Der Fluch der arbeitsteiligen Gesellschaft

Mephistopheles, Montag, 25.10.2021, 20:27 (vor 908 Tagen) @ Taurec2613 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Montag, 25.10.2021, 20:34

Hallo!

Es gibt überhaupt keine neue Religiösität. Es gibt Idioten, die sich jetzt in Foren offenbaren. Die Summe der Blödheit bleibt immer gleich.


Wohl kaum. 1834, bei der ersten gemeinsamen Volkszählung aller deutschen Staaten, kam man auf 23,5 Millionen Menschen. Heute gibt es in allen deutschen Staaten knapp 73 Millionen Autochthone, rund das Dreifache. Also kann die Summe der Blödheit allein in unserer Nation schon mal nicht gleich geblieben sein.

Aber nicht nur quantitativ, auch qualitativ unterstelle ich, daß die Blödheit größer geworden ist. Während man damals noch in Sozialverbänden lebte, deren Gedeih und Verderb davon abhing, daß die Leute ihren Scheiß auf der Reihe hatten, sind sie heute als Entwurzelte in einen Betreuungsstaat eingebettet, der – jedenfalls, solange er noch nicht zusammengebrochen ist – stets auf die eine oder andere Art für ihr Überleben sorgen wird, auch wenn sie selbst gar nichts dafür tun.

Das ist die arbeitsteilige Gesellschaft. Je weniger man von dem, was man konsumiert, man selber herstellt inklusive der Vorprodukte, und je weniger Konatakte mit den eigentlichen Produzenten man hat, um so mehr ist man auf das reibungslose Funktionieren der arbeitsteiligen Gesellschaft angewiesen. Dieses reibungslose Funktionieren kann nur der Rechtsstaat ermöglichen. Je mehr arbeitsteilig gemacht werden muss, um so größer ist der Bedarf an Staat. Die Kosten des Staates steigen analog potentiell, bis sie den Vorteil der Arbeitsteilung aufgefressen haben.
(Mir fällt im Moment keine griffige Formulierung ein. Ich meine folgenden Tatbestand: Bei ein wenig Arbeitsteilung liegt der Vorteil des Rechtsstates um Potenzen höher als seine Kosten.
Bei viel Arbeitsteilung, insbesondere auch internationaler Arbeitsteilung, liegen die Kosten des Rechtsstaates incl. seiner internationalen Verflechtungen um Potenzen höher als sein Nutzen.)
Einen Vorgeschmack bekommen wir gerade. Die Kosten der Arbeitsteilung werden sichtbar in Lieferengpässen. Im Moment leben wir von der Substanz. So lange noch Substanz da ist, bemerkt das der einzelne noch nicht so richtig und meint, das Übel werde wohl an ihm vorbeigehen.

Die Kompetenz paßt sich notwendigerweise den Anforderungen an, denn der "Weg des geringsten Widerstandes" ist ein biologisches Naturprinzip. Logisch, denn Arten, die ständig gegen größere Widerstände anleben, obwohl es leichtere Wege zu dem selben Ergebnis (hier: Überleben) gibt, vergeuden Kraft und Energie und haben einen Überlebensnachteil. Auf das Menschliche bezogen bedeutet das, die Blödheit nimmt immer das Maß an, das sich die Menschen erlauben können, ohne sich damit selbst umzubringen.

Notwenigerweise schwindet die Kompetenz analog zur Arbeitsteilung. Je weniger man seber herstellen muss von dem, womit man alle Tage umgeht, um so geringer ist die Kompetenz für das Überleben in dem Fall, dass die Arbeitsteilung einmal nicht funktioniert.

Während man früher nahe an den Elementen den Mangel bewirtschaften mußte, was keine sozialen, allzu individualistischen und intellektuell nichtsnutzigen Extravaganzen erlaubte,

Wenn man das, was man alltags benötigt, selber herstellt oder direkten Kontakt zu den Produzenten hat (Wichtig! Ein Arbeitnehmer ist niemals der Produzent!), dann bleibt für Etravaganzen kein Raum.

können die Menschen heute Weltanschauungen pflegen, die früher absolut tödlich gewesen wären. So beispielsweise einen ins Religiöse übersteigerten Veganismus, der nur funktioniert, weil irgendwo jemand Nahrungsergänzungsmittel herstellt, die es ihnen erlauben, die praktische Überlebensunfähigkeit einer alles Tierische vermeidenden Ernährungsweise nicht am eigenen Leibe ertragen zu müssen.

Die Lebensmittel kommen von überall her. Wenn sie mal nicht kommen, dann wird man schnell sehen, dass einem nur noch übrig bleibt, Schweinefutter ("Rübenwinter") zu essen. Lustig wird es bei den Selbstversorgern, insbesondere dann, wenn sie feststellen, dass 20.000 Kal selber geerntetes Obst & Gemüse für eine Ernährung im Jahr niemals ausreichen. Ohne Schweinefleisch und Ziegen- oder Kuhmilch geht da gar nichts. Nur sollte man halt wissen, wie man eine Kuh melkt, ohne dass sie einem auf die Finger tritt. :-D

Weil die Bestrafung durch die Natur (noch) ausbleibt, können die Menschen ihre geistigen Entartungen erheblich steigern und mit religiöser Inbrunst gegen Kritiker vertreten. Solange die Korrektur durch Lebenserfahrung ("Empirie") ausbleibt, nimmt die Gesellschaft notwendigerweise eine Form an, in der die Lebenswirklichkeit nicht durch die Natur bestimmt wird, sondern vielmehr die wahrgenommene Wirklichkeit durch unbelegte und geglaubte Dogmen vorstrukturiert. Das Ergebnis ist ein "religiöses" Zeitalter, das sich aber grundsätzlich von früheren Zeiten unterscheidet. Während der einfache Mensch früher fromm war und Gott (also der Natur!) für die Gaben dankte, kennt er heute keinen Gott mehr außer sich selbst, wobei er seine sich selbst gegebenen weltfremden Glaubenssätze ad stultitiam wie eine Monstranz vor sich her trägt.

Das geht nur deswegen, weil man mit den Leuten, die die Dinge, die konsumiert werden, keinen persönlichen Kuntakt mehr hat.

Gruß
Taurec

Gruß Mephistopheles


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