ein paar Ideen

nereus, Dienstag, 17.08.2021, 13:44 (vor 992 Tagen) @ Weiner1421 Views

Hallo Weiner!

Du schreibst: Interessieren würden mich stattdessen DEINE Ideen, Vorschläge und Gedanken dazu, wie der "gute Staat" bzw. die "gute Menschengemeinschaft" aussehen sollte. Bitte aber nicht allgemein, als Utopie, sondern unter den Bedingungen der Gegenwart.

Zunächst ist erst einmal darüber nachzudenken, inwiefern es Sinn ergibt überhaupt nach einer solchen planetarischen Lösung zu suchen.
Der unbedingte Weltverbesserungs-Wahn für jedes Individuum läßt mich frösteln.
Frage: Ginge es nicht auch einmal eine Nummer kleiner?

Einen vernunftbasierten Lösungsansatz würde ich grundsätzlich materiell/physikalisch beschränken, weil schiere Größe Macht und Machtanspruch generiert.

Es ist eben nicht dasselbe, ob z.B. mehrere tausend Kleinunternehmer bzw. Mittelständler am Markt agieren oder ob hier Big Player unterwegs sind, die den Markt nach Belieben beherrschen und die Regeln diktieren.
Die schiere Größe verursacht automatisch Ungerechtigkeiten.
D.h. es muß eine regelbasierte Entflechtung der Riesenkraken einsetzen, wenn bestimmte Umsatz-, Gewinn- und Mitarbeiterzahlen übertroffen werden.
Dito gilt das für Banken, Investmentfonds usw.., also überall dort, wo riesige Geldbeträge fließen bzw. verwaltet werden.
Warum sollen nicht mehrere kleinere Banken und Firmen das Geschäft der Großen übernehmen können?
Das gilt auch für das Wachstum der Vermögen, egal ob in Geld, Wertpapieren oder Immobilien.

Dazu sollten die Mitarbeiter einer Firma auch Anteile derselben besitzen, die parallel zum Lohn und der Beschäftigungsdauer angerechnet werden.
Das Risiko von Verlusten und Gewinnen ist inklusive, aber es sollte fester Bestandteil eines Arbeitsverhältnisses sein, sofern es Kurzzeit-Anstellungen überschreitet.
Damit wird eine Aktionärskultur erschaffen, die einerseits motiviert und andererseits Loyalität schafft, denn man wirkt am Gelingen der Firma mit und spürt es auch.

Große staatliche Projekte können über Investment-Zertifikate – siehe Suez-Kanal – gestemmt werden, die aber grundsätzlich über eine Quotensetzung breit zu streuen sind.
Kann das nicht garantiert werden, fällt das staatliche Projekt ins Wasser oder es finden sich privater Financiers zusammen.

Einen Anreiz besser zu leben als andere sollte unbedingt bestehenbleiben, doch irgendwo muß eine Grenze gezogen werden – die man auch regelmäßig überprüfen und variieren kann – wo die erreichte Größe und Markt-Macht unwiderruflich einen kreativen Zerfallsprozess (siehe oben) aktiviert, der es unattraktiv macht, weiter zu wachsen.

Der Staat muß sich auf eine Nachtwächter-Funktion zurückziehen und darf maximal Armee, Polizei und Justiz zur Aufrechterhaltung von Mindestanforderungen des gesellschaftlichen Lebens unterhalten.
Er darf nur Grundversorgung anbieten, die durch legale Besteuerung gegenfinanziert wird.
Auch hier spielt die Größe wieder eine Rolle, weil diese irgendwann zur Übergriffigkeit (ver-)führt und das Entstehen von Seilschaften und Vetternwirtschaft begünstigt.

Politiker, Unternehmer und andere Entscheider müssen (wieder) für ihre Entscheidungen haften.
Wer große Räder drehen will, muß wissen, was ihn ggf. erwartet.
Das minimiert schwachsinnige Entscheidungen und relativiert Risikobereitschaft.

Geheim- oder Privatgesellschaften, die politische und wirtschaftliche Regularien aufstellen/beeinflussen, müssen Ihre Mitglieder-Listen regelmäßig veröffentlichen, damit man weiß, wer für wen „unterwegs“ ist.

Entscheidungsprozesse – von wem auch immer - welche wesentliche Teile der Bevölkerung betreffen, sind transparent und plausibel zu machen.
Wer öffentliche Ämter begleitet, darf auch privatwirtschaftlich agieren, muß das aber bekannt machen.
Wer das unterläßt, fliegt aus dem Amt und muß sich ggf. strafrechtlich verantworten.

Wer vom Staat etwas haben will, soll dafür leisten.
Ob das in regelmäßigen Abgaben geschieht oder zu erbringenden Dienstleistungen (z.B. Sozialarbeit) bleibt dahingestellt.
Wer mehr haben will als Grundversorgung muss dafür leisten oder bezahlen.

In die Versorgungssysteme Renten, Krankenversicherung usw. müssen alle einzahlen – ohne Ausnahme.
Wer das nicht möchte, wird im Notfall auch nicht versorgt und muß auf Almosen seines Nächsten hoffen.
Andererseits besteht im Fall der Inanspruchnahme solcher Leistungen die Pflicht zur nachträglichen Kostendeckung.

Einen moralischen Überbau, der das Menschendasein relativiert, halte ich für dringend geboten.
Ob das die 10 Gebote und der Glaube an einen Weltgeist sein müssen, lasse ich offen, aber die Vergöttlichung des Menschen, der alles glaubt regeln zu können, halte ich für einen gefährlichen Irrweg, der eben auch zum Größenwahn führt.

Die organisatorische Neuordnung erfordert meiner Ansicht nach auch einen geistigen Wandel.

mfG
nereus


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