Die Zentralmacht wird nicht durch Speer und Schild über die Zeit hinweg gefestigt, sondern …

Ostfriese, Mittwoch, 17.07.2024, 10:01 (vor 53 Tagen) @ Weiner1304 Views

Hallo Weiner

Vielen Dank für Dein Posting. Es ermöglicht mir, die Inhalte des machtbasierten Debitismus aus weit zurückliegenden Beiträgen wieder in Erinnerung zu rufen.

Was ist "triple down"? Meintest Du "trickle down"? Ist aber egal, denn der springende Punkt ist >versteckt in den Begriffen "zentral-instanziell" bzw. "charismatischer Führer mit Entourage". Solche >Begriffe sollten dringend erhellt werden. Deshalb ein paar Bemerkungen.

Das Wirtschaften mit Geld, Preis und Zins ist nur auf der Grundlage der beobachtbaren Realität des triple-down - des dreifachen Monopols: Macht → Abgaben → Geld - von oben nach unten zu deuten. Geld ist aus obrigkeitlichem Dekret entstanden und nicht durch gesellschaftliche Konventionen als bottom-up von unten nach oben, die historisch nicht belegbar sind, aller in einem bestimmten Gebiet Wohnenden. Geld ist letztendlich die Systemeigenschaft Macht, die ohne das System (Herrschaft, Gewalten, Vollstreckung) nicht definierbar ist. Die Untertanen tragen den Staat, finanzieren ihn, kaufen seine Verschuldung und sind gleichzeitig seine Gläubiger. Der Untertan ist Schuldner und Gläubiger in eins!

http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=432828&page=2&category=0&or... Gefangen in der Passivität verfasst von Ashitaka, 14.04.2017, 16:56

… durch einen Mentalfaschismus (angefangen beim Prediger, Jesusvorstellung etc.), der jede Entscheidung unseres alltäglichen Lebens begrenzt und uns an den Machtkreislauf fesselt. Und hierzu hat Jean Baudrillard ganz fabelhafte Texte verfasst, Texte, die einem den Raub unserer Entfaltungspotentiale alleine durch die Textwerdung der Welt offenbaren.

Es gelten Paul C. Martins Erkenntnisse, dass es nur einen Staatszweck: Staatsmachterhalt – und fertig gibt und dass das System nicht mit den Elementen des Systems selbst verändern werden kann.

Die Überlebenszeit und -fähigkeit der Ordnung können nur aus auf Gewalt basierenden Verschuldungs- und Besicherungsfähigkeiten ableitet werden. Die den Bürgern mittels Machtzessionen eingeräumten Rechte (Rechtsstaat, Eigentum, Wohlstand für alle, usw.) sind Simulationen - sie dissimulieren nur die wahren Hintergründe des aus Gewalt hervorgegangenen und auf Gewalt beruhenden Systems. Sie haben aus debitistischen Gründen keinen dauerhaften Bestand. Durch Waffengewalt und die Worte charismatischer Führer mit ihrer Entourage (Söldner, Rechtsgelehrte, Verwalter, Aufseher, Diener usw.) wird die Unterwerfung über die Zeit hinweg zentralinstanzlich bis zum heutigen Geldsystem erzwungen. Debitistische Systeme betätigen sich der Zeit, um die Erfüllung der Schulden ohne letztendliche Zahlung in die Zukunft zu schieben.

Dieser den Untertanen auferlegte Zwang zur Abgabeneinheit zwecks notwendiger Besicherung der debitistisch nicht tilgbaren Erstverschuldung, die sich aus der Notwendigkeit der Vorfinanzierung der staatlichen Instanzen zwecks Staatsgründung ergibt, diskutiert die Eigentumsökonomik nicht in aller Deutlichkeit. Die H/Ssche EÖ weist der Abgabe nicht die alles entscheidende Bedeutung zu. Sie stellt die Ökonomie in einen machtfreien Raum.

Paul C. Martin in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=363147 Re: Eigentumsprämie, verfasst von dottore, 03.09.2006, 15:49

Die von HS vorgelegte Eigentumsökonomik ist ungemein scharfsinnig und zertrümmert die alle sämtlich auf einem wie auch immer und noch so elegant gewundenen) Tauschparadigma und obendrein der Vermanschung von Eigentum und Besitz (!) basierenden Theorien der Klassik, Neoklassik und des Monetär-Keynesianismus. Bravo!

Es bleibt aber eine Schalmeientheorie (Friede, Freude, Eierkuchen, Freie, Freiwilligkeit, usw.), die den Schuldendruck zwar hereinbittet (aber, bittschön, nur den justiziablen privaten) und völlig klar durchexerziert, aber eben den Schuldendruck ex nihilo (coercive power; dabei Obereigentum der HERRschaft als coercive asset) nicht behandelt, sondern nur die Ergebnisse der obrigkeitlichen Besicherungs- und Erzwingungsmöglichkeiten, von denen der Privatsektor bei dessen staatsinduziertem Wirtschaften 'profitiert'.

