SevenSamurai: Genau darum gehts. (mT)

DT, Sonntag, 22.03.2020, 23:44 (vor 1488 Tagen) @ SevenSamurai786 Views
bearbeitet von DT, Montag, 23.03.2020, 00:03

Ich war sehr gerührt als ich das Plakat heute nachmittag an der Brücke sah, als ich drunter durch fuhr. Das letzte Mal so ein ähnliches Plakat habe ich gesehen am 26.12.1989, als ich auf der A4 von Wommen aus Richtung Gotha fuhr: Willkommen in Thüringen. Soweit ich mich erinnere, hatte die DDR am 25.12. die Autobahn aufgemacht, ohne Visum und Transitkram, etc. DDR Bürger hatten das Plakat aufgehängt um uns Wessis zu begrüßen.

Ich stand in der Nacht vom 11. zum 12.11.1989 am Grenzübergang an der A4 von Obersuhl nach Untersuhl und habe gesehen, wie die Bagger von Richtung Osten kam und die beiden Dörfer wiedervereinigt wurden und die Dorfbewohner sich gegenseitig mit Schnaps begrüßt hatten. Das ist jetzt ziemlich genau 30 Jahre her.

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http://www.eautobahn.de/html/grenzoffnung_obersuhl.html

Text siehe unten im P.S.

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Das ist so ziemlich das letzte Mal, daß ich eine ähnliche Solidarität und ein Miteinander in unserem Volk gespürt habe, sieht man mal von der WM ab. Und heute nachmittag hatte ich dasselbe Gefühl und es zeigt mir, daß es vielen so geht wie mir und die Ärzte und Pfleger in ihrem Kampf um jedes einzelne Menschenleben nicht alleine sind, alleine gelassen von zynischen Euthanasisten und einer Politik, die sie im Namen des Mammons und der Reparationen für die Besatzer und zur Durchsetzung des Volkstods im Namen von Soros und der Hintertanen alleine und unterausgestattet läßt, schon seit Jahren, aber ganz besonders jetzt.


PS:

Grenzöffnung am Sonntag, 12. November 1989, 10.00 Uhr,
auf der A 4 im Bereich der Abfahrt nach Untersuhl/Gerstungen
von Willi Müller, Bürgermeister Wildeck

Nachts gegen 24 Uhr auf der A 4
(Geschichtsverein Wildeck) Gegen 23.00 Uhr rief mich ein Beamter des Zollkommissariats Obersuhl an und bat mich, zur Grenze im Bereich der A 4 zu fahren. Zwei Zollbeamte seien dort. Auf DDR Seite der A 4 – Abfahrt in Richtung Untersuhl / Gerstungen - werde gearbeitet. Man vermute, dass die Öffnung der Grenze vorbereitet werde. Ich fuhr umgehend zur A 4 Grenze und traf dort die beiden Zollbeamten Heinrich Weitz und Manfred Ries. Sie bestätigten die Angaben des Kommissariats. Wir hörten aus der Dunkelheit in Richtung Untersuhl die Arbeitsgeräusche. Nun wollte ich natürlich wissen, was die DDR Seite beabsichtigte. Ich rief in die Dunkelheit und bat um Rückmeldung. Niemand antwortete. Dann sah ich nur noch die Möglichkeit, über die Grenze in Richtung Grenzzaun zu gehen, um dort ggfs. Kontakt zu den DDR Grenzsoldaten aufzunehmen. Ich ging über die gelb markierte Grenzlinie ca. 20 m auf DDR Gebiet. Plötzlich tauchten aus der Dunkelheit DDR Grenzsoldaten auf und forderten mich auf, sofort das Gebiet der DDR zu verlassen. Ich blieb stehen, teilte den Soldaten meinen Namen und meine Funktion als Bürgermeister der Gemeinde Wildeck mit und bat um ein Gespräch mit dem zuständigen Offizier.

