So einfach ist das leider nicht wie du schilderst.
Hallo @Avicenna,
ich habe in meinem Posting extra darauf hingewiesen, dass ich auf Stammtischparolen nichts gebe, um das Thema "Steuerexzess entkommen" zu erörtern.
Stammtischparole Nummer Eins - wird auch hier im Forum immer zuerst genannt - ist der Ratschlag, einfach auszuwandern oder sich zumindet woanders eine zweite Existenz aufzubauen. Letzters scheitert schon mal zumeist an den fehlenden finanziellen Mitteln. Zudem ist die Mehrheit so im Hamsterrad gefangen, dass die Zeit fehlt, sich nach einer zweiten Alternative umzuschauen. Ist auch so eine Stammtischparole ohne praktische Relevanz.
Und gerade hier im Hinblick auf eine möglichen Auswanderung wird bei der übergroßen Mehrheit eine rote Linie noch nicht überschritten, um ihre Heimat ein für alle mal aufzugeben.
Es mag ja eine überschaubare Anzahl an Kosmopoliten geben, die keine Bindung an Heimat haben und überall auf der Welt Wurzeln schlagen können oder zumindest denken sie schlagen zu können. Diese Menschen mögen sich aber bitte davon fernhalten, der übergroßen Mehrheit den Ratschlag zu geben einfach in ein fremdes Land auszuwandern.
Die meisten Menschen fühlen sich, wenn auch nicht bewusst, an das Land ihrer Ahnen gebunden. Es gibt eine ideele, zumeist nicht wahrnehmbare Verbindung zu den Ahnen, die das Territorium, auf dem wir leben Jahrhunderte kultiviert und geformt haben. Und diese jahrhundertelange Bindung an Blut und Boden hat eine ungeheure Beharrungskraft.
Selbst mit einer immensen Steuerlast wird die rote Linie, das Land der Ahnen zu verlassen, für die meisten Menschen noch nicht überschritten. Viele merken ja, dass sie nicht allein sind im Verarmungsprozess. Man verarmt ja gemeinsam in der Gruppe und das macht dann letztendlich für den einzelnen wieder vieles erträglicher.
Die rote Linie wird jedoch dann überschritten, wenn es um Leib und Leben geht. Auch im Dritten Reich haben die Juden das Land noch nicht verlassen, als ihnen der Laden, der Betrieb oder sonstiger Besitz genommen wurde. Erst als der Gang ins Vernichtungslager anstand, haben die Juden ihre Koffer gepackt.
Für mich war eine rote Line z.B. der anstehende Impfzwang mit der mRNA-Spritze. Deshalb hat es damals auch Hunderttausende Menschen auf die Straße getrieben. Denn hier ging es um Leib, Leben und Gesundheit eines jeden Einzelnen. Und man hätte als Ungeimpfter kein normales Leben mehr im Kreise der Geimpften führen können. Arbeit weg, kein Restaurantbesuch mehr, Laden betreten verboten usw. Der Verlust an Lebensqualität wäre hier keine kollektive Erfahrung mehr, sondern man hätte als Ungeimpfter im Kreise der Massen an Geimpften nur noch dahin vegetiert.
Beim Steuerexzess heute bleiben alle ruhig auf der Couch sitzen, einfach deshalb, weil die rote Linie damit nicht überschritten ist. Und der Verarmungsprozess wird als kollektive, somit erträgliche Erfahrung wahrgenommen.
Nur mal so ein paar Gedanken dazu.
Gruß Plancius
--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER