute bei riesigen Währungsräumen extrem schwierig wird und für viele Städter zum Verhungern führen wird.
Staaten sind Konstrukte, die meist aufgrund ihrer Größe so oder so nicht dauerhaft funktionieren, weil Kreditgeld in solch großen Gebieten eben nicht funktioniert, wie wir gerade alle erleben.

Und zum Rechtskonstrukt habe ich ja erst einmal gar nichts gesagt.

Also, ich würde mich über ein paar weitere inhaltliche Argumente freuen.

Beste Grüße
Morpheus

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