Fürstenberater → N M Rothschild & Sons → Beratungsgesellschaften
Hallo Bergamr
Also, zurück auf Start: wie ist das mit dem 'Hinterzimmer' und dem 'Beraternetzwerk'?
1539 wurde Rivius (* 1. 8. 1500; † 1. 1. 1553) vom Meißener Bischof Johann VIII. von Maltitz gebeten, eine Schulreform für das Gebiet des Bistums auszuarbeiten in der Hoffnung durch die Reform einem Eingreifen der neuen protestantischen Regierung zuvorzukommen. Rivius stellte zwar das von ihm erbetene schulorganisatorische Programm auf, der Katholizismus wurde jedoch trotzdem aus den Schulen verdrängt.
1540 berief Herzog Heinrich Rivius als Prinzenerzieher Augusts von Sachsen. August hatte zuvor Rivius' Freiberger Schule besucht, nun sollte Rivius ihn an die Universität Leipzig begleiten und dort die Ausbildung des Prinzen leiten. Neben der Erziehung des Prinzen fand Rivius auch Zeit zur literarischen Arbeit.
In Dresden war Rivius Berater des Herzogs Moritz in kirchlichen Angelegenheiten und im Bildungswesen. 1544 gründete Moritz die Fürstenschulen in Pforta, Meißen und Merseburg und bestellte Rivius zum Schulinspekteur für die Fürstenschulen. Er war maßgeblich bei der Lösung der Probleme, die sich aus der Überführung des Eigentums der aufgelösten Klöster in die Schulstiftungen ergaben, und stellte die Schulordnungen für die Schulen auf. Als Lehrer berief er Männer seines Vertrauens, darunter viele seiner ehemaligen Schüler.
Nach einigen Jahren in Heidelberg lehrte Jung (* 12. 9. 1740; † 2. 4. 1817) nach Tätigkeiten als Hausinspektor, Kaufmannsgehilfe und Lehrer der Kinder des reichen Fabrikanten und Fernhandelskaufmanns Peter Flender von 1787 bis 1803 als Professor für ökonomische Wissenschaften an der Universität Marburg und wurde 1803 durch Karl Friedrich von Baden, später mit dem Rang eines Geheimen Hofrats in Geistlichen Dingen, zum Fürstenberater ohne ein öffentliches Amt berufen. Von 1806 bis zu seinem Tod lebte er als Großherzoglich Badischer Geheimer Hofrat Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling, in Karlsruhe von einer Pension des Kurfürsten.
Jung war mit Goethe (* 28. 10. 1749; † 22. 3. 1832) befreundet. Goethe wurde am 11. Juni 1776 als Geheimer Legationsrat Mitglied des dreiköpfigen Beratergremiums des Herzogs, dem er nominell bis zu dessen Auflösung im Jahr 1815 angehörte. Goethes Beamtentätigkeit erstreckte sich ab 1779 auf den Vorsitz zweier ständiger Kommissionen, der Wegebaukommission und der Kriegskommission, mit der Zuständigkeit für die Aushebung der Rekruten für die Weimarer Armee. Sein Hauptanliegen war es, durch Einschränkung der öffentlichen Ausgaben bei gleichzeitiger Förderung der Wirtschaft den hochverschuldeten Staatshaushalt zu sanieren – Debitismus und Machttheorie pur! Dies gelang zumindest teilweise, beispielsweise führte die Halbierung der 'Streitkräfte' zu Einsparungen. Schwierigkeiten und die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen im Staatsdienst bei gleichzeitiger Arbeitsüberlastung führten in die Resignation.
Wir sehen direkt am Hof angesiedelte lokal-interne individuelle persönliche Fürstenberater in 'Hinterzimmer' für die unterschiedlichen Bereiche: Erziehung, Bildung, Recht, Finanzen, Militär usw.
