Heizungstechnik ist keine Rocket Science

Echo, Samstag, 09.09.2023, 12:06 (vor 358 Tagen) @ Plancius4853 Views
bearbeitet von Echo, Samstag, 09.09.2023, 12:25

Zwang ist nicht toll. Ich sehe viele Parallelen zum Glühbirnen Verbot. Heiß diskutiert, viel gehortet, und am Ende setzt doch quasi jeder LED ein weil die Technik reif ist.

Ich sehe das Problem mit den Heizungen daher auch nicht so wild. Den alten Schund hätte man früher oder später aufgrund der tendenziell steigenden Energiepreise ohnehin einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen. Mein Ölbrenner steht seit Einbau einer unterstützenden Brauchwasser Wärmepumpe seit Mai still. Gekostet hat die Wärmepumpe selber 2000€. Einbau eine Sache von 1 Tag mit Hilfe vom Fach. Als kleinen Bonus braucht der Elektroboiler auch keinen Schorni und den Strom mach ich mir selbst. Dass das so einfach und billig geht ist schon fast wahrgewordene Utopie.

An manchen Stellen ist Wärmepumpe weder sinnvoll noch ästhetisch (etwa weil nur überirdisch möglich), da wäre es natürlich schön, etwas mehr Wahlfreiheit zu haben, aber es gibt schon heute mancherorts sehr dubiose Auflagen wie Nutzungszwang für Fernwärme, damit rutscht man noch viel tiefer in die Abhängigkeit. Kurioserweise darf Fernwärme weiterhin mit Öl und Gas erzeugt werden wenn ich das richtig verstanden habe - zweierlei Maß. Aber ansonsten ist man ja ohnehin abhängig gewesen von Öllieferanten und der Ölpreispolitik, von daher...

Dass das Klima durch die Maßnahme nicht gerettet wird ist mir klar, aber zumindest wird die Luft tendenziell etwas besser in den Dörfern.

Die Gas-Leidensgeschichte reicht noch deutlich weiter zurück als das Heizungsgesetz, es hat ja mit dem Russland-Boykott angefangen. Je weniger Leute Gas nutzen, umso teurer wird das Gasnetz für die restlichen Benutzer. Das wird dann so unwirtschaftlich dass man wahrscheinlich direkt auf Alternativen geht. Langfristig wird sowieso nichts so heiß gegessen wie's gekocht wird. Defizite im Stromnetz kann man nach und nach ausbügeln.

An sich ist Gas ja auch gar nicht verboten, sondern man darf es nur noch zum Zuheizen an kalten Tagen verwenden. Und genau das sehe ich auch als technisch sinnvoll. Genau dann wenn viel Strom gebraucht wird, kann man Gaskraftwerke laufen lassen und hat dann Strom für Wärmepumpen und extra Wärme zum Heizen. In der Übergangszeit brauchst du nur ne kleine Wärmepumpe, kein Gas. Verbuddelte Wärmetauscher funktionieren auch bei feuchtkaltem Wetter noch gut, während die billigen Luftwärmepumpen da eher zum Vereisen neigen. Da sind dann alle Arten von Brennsoffe eine gute Ergänzung. Und wie gesagt, ist ja auch erlaubt. Es müssen laut Richtlinie nur 65% der Wärmeenergie erneuerbar produziert werden.

Erinnert sich noch jemand an das Verbot ineffizienter Holzöfen? Juckt heute kaum noch jemand, oder?

Der eigentliche Raub geschieht nicht bei der Zwangsabschaffung von Heizungen sondern an ganz anderen Stellen. Teils schleichend aber über ein Menschenleben gemessen insgesamt in Größenordnungen teurer als dein vermeintlich großer Heizungsraub. Angefangen etwa bei der kalten Progression, den Sozialabgaben und den von anderen Schreibern zuvor erwähnten ausgebluteten Staatsfinanzen zu Lasten der Bürger. Da geht richtig Geld durch den Kamin. Die Heizungen sind Nebenkriegsschauplatz. Die haben lediglich das Fass zum Überlaufen gebracht, weil es da schinbar mehr Betroffenheit schafft.

Dass die Politik gerne Geld den Lobbys zuschanzt (diesmal: Heizungsbauer?) sollte auch bereits bekannt gewesen sein. Das kann man mit Eigenleistung zum Glück umgehen, wenn man keine zwei linken Hände hat. Ringgrabenkollektor selber baggern, Dach mit Photovoltaik vollknallen, günstige Osteuropa-Wärmepumpen besorgen, ... Da kannst du zigtausende Euro sparen. Im Altbau natürlich nicht ganz so toll, alles auf Vordermann bringen zu müssen, aber vieles ist möglich. Etwas Bauchweh bereiten mir die kurzen Gewährleistungszeiträume, aber mit etwas Glück können Wärmepumpen Jahrzehnte halten. Unsere Ölheizung ist übrigens auch gerne mal verreckt. Würde den Stinker am liebsten komplett rausreißen, doch das gibt die Bausubstanz nicht her.

Etwas besser finde ich die anreizbasierte Umsetzung von Veränderung, etwa die E-Förderung die in Kombination mit guten Preisen und reifer Technik zum Kaufrausch geführt hat. Aber wie man die Politik so kennt, werden Fördermittel meistens völlig fehlgeleitet ausgeschüttet.


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