@Mephistopheles und @Nereus

Weiner, Dienstag, 18.04.2017, 14:34 (vor 2774 Tagen) @ Mephistopheles7440 Views

Hallo!

Der Ausgangspunkt dieses gemeinsamen Gedankenganges war das Phänomen AUFERSTEHUNG, ein sehr anspruchsvolles Thema, das (wie in vielen Gesprächsfäden) nun in sachfremde Bereiche abgleitet. In Bezug auf den Ausgangspunkt darf ich nochmals festhalten, dass Auferstehung gleichermaßen Mann und Frau offen steht. Es spielt das Geschlecht keine Rolle und auch nicht der soziale Rang. Eher haben die Unterdrückten eine größere Chance, weil sie sich leichter von der Welt lösen können als diejenigen, die ihre Wünsche immer umsetzen dürfen. Denn wer Macht und Mittel hat, klebt eher an der Welt. Auf dem Weg zur Auferstehung gilt wie überall: durch Leiden und Fehler lernt man am schnellsten.

Was das Thema "rechtlich-wirtschaftlich-soziale Stellung der Frau im Wandel der Geschichte" betrifft, so will ich meine private Meinung vorausschicken. Ich würde mir wünschen, wenn sich mehr Frauen öffentlich äußern und einbringen würden. Es sollten aber nicht Frauen vom Typus einer Hillary Clinton sein, die noch schlimmer sind als mancher Mann. Sie - und viele andere prominenten Frauen der politischen Zeitgeschichte - sind nur Zerrspiegel (oder nützliche Idioten, quasi das Schmieröl?) einer durchgängigen Machomännerwelt.

Neben dieser privaten Meinung muss ich schlicht die Fakten der Geschichte zur Kenntnis nehmen. Die liegen so, dass seit etwa 6000 Jahren praktisch ausschließlich junge und alte Männerbanden (d.h. Krieger und Kleriker/Senatoren) den Gang der menschlichen Geschichte bestimmt haben. Die Ursache dafür ist im Rahmen eines Beitrags hier auf dem Forum nur oberflächlich zu erklären: sie liegt in physischer Machtausübung, und diese wiederum in materieller Technologie (Herdenhaltung, Reiten, Wagen, Eisen, Waffen, Maschinen, Spionage, Propaganda etc. etc.). Und sie liegt in mangelhafter Reflexion (-sbereitschaft) über den Aufbau menschlicher Gemeinschaften und Gesellschaften. Letztere können nämlich nicht ausschließlich durch physische Gewalt und (korrelierend im Bereich der Kommunikation) durch Manipulation begründet und aufrechterhalten werden, ohne dass das Wesen des Menschen sowie die Integrität der Natur (in die der Mensch immer eingebettet sein wird) dabei zerstört werden. Eine rein auf Gewalt, auf Hierarchien und auf einseitig funktionale Zusammenhänge gebaute Menschen- und Lebenswelt wird es nicht geben.

Es ist allerdings zu spät. Durch eine Erhöhung des Frauen'anteils' im öffentlichen Leben oder durch Einführung 'gerechterer' Bedingungen für Frauen (was immer das sein soll ...) lässt sich die träge Masse der Geschichte, die sich auf einem Schleuderkurs befindet, nicht mehr abbremsen oder umlenken. Es wird unausweichlich katastrophale Entgleisungen geben. Die jetzige und die nächsten zwei Generation werden den Preis für die Fehlentwicklungen der letzten 6000 Jahre bezahlen. Und die Überlebenden werden das Gute der letzten 6000 Jahre - und das ist auch Einiges! - bewahren und fortentwickeln.

@Nereus: Zur richtigen Einschätzung des Christentums im Vergleich zu anderen Religionen muss man unbedingt wissen und anerkennen, dass es in seinen ersten 250 Jahren eine verfolgte Religion war. Auch spätere Zeiten der Unterdrückung (die sich ganz aktuell in einem neuen Zyklus wieder anbahnen), waren immer die besten Entwicklungsperioden. Der Buddhismus hat sich im Wesentlichen 'rausgehalten', obwohl es viele (auch negative) Beispiele eines politischen Buddhismus gibt. Er ist der stille Bruder in der Familie der Religionen der Menschheit. Der Islam dagegen war und bleibt in seiner äußeren Form die Geschichte einer Räuberbande. Seine einzig akzeptable Form ist die private Ausübung in der familiären und lokalen Gemeinschaft oder im überschaubaren und transparenten (!) Orden. Nur hier kann der Islam die geistige Höhe anderer Religionen erreichen. Als politische Form dagegen ist der Islam eine absolute Katastrophe (wie das 'mittelalterliche' Christentum) und wird, wenn das von den gegenwärtigen islamischen Führern nicht erkannt und geändert wird, ganz zweifellos untergehen (maximal drei Generationen). Über die dritte monotheistisch-patriarchale Religion, der wir 'das alles zu verdanken haben', brauche ich nicht zu sprechen, denn sie ist bereits tot. Leider mumifiziert dieser Leichnam nicht, sondern das Gift läuft aus ihm heraus.

@Mephistopheles:

In der griechischen Antike war es damals durchaus üblich, dass Frauen Regierungsverantwortung übernahmen.

Hier bitte ich Dich, ein paar Beispiele zu nennen. Habe ich da etwas übersehen? In den ersten Hochkulturen und Staaten haben wir sehr viele Spuren der vorangegangenen Zeit, in der Frauen eine andere Rolle in den Gemeinschaften hatten. Diese Reste wurden aber zunehmend plattgewalzt. Im Gang einer Kultur gibt es dann eine spezifische Entwicklungsphase, in der Frauen wieder einen Freiraum sich erobern können (ist zu umständlich, das in der Kürze hier zu erklären, hilfsweise bei Spengler nachzulesen). In Ägypten kam in dieser Phase die Hatschepsut an die Macht, in China entwickelte die Kaiserin Lü zur Zeit der Han diesen Spielraum für nachfolgende Kaisermütter, in Rom kennen wir sehr gut die Aktivitäten von Frauen in der Kaiserzeit. Diese neuen intrakulturellen Entwicklungsprozesse dürfen nicht mit den Resten der uralten Tradition verwechselt werden, die sich in Spuren erhalten haben. So haben beispielsweise bei den Hakka-Han-Chinesen die Frauen noch heute eine bessere Stellung als über die ganze Geschichte des Kaisertums hinweg der Durchschnitt der Frauen oder sogar die Frauen an der Spitze des Staates hatten, doch hat sich diese Tradition der Hakka nur gehalten, weil sie im Kaiserreich über weite Strecken sozial isoliert waren. Noch deutlicher isoliert (vor allem auch geographisch) waren die Mosuo-Chinesen, bei denen sich bis heute Formen der Ehe und Familie erhalten haben, die wohl vor 7000 Jahren noch allgemein verbreitet waren.

Ein letztes Mal zurück zum Thema 'Auferstehung': man kann seine Aufmerksamkeit und Aktivitäten auf das WERDEN richten, auf den immerwährenden geschichtlichen Wandel innerhalb der Erscheinungswelt, oder aber auf das SEIN, d.h. auf die transzendenten Prinzipien, die dem WERDEN zugrundeliegen. Der Weg zur Auferstehung zielt auf das SEIN, unterliegt aber dem WERDEN und muss sich ihm deshalb klug anpassen.

Wünsche allseits eine gute neue Woche!

Weiner


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