Klassengesellschaft. Daran erkennt man eine Klassengesellschaft, wenn die herrschende Klasse den Unterschichten erzählt, dass ihr Fleischverbrauch zu groß sei

Mephistopheles, Mittwoch, 28.07.2021, 13:54 (vor 997 Tagen) @ Otto Lidenbrock2830 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Mittwoch, 28.07.2021, 14:22

Die von manchen Ökologen aufgemachte Rechnung bezüglich des "Wasserverbrauchs" der Viehzucht ist also mit extremer Vorsicht zu genießen.

Grundsätzlich bin ich aber mit ihnen einer Meinung, dass der Fleischkonsum, vor allem in der westlichen Gesellschaft, viel zu hoch ist.

Der Urzustand der Jäger und Sammler ist, dass Menschen sich fast ausschließlich von Fleisch oder Fisch ernähren. Fleisch, Fisch und Kräuter und jahreszeitlich einige Beeren oder Honig, mehr gab es nicht. Wobei es durchaus nicht immer das reinste Vergnügen war, sich eine Honigwabe zu holen.
Es gab kein Getreide, kein Gemüse und kein Obst.
Das ändert sich erst mit der zunehmenden Stratififizierung der Gesellschaft, also der Klassenbildung. Da mussten die Untertanen plötzlich Getreideprodukte und Wurzeln verzehren.
Im alten Ägybten, da lebte die Oberschicht iin Unterägypten, dort wurde Vieh gehalten im Nildelta und in Oberägypten mussten sich die Pyramidenbauer fast aussschließlich von Getreide ernähren mit den ganzen damit verbundenen Mangelkrankheiten. Kann man sehr gut an den Mumien erkennen, keiner der Arbeiter hatte nicht irgendwelche Erkrankungen als Folge von Mangelernährung. Gab es in der Steinzeit nicht.
Auch die Germanen ernährten sich, wie Tacitus anmerkt, vorwiegend von Fleisch oder Fisch und wenig Getreide. Das ist ein Kennzeichen einer wenig stratifizierten Gesellschaft.
Die Freier in der Odyssee, die sich selbstverständlich zur Oberschihct zählten, allerdings ohne die dazu nötige Kleingeld zu haben, ernährten sich fast ausschließlich von Ziegen und Schweinen und Wein. Sie ließen sich also aushalten, wie man das auch heute noch von Jünglingen aus besseren Kreisen, allerdings ohne Zugriff auf die Kohle des alten Herrn zu haben, kennt. Das führte dann zu einigen Unstimmigkeiten mit dem rechtmäßigen Eigentümer des Landes nach dessen unerwarteter Rückkehr, wovon die Odyssee in 24 Gesängen berichtet.
Noch im Mittelalter wurde sehr viel mehr Fleisch verzehrt als heute, wovon Rabelais in seinem Gargantua und Pentagruel kündet.
Noch im 19. Jh. war es für Südstaatler, auch Angehörige der Unterschicht, durchaus üblich, sich von Schweinen, Truthähnen und ihrem Jagderfolg zu ernähren. Das endete mit dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs.

Immer dann, wenn die Oberschicht der Meinung ist, die Unterschicht beanspruche einen zu großen Teil der Ressourcen, dann erkennt man das daran, wenn den Leuten plötzlich erzählt wird, artgerechte Ernährung, wie sie seit 400.000 Jahren von Menschen gegessen wird, sei ungesund und man möge weniger Fleisch essen.

Darum geht es eigentlich bei der ganzen Debatte. Die Römer, also die Senatoren, ernährten sich von Lerchenzungen und Wachteln und was es sonst noch alles an Delikatessen gab, während die Sklaven und die Unterschicht und die Soldaten mit Getreidebrei abgespeist wurden.

Es ist eine reine Klassenfrage und, wie sagte Warren Buffet, meine Klasse ist dabei, ihn zu gewinnen. Deswegen auch der Kampf gegen Billigfleisch, also das Fleisch, das sich die Unterschicht leisten kann. Fleisch soll wieder teurer werden, damit der Unterschichtangehörige auch an der Ernhrung merkt, zu welcher Klasse er gehört.
(Das betrifft allerdings nicht nur den Verzehr, sondern auch den Verkehr. Der Unterschichtler soll gefälligst, wie früher auch, sich imm öffentlichen Personennahverkehr in die Sitze quetschen, allenfalls noch mit einem Fahrrad bei Wind und Wetter sich fortbewegen und keinesfalls in einem eigenen Fahrzeug. Das widerspricht dem sozialistischen Klassenstandpunkt.)

Gruß Mephistopheles


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