Etwas Staatstheorie sowie ein LINK zu einer "rechtsintellektuellen Stimme im Netz"

Weiner, Montag, 15.07.2024, 20:39 (vor 54 Tagen) @ Dieter1573 Views

Hallo Dieter -

Staatstheorie ist eines meiner Lieblingsthemen! Die Verhältnisse in diesem Bereich sind einigermaßen klar, aber man könnte in der Praxis mehr experimentieren (zB. mit Direkter Demokratie) und dann zu verbesserten Auffassungen kommen.

Staaten entstehen durch Gewalt, durch nichts anderes.

Das ist, mit Verlaub, falsch. Staaten entstehen durch einen gegenseitigen Vertrag mehrerer Mensch miteinander. Das ist ganz zweifelsohne die primäre Entstehungsform. Das gebräuchliche Beispiel ist die Gründung einer Burg, einer Siedlung oder gar einer Stadt, für die sich eine Anzahl von Menschen zusammenschließen und dabei sich gegenseitig verpflichten. Es ist nichts anderes als eine Ehe, eine GbR, GmbH, Genossenschaft, Verein. Man gibt sich eine Satzung, schriftlich oder mit Handschlag, und wählt meist einen Führer. Das war's auch schon.

Es könnten, eine andere Variante, aber auch Kaufleute sich zusammenschließen zu einer Hanse - oder eine Gruppe schwedischer Jungmänner zu einem Kriegertrupp, der auf Eroberung geht. Jetzt erst kommt das von Dir in den Raum gestellte Modell zur Ausführung: sowohl die Stadt gegenüber ihrem Umfeld (Rom gegen die italienischen Stämme und etruskischen Städte) wie auch die Kaufmannsgilde in der Ostsee wie auch die Wikinger bei ihren Einfällen in England können sich nun andere Menschen unterwerfen. Wenn man es genau nimmt, dann ist die Unterwerfung auch ein Vertrag: ich vertraue auf das Versprechen des Überlegenen, mein Leben zu schonen, wenn ich als 'Sklave' für ihn arbeite.

Diese Form des Staates (gewaltsame Überschichtung) ist das Standardmodell über die letzten 6000 Jahre gewesen. Es hat sich 'evolutionär' als das effizienteste durchgesetzt. Es produziert phantastische kulturelle Leistungen (von den Pyramiden bis zum Smartphone) und garantiert selbst dann die beste Vermehrungsrate von Individuen, wenn zwischendurch in irgendwelchen Kriegen Millionen 'geopfert' werden. Aus rein biologischer Sicht ist gegen diese Art Staatsmodell überhaupt nichts einzuwenden.

Die Unterwerfung ist auch heute noch die gängigste Art der Teilnahme am Staat. Sie findet allerdings ganz verdeckt statt. Ungefähr 99% derjenigen, die sich unterwerfen, wissen gar nicht, dass sie es tun. Es ist auch nicht richtig, wenn Du sagst, dass unsere Verfassung (GG) nicht "vom Volk" angenommen wurde. Denn sie wurde von den gewählten Volksvertretern der Landesparlamente mehrheitlich akzeptiert.

Wir haben heute als Bürger dieses Staates die Option, diese Verfassung zu ändern und zu verbessern (bitte keinen Einspruch erheben, sondern sich mit dem Thema erst gründlich befassen ... Verzeihung ...), aber wir tun es nicht. Das ist unsere Art der Zustimmung. Es herrscht auch immer noch die ursprüngliche Gewalt in den gegenwärtigen Staaten, jedoch wurde sie freiwillig abgegeben an Institutionen (Exekutive und 'Verwaltung'), die entlang den von gewählten Volksvertretern festgelegten 'Gesetzen' handeln - wobei die Volksvertreter und Beamten oft einen großen Interpretationsspielraum haben - solange eben die Bürger diesen Spielraum ihnen einräumen.

Unser Staat ist somit auch formal juristisch sowie moralisch einwandfrei durchkonstruiert. Er ist damit legitim. Legitimität heißt: die Menschen stimmen in der Mehrheit ihm zu.

Außerhalb dieser Legitimiät der mehrheitlichen Konvention gibt es kein weiteres "Gesetz". In der Sphäre außerhalb gibt es nur das "Recht" des Stärkeren. Der Stärkere braucht kein Gesetz, ihm genügt die physische, psychische, intellektuelle, finanzielle Überlegenheit.

{{ Der Überstaat bzw. Superstaat entsteht dann, wenn überschaubar kleine, aber in dieser Hinsicht extrem leistungsfähig Gruppen sich komplette Staaten inklusive deren Strukturen und Bevölkerungen unterwerfen. Die besten Beispiele der Gegenwart wären etwa Bill Gates, der 'zionistische Organisationskern' oder die zentralen Kommitees der KPCh; ein Beispiel aus der Vergangenheit (?) wäre etwa die Katholische Kirche }}

Neulich wurde ich auf die Webseite "sezession.de" aufmerksam, die wie eingangs gesagt, sich als rechtsintellektuell bezeichnet. Ich verlinke einmal einen Artikel, der ein Buch der schwedischen Schriftstellerin Karin Boye bespricht. Es handelt sich um die Dystopie eines totalitären Weltstaates. In diesem wird mit einer Wahrheitsdroge experimentiert, die den Herrschenden per Befragung alle Gedanken der "Bürger" offenbart. Diese Droge gibt es heute schon, sie wird Smartphone genannt. Ein Interview braucht man nicht mehr, um den Bürger durchschauen zu können, es geht per Internetüberwachung und KI. Und nachdem das Innerste (Gedanken, Intentionen, Gefühle) nun für die Herrschenden komplett zugänglich ist und dadurch die Herrschaftsweise vereinfacht und effizient macht, bleibt den Unterworfenen nur noch übrig zu schweigen, innerlich still zu werden - was eigentlich gar nicht schlecht ist. Mehr dazu im folgenden Text:

https://sezession.de/69354/kallocain-1940-ein-roman-prophezeit-den-weltstaat

MfG, W.


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