Die Vereinigten Provinzen der Niederlande finanzierten ihren Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien durch die Entwicklung neuer Anlageprodukte und Wertpapiere, die am Markt in Amsterdam gehandelt und die vor allem von Rentiers gekauft wurden. Nach 1688 gelangten diese Neuerungen nach London. Das britische Steuersystem unterschied sich schon wesentlich von dem der kontinental-europäischen Monarchien. Die Ausgaben der Krone standen unter der Kontrolle des Parlaments, weil die königlichen Ländereien weitestgehend verkauft waren. Es bildete sich ein professioneller Staatsdienst mit bezahlten Beamten. Die Gründung der 'Consolidated Fund' – daher 'consols' für die neuen standardisierten britischen Staatsanleihen – half Staatsbankrotte – wie den 'Stop the Exchequer' von 1672 – zu vermeiden. Das Parlament versuchte durch die Einführung des Goldstandards im Jahre 1717 eine zukünftige Wertminderung des Münzgeldes zu verhindern. In London existierte ein Rentenmarkt, auf dem vor allem die liquiden und damit leicht verkäuflichen consols gehandelt wurden - auch für Ausländer.
Dagegen gab es in Frankreich regelmäßig wiederkehrende Zahlungseinstellungen - Repudiationen der Staatsschulden. Zur Erlangung von Staatseinnahmen wurden Ämter verkauft. Die Staatshaushalte waren vorwiegend undurchschaubar. Die Generalstände - eine 1302 eingerichtete Versammlung der drei Stände Klerus, Adel und Dritter Stand - tagten sehr unregelmäßig. Da in Paris kein professioneller Rentenmarkt etabliert war, wurde Geld für den Staat mittels großzügiger Bedingungen durch rentes und tontines mühselig besorgt. Jacques Neckers (* 30. 9. 1732; † 9. 4 1804) niederschmetternde Aussage: "La dette de l'Etat, dejà immense à mon avénement au trône, s'est encore accrue sous mon règne ..." führte als Finanzminister unter Ludwig XVI geradewegs zur Französischen Revolution.
Napoleon konnte sich immer auswärts finanzieren, ohne Binnen-Steuern zu erhöhen oder Anleihen aufzunehmen. Er finanzierte seine 'Armée d’Italie' und seine 'Grande Armée' durch Raub und Ausbeutung der eroberten Gebiete und "sorgte […] dafür, dass Geld in die leeren Kassen der Regierung kam." - geraubte Edelmetalle gingen sofort in die Kriegsfinanzierung und die geraubten Kunstwerke sind heute noch in französischen Museen zu bewundern. Dagegen wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und der Britischen Krone auf Seiten der Krone durch Anleihen finanziert - sie waren ein Anlageprodukt wie heute der 'War on Terror'. Die französische Ökonomie beruhte auf Raub, die britische auf Verschuldung. Bei Napoleons Abgang gab es eine Pro-Kopf-Verschuldung von 50 Fr. gegenüber einer von 1000 Fr. in England! Was nebenbei wieder mal beweist, dass es niemals auf die Schulden, sondern auf die Verschuldungsmöglichkeiten ankommt – Debitismus pur; bewiesen zuletzt durch Niall Ferguson in: The Cash Nexus, 2001.
Damit geht auch das 'Westfälisches Staatensystem' von 1648, das von Napoleon vor 200 Jahren so richtig ans Laufen gebracht wurde, mit allen seinen Höhen und Tiefen zu Ende. Im Mittelalter bis in die Neuzeit unter Napoleon herrschten vorwiegend personengebundene Abhängigkeiten vom Adel vor. Danach lebten die Menschen in der Annahme des Souveräns in territorialen Loyalitäten zum Staat.
