Notre Dame ist komplett nebensächlich

Weiner, Mittwoch, 24.04.2019, 11:18 (vor 2038 Tagen) @ Diogenes Lampe7805 Views

Tut mir leid, dass ich das sagen muss, Diogenes!

Da kann man sich mächtig aufregen und ergriffen sein und alles nur Denkbare herbeiziehen und herbeikommentieren, aber in 6 Monaten wird kein Hahn mehr um Notre Dame krähen (außer denen, die davon direkt betroffen sind, das heißt aufräumen und aufbauen und Kohle machen dürfen ...).

LUTETIA war eine keltische Siedlung auf der Seine-Insel, die die Römer etwa 50 v.Chr. erobert haben und dann PARIS nannten. Der Kulturzyklus dieser Stadt läuft bis in die Völkerwanderungszeit, sagen wir 200 nach Christus, danach zerfällt die Stadt bzw. wird wieder bedeutungslos.

Ein neuer Zyklus beginnt für sie, als die Franken/Merowinger sie zu ihrer Hauptstadt machen. Diese Epoche dauert etwa 600 Jahre, ähnlich wie die Epoche zuvor. Sie wird beendet durch die Umbrüche im Merowingerreich, als sich dort die Karolinger durchsetzen: Karl der Große baut sich eine neue Hauptstadt in Aachen. Nehmen wir als Enddatum dieses Zyklus einfach das Jahr 800.

Im 'verlassenen' Paris, das nun sogar die Wikinger/Normannen regelmäßig belagern, setzt sich im 10. Jahrhundert dann das Geschlecht der Robertiner durch, von denen die kapetingischen Könige abstammen. Es beginnt ein hier ein neuer Zyklus, der erstmals zu einer wirklich großen Entfaltung der Stadt führt, anschaulich beschrieben im Wikipedia-Artikel über das mittelalterliche Paris.

Doch auch dieser Zyklus kommt zwangsläufig an sein Ende nach erneuten 600 Jahren, kurz nach dem Jahr 1400. Da befindet sich Frankreich im 100jährigen Krieg gegen England (quasi ist Paris 'besetzt', aber nur von einer winzig kleinen britischen Mannschaft), und außerdem ist der Herzog von Burgund in Paris sehr stark. Es gibt mithin bürgerkriegsähnliche Zustände in der Stadt, der König ist weit weg. Die Stadt verliert komplett ihre Bedeutung.

Wie wir wissen, hat die Stadt sich wieder aufgerappelt und ist über neue 600 Jahre hinweg zu einer der großen Weltmetropolen aufgestiegen. Das ändert aber daran nichts, dass ihre Zeit nun von neuem abgelaufen ist. Das Ereignis von Notre Dame ist dafür nur einer der ersten Hinweise. Denn große Gebäude, die ein Ausdruck komplexer sozialer Aktivitäten sind, unterliegen den gleichen zyklischen Strukturen - und manchmal kann man an ihnen viel klarer und eindeutiger sehen, wie marode die sozialen Strukturen geworden sind.

Ich mache deshalb die Voraussage, dass Notre Dame nur ein kleines Vorspiel war - und dass die Stadt Paris in den nächsten Jahren und Jahrzehnten, gemessen am heutigen Zustand, dramatisch an Bedeutung verlieren, sehr wahrscheinlich auch noch weiter zerstört werden wird.

Wenn ich es richtig weiß (BB und Taurec sind da die Spezialisten ...), macht auch Nostradamus entsprechende Andeutungen (Verlegung der Hauptstadt). Der neue "Einiger von Europa" soll gemäß Nostradamus in Reims und Aachen gekrönt werden (damit die alten französichen und germanischen Krönungstraditionen, d.h. das nach den Karolingern entstandene Westfranken und Ostfranken wieder verbindend). Daraus ist ersichtlich (es wird wohl eine Krönung unter Anwesenheit des Papstes sein?), was ich mit meinen eigenen zyklischen Untersuchungen bestätigen kann, dass auch die Katholische Kirche, wenn sie das gegenwärtige Tal der Tränen und des Blutes durchwatet hat, sich ebenfalls wieder fangen wird. Der Mensch und die menschliche Geschichte sind eine ziemlich leidensfähige und robuste Angelegenheit.

Und wenn ich schon bei der Geschichte bin: König Otto II. war nahe dran, eine solche Einigung zwischen F und D realisieren zu können, hat es aber gelassen und sich mit einen Blick vom Montmatre auf Paris begnügt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_II._(HRR)

im Abschnitt "Konflikt im Westen des Reiches", eine lustige Geschichte ...

Die Preußen kamen 1871 bekanntlich sogar in den Spiegelsaal von Versailles. Adolf bis vor den Eiffelturm? Die endgültige Lösung kann und wird ein fairer Vertrag sein. Erstes geschichtliches Beispiel dazu siehe hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Bonn_921

Leider werde ich es nicht mehr erleben.

Das war jetzt alles sehr schnell hingeschrieben, aber es ist wahr ...

Weiner


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