Ergänzung: der Urtermin

Silke, Dienstag, 28.02.2017, 16:35 (vor 2826 Tagen) @ tar4066 Views
bearbeitet von Silke, Dienstag, 28.02.2017, 17:54

Lieber tar,

Es wird nicht besser.

Ja, leider.
Das ist eine gute Idee von dir: Begriffe definieren um einen gemeinsamen Code im Forum zu finden, zu halten und zu schützen.[[top]]

Ohne Staat (öffentliches Recht per Zentralmacht) herrscht entweder
Wild-West-Manie (zersplitterte Feudalstrukturen, die ihr jeweils eigenes
"öffentliches" Recht gegeneinander durchzusetzen versuchen) inkl.
terminierten Abgabepflichten (sprich Zeitverlauf, also nix
Tausch, der definitionsgemäß gerade uno actu erfolgt) oder in
ausreichend kleinen Menschengruppen freiwillige Solidarität ohne
Termin
und damit ohne konkret messbarer Werte (wozu und was sollte man
hier also tauschen?).

Hier ergibt sich das gleiche Problem wie beim Begriff der Schuld.
Bleibt man im eigentumsökonomischen Teilbereich des Debitismus stecken, ohne die Anfangs- und Randbedingungen der Systementwicklung zu benennen, kommt die ursächliche Urschuld und deren zwischenzeitlich bedrohte Bedienbarhaltung in den anfänglich zentralmachtfreien, segmentären Gesellschaften nicht einmal zur Sprache, und man konzentriert sich nur auf die Kontraktschulden, erwähnt die Abgabeschuld nur am Rande - entwirft ein völlig verzerrtes Bild von der Wirklichkeit.

Ich denke, man sollte bei deiner guten Definition des Begriffes "Termin" ebenfalls am Anfang beginnen, wie der @dottore es bei dem Begriff "Schuld" getan hat.
Der Urtermin wird dem Menschen durch sein natürliches Umfeld gesetzt, allein aus der Tatsache heraus, dass er ins Leben geworfen wurde. Ein Mensch allein ist nicht in der Lage, Urtermine zu halten und stirbt deshalb sehr schnell, wenn nicht rechtzeitig Potenzial zur Erfüllung der Forderung von außen, von der Gemeinschaft, zugeführt wird.
Urforderungen wie saubere Luft atmen, sauberes Wasser trinken, gesunde Nahrung essen, bei Kälte ausreichend wärmen und gegenseitiges sich lieben müssen zum Urtermin bedient werden, um keinen Schaden zu nehmen oder zu verenden.
Wird bei einem Menschen nur eine dieser Forderungen über den Termin hinaus nicht erfüllt, tritt ein irreparabler Schaden ein, der zum Verlust der Lebensfähigkeit des Menschen als Ganzes führt.
Historisch führte die flächendeckende Verunmöglichung dieser Urterminerfüllung wegen zu großer Schwankungen der Umweltbedingungen weltweit an verschiedenen Orten unabhängig voneinander zur Umorganisation der menschlichen sozialen Gefüge, zur Bildung gewalttätiger, die Segmente zerschlagender erster Zentralinstanzen in Zentralmachtsystemen, die Machtkreisläufe eröffneten und schlossen samt Machterhalt + exponentieller Ressourcenvernichtung.
Sie haben uns über verschiedene Ausformungsphasen zur gegenwärtigen letzten bekannten Daseinsform - zum globalen Aufschulden mit Nachschuldnerzwingen in Raum und Zeit geführt, das in einer endlichen Welt in sich selbst enden muss.

"Uns Debitisten geht es im Gegensatz zum Eigentumsökonomiker um die Systemfrage: Was zwingt die Menschen ursächlich und systematisch (d.h. von Anfang an und zeitlich regelmäßig wiederkehrend) dazu?
Die Antwort: Formlose Macht und formelle Herrschaft, in der erst die Machtzession an die Untertanen den Glauben in die Legitimität des Machthalters erweckte.
Martin bietet mit seiner Machttheorie (als Voraussetzung für die wichtigste Ader des Debitismus (Abgaben-/Kontraktschuld) einen donnernden Ansatz, der den Klassikern und Eigentumstheoretikern aus einem bestimmten Grund nicht schmecken kann: Es ist die Bewusstwerdung, dass wir vergewaltigt wurden, vergewaltigt werden und das ganze System schließlich nach einem Wartemodus wieder in Gewalt enden wird! Die Antriebskraft aller Kontraktschulden ist nach Martin die Abgabe (Zinnß) an die Zwingherrschaft, eine nichtkontrakliche Schuld (ex nihilo!). Der Zinnß-Treiber ist in erster und letzter Konsequenz der zunächst angedrohte und im Falle der Sanktion ausgeführte Waffeneinsatz."
@Ashitaka

Liebe Grüße
Silke


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