Dem entspricht, dass die personengebundene Fürstenberatung durch das erste global-externe 'Beraternetzwerk' der von Nathan Mayer Rothschild (1777–1836) 1810 gegründeten N M Rothschild & Sons ersetzt wurden - das Netz beriet auf der Grundlage geldökonomischer Gesetzmäßigkeiten. Der alte Mayer Amschel Rothschild hatte seinen fünf Söhnen wiederholt geraten: "Wenn ihr euch nicht beliebt machen könnt, sorgt dafür, dass ihr gefürchtet werdet."
Das heutige Oligopol der vier größten globalen anonymisierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften 'Big Four' - Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers -, das für rund 67 Prozent des weltweiten Umsatzes in der Wirtschaftsprüfung steht, weltweit knapp 1.000.000 Angestellte bei etwa 145 Milliarden Euro Umsatz beschäftigt und alle zentral-instanziellen Institutionen gemäß dem Debitismus, dessen Kern ja die Machttheorie ist, berät, zeigt: Politiker sind Schauspieler. Wie sagte Horst Seehofer doch gegen Ende seiner politischen Laufbahn: "Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden." Die Dynamik der debitistischen Abläufe liegt in den Kreditpyramiden selbst begründet. Dr. Gerald Braunberger, seines Zeichens Herausgeber der FAZ, führte in seinem kommentarlos gebliebenem FAZ-Fazit Beitrag 'Monetäre Apokalypse: Lehren aus Venedig' unbewusst debitistisch erklärend aus, dass durch eine Kreditpyramide der venezianische Aufstieg und Niedergang beschrieben werden kann.
Es geht immer darum, durch den Gewinn von Zeit das auf Implosion zielende Schuldgeldsystem hinauszuschieben. Die Schuldenkrise einzelner EU-Staaten erzeugen den Zwang zur Entstehung einer europäischen Union als höhere staatliche Entität mit allem, was dazu gehört - eines europäischen Haftungsraumes für die gemeinsame Verschuldung.
@Ashitaka (* 4. Vt. 1970er-Jahre) vor mehr als 8 Jahren:
... Die allen Rat gebenden Netzwerke. Es ist ein Prozess der letzten Jahrtausende, der sich bis in unsere Zeit zu verbessern wusste. Kein Imperator, kein böser Jude, sondern ein Wissens-Netzwerk, dass Zentralinstanzen gebärt. Oder haben sich die derzeit 193 Staaten dieser Erde 'unabhängig voneinander' beraten und solche Instrumente geschaffen, deren Ähnlichkeiten und 1:1-Kopien Zufallsprodukte sind?! Von den finanziellen Beraternetzwerken unterhalb des IWF, über Militärberaternetzwerke, bis hin zu weltumspannenden Beraterkreisen, wie der Association of Former Intelligence Officers (AFIO) oder der militärisch stark verwurzelten Smith Richardson Foundation. …
Macht! Wissen. Das wächst nicht am Baum, sondern hat sich zuletzt über Jahrhunderte in macht-elitären Kreisen gefestigt, berät unsere Regierungen, Militärs, Oppositionen und wichtigsten Finanz- und Wirtschaftsinstitute. Die Massen werden wissenstechnisch seit eh und je an der kurzen Leine gehalten. Heute sind wir mehr denn je konditioniert und oftmals nicht einmal mehr in der Lage die Geschehnisse ohne Zuhilfenahme fiktiver Zwangs-Modellierungen zu betrachten. Die Bewusstseinskontrolle und Manipulation nehmen ungehindert zu. Und damit meine ich nicht den verschwörerischen Kino-Blödsinn der Trutherszenen, sondern alltäglich zu beobachtende Schwächen im Verstehen komplexer Zusammenhänge. Schubladendenken.
https://archiv1.dasgelbeforum.net/index.php?id=321850
Deshalb Kriege, die gar nicht mehr stattfinden, die in Wahrheit Absatzverträge sind und uns als unerwartete Eskalation verkauft werden. Als hätte jeder Staat, jedes Militär heute noch seine eigenen Finanziers, Berater und Rüstungshoheiten.
https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=560114
Gruß - Ostfriese