Deshalb muss der Begriff 'Eigentum' in der 'Eigentumsökonomik' von HS in seine (früher selbstverständlichen, heute übersehenen) Bestandteile zerlegt werden: Obereigentum und Untereigentum. Die Beziehung zwischen diesen gilt es zu erhellen. Dies eben in Form einer historisch einwandfrei gestützten 'Macht' - bzw. Posaunentheorie.

Uwe Wesel zeigt ausführlicher, dass der Staat in der neolithischen Revolution im Übergang von Gemeinschaften der Jäger und Sammler zu sesshaftem Ackerbau und Viehzucht betreibenden Bauern-Gesellschaften jenseits der Dunbar Zahl als theoretische kognitive Grenze der Anzahl an Menschen, mit der eine Einzelperson soziale Beziehungen unterhalten kann, extern aus der Unterwerfung friedlicher Ackerbauern durch kriegerische Hirtenvölker hervorging. Neben Heraklit (um 520 v. Chr. – um 460 v. Chr.) war auch Ibn Ibn Khaldun (1332 – 1406) zur Erkenntnis gelangt, dass der Krieg der Vater jeder Entfaltung ist. Der Staat entwickelt sich ihnen zufolge aus der Unterjochung friedlicher Ackerbauern durch kriegerische Hirtenvölker.

Der Kapitalismus hat seine Ursache und seine Begründung nicht in seinen Verwerfungen. Um zu erkennen, dass die Symptome als die Ursachen, der alles aus dem Gleichgewicht drängenden Entwicklungen (@Ashitaka) ausscheiden, ist festzustellen, dass wir es grundsätzlich und unmittelbar mit dem Kapitalismus und dem Zins zu tun haben, sobald Machtsysteme erscheinen, um terminlich-fixierte-sanktionsbewehrte Abgaben per Zwang zu erheben. Der Kapitalismus hat seine Ursache und seine Begründung nicht in seinen Verwerfungen.

Zu Beginn stehen also Herrscher mit ihrer Entourage die mittels Waffenmonopol der unterworfenen Bevölkerung aus Sippen, Dörfern oder ganzen Stämmen eine terminlich-fixierte sanktionsbewehrte Schuld ex nihilo - also nicht per Kontrakt - in Form von Abgaben, Tribute oder Steuern mit Zwang auferlegen. Am Anfang gibt es also weder Kredit noch Geld. Es gilt zu verstehen, dass diese Abgabeneinheiten schon von Beginn an die zwingend notwendigen Besicherungen für die Redistributionen an die treu dienende Entourage des Zwingherrn sind.

Säumige Abgabenschuldner, die also im Abgabenminus sind und die Sanktionen vermeiden wollen, leihen sich das terminlich-fixierte-sanktionsbewehrte zu leistende Abgabengut von Abgabenschuldnern, die sich im Abgabenplus befinden. Das Schulddokument (z. B. Kerbhölzer), das zwischen diesen beiden Abgabenschuldnern geschlossen wird und das wiederum einen Termin enthält, kann VOR diesem vom Gläubiger seinerseits wieder für ihn mittels Gläubigerzession zu zusätzlichem Abgabengut gemacht werden. Der Diskont (= Abschlag) wird nach heutigem Verständnis zum Zins, wenn von unten gerechnet wird. Der ursprüngliche Zinnß (=Abgabe) und der heutige Zins sind also Funktionen der Zeit. Die regelmäßige Surplus-Erzwingung von Abgabengütern über den Subsistenzbedarf auch über die eigene Bevorratung hinaus ist dem Zwang der Zwingherrschaft geschuldet.

Von Mesopotamien aus, in dem ein voll entwickelter Kapitalismus mit dem standardisierten Silber in Parität zum Getreide als Abgabengut einschließlich Börsen für Abgabengüter vorhanden war, führt der Weg in einer direkten Linie zu den heutigen weltweiten Zuständen.

Jenseits der Dunbar-Zahl ist der - nur vollständig im hermetischen Bewusstsein erfassbare - Debitismus mit seinen Gesetzen und dem in ihm zu beobachtender Kapitalismus alternativlos. Ein Geldsystem, das den Zwang zur Abgabenerhebung zwecks notwendiger Besicherung der Staatsverschuldung begreift, kann nicht dem Gemeinwohl dienen. Gemeinwohl einer dann deutlich geringeren Anzahl von Menschen kann nur gelingen, wenn Forderungen in der Zukunft nicht gebucht werden können und Machtsystemen die Aufschuldung verwehrt werden können.

Ibn Khaldun in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=259309 Warum Steuerstaaten immer wieder scheitern müssen verfasst von dottore, 10.03.2004, 13:33

Alle Dynastien starten mit geringer Steuerlast, um dann mit maximaler Steuerlast zu scheitern.

Gruß - Ostfriese


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