Nach kurzer Zeit kam ein Major der Grenztruppen der DDR auf mich zu und sprach, ohne sich vorzustellen, in einem barschen Ton: “Was wollen sie?“. Ich antwortete: „Ich bin Bürgermeister der Gemeinde Wildeck, mein Name ist Willi Müller. Ihre Leute arbeiten an der A 4 Abfahrt. Ich nehme an, dass Sie morgen die Grenze in diesem Bereich öffnen werden. Informieren Sie mich doch bitte über die genaue Uhrzeit, damit wir auf unserer Seite entsprechende Maßnahmen ergreifen können.“

„Wir haben alle Angaben nach Bonn gemeldet, sie sind also informiert“, war seine Antwort. „Bonn ist weit“, antwortete ich, „wir haben noch keine Nachricht erhalten. Ich bitte sie daher, mir die von ihnen geplante Öffnungszeit zu nennen.“ Nach kurzem Zögern sagte er: „Die Grenze wird an dieser Stelle morgen um 10.00 Uhr geöffnet“. Meine Antwort: „Ich danke ihnen, wir werden sofort alle notwendigen Maßnahmen einleiten. Darf ich Ihnen die Hand geben?“ Der Major zögerte kurz und gab mir dann die Hand. Einige Wochen später, bei einer Besprechung mit DDR Offizieren in Thüringen kam ein Major auf mich zu und bat unter Hinweis auf diese eben geschilderte nächtliche Begegnung um Entschuldigung für sein unfreundliches Verhalten. Er sei, so seine Begründung, durch die sich überschlagenden Ereignisse sehr verstört gewesen. Sein Name: Major Fleischmann vom Grenzkreiskommando 304 Eisenach.

Bundesgrenzschutz, Autobahnmeisterei und Bauhof der Gemeinde legen los
Ich ging zurück zu unseren Zollbeamten. Nun wurden über die Zolldienststelle der Bundesgrenzschutz in Bad Hersfeld und die Autobahnmeisterei Hersfeld informiert. Auch unseren Bauhof, Vorarbeiter Georg Kaufmann, den Obersuhler Ortsvorsteher Josef Keck, die HNA, Herrn Redakteur Niesen u.a. informierte ich. Bald begannen auf unserer Seite der Grenze die Arbeiten, um die A 4 bis 10.00 Uhr für den Verkehr fahrbar zu machen. Vom Bundesgrenzschutz rückte gegen 03.00 Uhr Polizeioberrat Gerhard Beyer, Kommandeur der Hersfelder Abteilung, mit seiner Mannschaft, darunter auch Pioniere, an. Zuvor war der BGSler Hans-Karl Gliem aus Obersuhl schon vor Ort, wurde aber zur Abteilung befohlen. Von der Autobahnmeisterei traf Herr Lehn als Autobahnmeister mit seinen Mitarbeitern und auch Vorarbeiter Georg Kaufmann vom Bauhof Wildeck ein. Kaufmann hatte den Auftrag, mit dem Gemeindebagger die provisorische Auf- und Abfahrt zum Feldweg oberhalb der A 4 Brücke - der Weg führte nach Obersuhl - Wachhöhlenweg/Zur Wache – zu planieren und zu und schottern.

Öffnung der Grenze um 10.00 Uhr am 12. November 1989
Um 10.00 Uhr waren alle bereit. Wir standen direkt an der Grenze, um die Besucher aus unseren Nachbargemeinden freundlich zu empfangen. Ortsvorsteher Josef Keck hatte in der Nacht -gegen 05.00 Uhr- von Schreinermeister Günter Schubert ein großes Begrüßungsschild anfertigen lassen. Farbe bekam er von Frau Christa Gohmert aus den Drogeriebeständen gegen 06.00 Uhr, anschließend malte Paul Bachmann die Begrüßungsworte „Herzlich Willkommen in Wildeck“ auf das Schild.

Viele Wildecker hatten sich mittlerweile eingefunden, um dieses historische Geschehen unmittelbar zu erleben.

Leitende Beamte des Bundesgrenzschutzes (Kommandeur Joachim Poddig aus Kassel, Polizeioberrat Gerhard Beyer, Polizeioberrat Diele, Polizeioberkommissar Hans Rieger und Offiziere der DDR Grenztruppen (Major Rothardt, Major Obenauf) besprachen um 07.20 Uhr Einzelheiten der Grenzöffnung der späteren Einrichtung von Grenzposten. Bild- und Filmaufnahmen wurden von BGS-Beamten gefertigt.

Es wurde immer spannender. Dann, Punkt 10.00 Uhr, ein Radfahrer und die ersten Fahrzeuge kommen auf der A 4 Auffahrt von Untersuhl hoch. Mit Jubel wurden die Besucher begrüßt. Man schüttelte sich die Hände und umarmte sich. Viele der Anwesenden hatten Tränen in den Augen. Nach 40 Jahren wieder eine offenen Grenze. Verwandte, Freunde, Schulkameraden konnten sich wieder unmittelbar treffen.


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