Rasensprenger
Hallo Dieter,
seit ca. 15 Jahren praktizieren meine Frau und ich für ca. 5 Monate pro
Jahr einen konsequenten Nachrichtenentzug, also kein Internet, kein
Telefon, keine Zeitung, kein Fernsehen, das heißt nicht ganz. Das eine
oder andere bekommen wir dann schon mit im Gespräch mit anderen oder im
Auslandsfernsehen im Café oder Restaurant und so alle 5-6 Wochen neige ich
dazu, mich mal für 2-3 Stunden ins Auto zu setzen um eine deutschsprachige
Zeitung zu kaufen.
Den Entzug praktiziere ich jeden Tag, d.h. ich beobachte meine Gedanken und bin mittlerweile sehr geübt darin tagsüber bewusst zu bleiben, statt mir schon morgens unter der Dusche Gedanken über das zu machen, was aufgrund der Schwingungsgrade die unsere Zeit und den Raum schaffen nie Gegenwart sein kann. Die Zeit bekommt damit eine ganz andere Bedeutung. Immer muss es nicht klappen.
Was wir dabei vermissen: Die Informationsmöglichkeit übers Internet,
also das "Info-Lexikon".
Und was begründet diese Sehnsucht? Was ist so reizvoll daran, sich eine Zeitung am Kiosk zu kaufen oder zum Smartphone zu greifen? Ist es die Angst davor, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, stattdessen eine unwirkliche Auseinandersetzung (Simulation) zu ertragen?
Was stelle ich nach einer längeren Abstinenzzeit fest: Man hat das
Gefühl, man hat nichts verpaßt, es hat sich nichts geändert. Die alten
Probleme sind immer noch nicht gelöst und die vielen Aufreger, die es ggf.
zwischenzeitlich gab haben keine Relevanz. - und Geist und Seele haben sich
stark erholt.
Womit sich auch deine Welt stark erholt hat. Bis der erste Objektivierte (Ich glaub nix mehr, auf meiner Stirn steht: Angst!) daher kommt und dich daran erinnert, dass du träumst: "Das kann dir doch alles nicht egal sein? Denk doch mal an die Zukunft! Siehst du nicht wohin wir steuern? Bald ist alles vorbei! Ahhhhhhhhhhhh, ich dreh durch!"
Andererseits kommt man mit klarem Blick bei der Beobachtung der
Realitäten zurück ins Tagesgeschehen. Die pers. Meinung über
gesellschaftliche Entwicklungen entsteht aus pers. Beobachtung und weniger
aus Nachrichten. Auch im Vergleich zu den Beobachtungen, die man in einem
anderen Land machte.
Der klare Blick auf das Tagesgeschehen, darauf kommt es nicht an. Alles geschieht "so oder so" nicht, sondern so, wie wir es uns gar nicht vorstellen können. Die Simulationen (Wir, Die Anderen, Ahhhhhhhhh, Muttis Politik, Meine Mannschaftich, ich dreh bald durch!) fangen jeden ein, der nicht die Balance zwischen sich (dem Innersten) und seiner unmittelbaren Welt zu halten im Stande ist. Mir hat mal jemand geraten, mich in Situationen, in denen ich keinen klaren Blick habe bzw. nicht mehr weiß was richtig ist oder nicht mehr weiß was ich tun muss, mich und meine Umgebung währendessen und während der folgenden Handlung gedanklich von oben zu beobachten.
Die Balance kommt dann ganz von selbst. Was mich gerade noch disharmonisch fesselte, ist einen Augenblick später auf magische Art & Weise dahin.
Ich sehe gerade, dass ich noch den Rasen sprengen muss. Es gibt Menschen, die festigen auf diese Art & Weise ihr Wissen während der ersten Erfahrung, dem Lesen, dem erstmaligen und nicht zweitmaligen Handwerk. Kein Scherz.
Herzlichst,
Ashitaka
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Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.