Sind die Unterschiede bei der Geldentstehung wirklich so groß?
Hallo Rybezahl!
Wenn Du gestattest, beantworte ich zunächst nicht Deine Fragen, sondern ich weiche mal auf ein anderes Bank-und Kreditschöpfungsmodell aus, am Beispiel der Staatsbank der DDR.
Im einstufigen Bankensystem der DDR hatte die Staatsbank das alleinige Recht zur Vergabe von Krediten bzw. zur Zuteilung von Kreditplafonds und zur Bargeldemission.
Quelle: https://books.google.de/books?id=N7YBUAMA6OAC&pg=PA634&lpg=PA634&dq=staatsb...
Das erleichtert den Blick auf das Geld ungemein, auch wenn Kritiker gleich um die Ecke laufen und schreien werden: Das Alu-Geld war nie Geld!
Das ist mir allerdings Wurst, es geht zunächst um die Geldentstehung und was als Geld akzeptiert wird, ist zweifellos Geld, abseits zahlreicher und tiefschürfender Analysen und theoretischen Ableitungen.
Wenn Kredite erzeugt, vergeben und rückerstattet werden, wenn Bargeldhalter mit diesem Geld bezahlen können, dann handelt es sich um Geld – Basta!
Beides stellte Zentralbankgeld dar, eine eigenständige Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken gab es nicht.
Aha, also nur die Staatsbank durfte Kredite bzw. Geld ausgeben und wieder vernichten.
.. geldpolitische Instrumente, wie Refinanzierungspolitik und Offenmarktpolitik oder Mindestreservepolitik (waren) überflüssig.
Geld wurde durch die Kreditvergabe der Staatsbank produziert und durch Kredittilgung bei der Staatsbank wieder vernichtet.
Die Kreditbilanz der Staatsbank erfaßt – mit Ausnahme der Währungsreserven – die gesamtwirtschaftliche Geldmenge in Umfang und Struktur.
Demnach wurde auch das Geld in der DDR über Kredite geschöpft.
Nur erfolgte das eben nicht über Geschäftsbanken sondern NUR über die Staatsbank.
Unterm Strich kommt aber dasselbe heraus, denn es spielt vorerst keine Rolle, ob eine Bank, 45 Banken oder 12.567 Banken Geld schöpfen – es geht nur um den Vorgang an sich.
Nun zur Bilanz, die leider nur als Text verfügbar ist.
Auf der Aktivseite der Kreditbilanz stehen die Entstehungskomponenten des Geldangebots.
Kredite an die sozialistische und private Wirtschaft, an das Wohnungswesen sowie gesellschaftliche Organisationen und Einrichtungen, an Private und ab 1974 an Investitionsvorhaben, die vom Staatshaushalt zu tilgen waren und Staatsaufgaben darstellten.
Also, das Geld der DDR fiel nicht vom Himmel oder wurde aus der Luft heraus erzeugt, sondern hatte eine wirtschaftliche Basis. Wie stark oder schwach diese war, spielt ebenso keine Geige, denn wenn man sich die Aktivposten der BuBa oder der EZB anschaut, sollte man besser dazu schweigen.
Die Notenbank finanzierte auch den Staatshaushalt der DDR, denn die volkseigenen Betriebe waren Teile des Staates. Die Nebenposten, wie Währungsreserven, transferabler Rubel oder die Devisenbestände Privater lassen wir mal weg.
Die Passivseite der Kreditbilanz enthält die Verwendung der Geldbestände für verschiedene Zwecke:
die Bargeldbestände der Privaten, die Einlagen der Privaten, der sozialistischen und privaten Wirtschaft, der öffentlichen Haushalte und der Wohnungsbaugesellschaften sowie gesellschaftliche Organisationen und Einrichtungen.
Wenn wir mal die unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse von damals und heute bzw. der beiden deutschen Teilstaaten vernachlässigen - die aber ENTSCHEIDEND für die wirtschaftliche Dynamik sind (siehe China) - wurde die Geldschöpfung nicht viel anders als im Westen vollzogen.
Das geschöpfte Geld basierte auf aktiven Krediten und das Bargeld bzw. die Einlagen wurden passiv verbucht.
Meines Wissens hatte die Staatsbank sogar ein paar Tonnen Gold, aber die vergessen wir auch ganz schnell, da bedeutungslos.
Durch die Planwirtschaft und das „Reinquatschen der SED“ war die Staatsbank aber immer unter Kontrolle des Staates und konnte so ihre Aufgaben nur unvollständig erfüllen. Das ist aber wieder ein anderes Thema.
Die staatlich und willkürlich fixierten Preise trugen das Ihrige dazu bei, die reale Wirklichkeit zu verschleiern. Egal, es ging hier nur um den Prozeß der Geldschöpfung.
Aufgabe der Staatsbank war daher allein die Steuerung der Geldmenge, um eine monetäre Über- oder Unterversorgung der Wirtschaft mit Bar- und Buchgeld zu verhindern.
Klingt das nicht verdächtig nach den immer wieder vorgetragenen geldpolitischen Zielen von BuBa und EZB?
Abgesehen vom Scheitern der sozialistischen Wirtschaft gegenüber dem westlichen, privaten und damit effizienteren System, waren die Unterschiede zwischen D-Mark und DDR-Mark so groß nicht, wenn wir auf die Geldentstehung abstellen.
Und wenn die BuBa noch fremde Devisenreserven hält, dann ist das nur ein weiterer Aktivposten – nicht mehr und nicht weniger.
Der einzige richtige Unterschied war die Konvertibilität in andere Währungen.
Die „schwachmatige“ DDR-Mark konnte sich das schlichtweg nicht erlauben.
Und wie war das einst mit der D-Mark?
Vom 1. April 1954 an war es Devisenausländern gestattet, „beschränkt konvertierbare“ Konten in DM (der sogenannten Beko-Mark) zu eröffnen, auf die Deviseninländer Einzahlungen vornehmen durften. Die Konten wurden unverzinslich geführt und konnten zu Zahlungen in Drittländern verwendet werden. Bis zu 1500 Mark pro Jahr durfte jeder Bundesbürger in ausländische Währungen umtauschen; somit wurden Urlaubsreisen im Ausland bezahlbar.
..
Seit dem 30. Juni 1958 waren die Deutsche Mark und die Guthaben der Beko-Konten frei konvertierbar.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Mark
D.h. über 10 Jahre war die D-Mark ebenfalls nicht konvertibel.
War sie dann von 1948 bis 1958 etwa kein echtes Geld?
Ich denke nicht, denn dieser Umstand ficht den Debitismus nicht an, soweit ich mich dunkel erinnere.
Doch wenn das so ist, warum war dann die Ost-Mark kein echtes Geld?
Ihre Erzeugung lief doch prinzipiell vergleichbar ab.
Ein paar Schuhe von Deichmann für 19,95 € sind auch nur ein paar Schuhe wie die "Budapester", die etwas mehr kosten und vermutlich auch etwas länger halten.
mfG
nereus