Ein paar Ergänzungen

helmut-1, Siebenbürgen, Sonntag, 12.06.2022, 18:58 (vor 893 Tagen) @ Olivia2362 Views

Du meinst, die meisten hier im Forum leben so, wie die Leserzuschrift sich das vorstellt?

Meine Einschätzung darauf habe ich gleich unter diesen Leserbrief geschrieben:

Wahrscheinlich ist es übertrieben, - oder vielleicht nicht? - ich weiß es nicht.

Also, der Begriff "Du meinst", der trifft es in diesem Falle nicht.

Aber bisher habe ich immer noch Möglichkeiten gefunden, mich dann zurückzuziehen.

Das war bei mir anders. Ich bin dann immer ausgebüchst, wenns zu arg wurde. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, haben wir immer in gemieteten Häusern gewohnt, niemals in einer gemieteten Wohnung. Trotzdem gab es genügend Punkte, die mir total gegen den Strich gegangen sind. Z.B. wenn man auf der Terrasse sitzt und was grillt, und dann muss man da irgendwelche Uhrzeiten einhalten, den Wind berücksichtigen, damit es den Nachbarn nicht stört. Oder in der Übergangszeit, also Herbst und Frühjahr, als wir da immer mit dem offenen Kamin das Haus beheizt haben (es war eine offene Bauweise) immer Angst zu haben, dass einen der Nachbar anzeigt, weil man das nur mehr stundenweise darf, etc.

Ehrlich gesagt, wenn ich - aus welchen Gründen auch immer - plötzlich in einer Mietwohnung (oder auch Eigentumswohnung) leben müsste, das wäre für mich das vorprogrammierte schnelle Ableben. Da liegt man genüsslich in einem Öl- oder Kräuterbad in der Badewanne, lässt sich von Bruckner berieseln und plötzlich hört man, wie der Mieter aus der Wohnung darüber die Klospülung drückt. Oder überhaupt, um 1 Uhr nachts, wenn einen danach ist, das Badewasser einzulassen, das darf man ja gar nicht. Hab das bei meinen Kindern erlebt.

Möglicherweise lebt deine Leserzuschrift in einer solchen Wohnung und mit einem solchen Gehalt

Mit Sicherheit nicht, weil ich den Mann seit langem kenne. Der würde über diese Bemerkung nur müde lächeln, - der hat alle seine Schäfchen im Trockenen. Lebt im Ausland und ist gottfroh, den Absprung geschafft zu haben. Ehrlich gesagt, wenn ich mir die Fotos von der Umgebung ansehe, wo und wie der lebt, dann muss ich zu mir schon sagen: "Schuster, bleib bei deinem Leisten", damit da kein Neid bei mir aufkommt. Aber er hat genügend intensive Verbindungen mit Leuten in Deutschland, weshalb er schon darüber informiert ist, wie das Leben in Deutschland so ist.

Es ist eine Frage der persönlichen Prioritäten.

Damit hast Du absolut recht. Sehe ich an einem Beispiel in der Nachbarschaft. Da lebt eine Frau mittleren Alters (sieht übrigens sehr gut aus, so nebenbei) mit drei Hunden in ihrer Zweizimmerwohnung. Mann hat sie keinen, was ich nachvollziehen kann. Da haut jeder nach kurzer Zeit ab; - ich kann mir vorstellen, welchen Geruch diese Viecher in der Wohnung verbreiten. Jeden Tag geht sie vor und nach der Arbeit mit diesen Viechern auf der Straße herum, aber einzeln, sie kann nicht mit allen dreien auf einmal gehen. Also, in der linken Hand die Leine, in der rechten Hand den Wegwerfhandschuh mit dem Tütchen, wo man dann die von der Straße aufgeklaubte Kacke hineintut, dazu dem Hund beim Kacken zusehen, - also da müsste ich Demens und Alzheimer zugleich haben, und das im fortgeschrittenen Stadium, bis man mich zu sowas bringt. Aber die Frau ist zufrieden und glücklich.

Ich habe auf jedem Grundstück einen Hund, der dieses Grundstück niemals verlässt, aber frei herumläuft, damit er seine Wachaufgabe erfüllen kann. Diese Tiere sind alle gepflegt, gesund und mental in bestem Zustand. Aber außer regelmäßiger Nahrung, Gesundheitskontrolle und Streicheleinheiten kommt da nichts von mir. Ehrlich gesagt, ich hab denen noch nie zugesehen, wenn sie kacken.

Die vielen Menschen, die NICHT ausgewandert sind, die taten das aus bestimmten Gründen, die sie möglicherweise nicht artikulieren können, die aber in ihrem Unterbewußtsein präsent sind.

Davon bin ich nicht so überzeugt. Ich kenne so manche, die ausgewandert sind. Z.B., hierher nach Siebenbürgen. Auch geborene Siebenbürger kenne ich, die jahrelang in Deutschland gelebt haben und die Vorteile in Deutschland sehr wohl beurteilen können. Und auch von denen ist ein (zwar geringer) Teil zurückgekommen. Viele, die sich ihre Häuser behalten haben, kommen für ihre Rentnerzeit wieder zurück.

Ich meine: Viele wollen auswandern, können aber nicht. Da sind hauptsächlich Beruf und Familie dafür verantwortlich. Wenn der Mann eine Schwiegermutter hat, die sich körperlich schon schwer tut, dann wird er wohl kaum eine Ehefrau finden, die dann damit einverstanden ist, die Mutter ins Altenheim zu stecken und dann mit der Familie auszuwandern. Dazu kommt oftmals die Sprachbarriere. Aber es gibt noch andere Gründe.

Die Männer, die ich in meinem Umfeld kenne, die in Deutschland geboren wurden und später hierher ausgewandert sind, also vorher keine Wurzeln hier hatten, kamen nach ihrer Scheidung hierher. Das unterstreicht den Absatz davor.

Die Städte bieten den Menschen vieles.

Ja und nein. Auch wir leben in einer Stadt, mitten im Zentrum. Diese Stadt hat aber nur ca. 45 T Einwohner. Der Vorteil: Ich gehe ein paar Minuten zu Fuß, um mir die frische Milch zu kaufen, oder auf den Gemüsemarkt zu den Bauern, oder zu einem der vielen Supermärkte. Rathaus oder Gericht, oder sonst was, - das mache ich mit dem Fahrrad. Alles ist in kürzerer Entfernung. Es ist gut, dass man alles an der Hand und in der Nähe hat, - man wird ja schließlich auch mal älter, und wer weiß, wie man dann drauf ist.

Ich bin Wiener, und die ersten 20 Jahre war es für mich undenkbar, nicht in Wien zu leben. In den ersten Jahren meiner Tätigkeit in Deutschland bin ich noch zu unserm Frisör nach Wien gefahren, zum Haare schneiden. Auch mein großer Sohn lebt dort, und ihm gefällt es. Es ist sicher so, dass der jüngere Mensch andersgeartete Freizeitinteressen hat und das vielfältige Angebot der Großstadt zu schätzen weiß. Trotz mancher Nostalgieanfälle (meist nur auf das Neujahrskonzert beschränkt) könnte ich nicht mehr in Wien leben. Alleine das Herumfahren mit mindestens 20 Minuten um die Häuserblocks, bis man einen Parkplatz gefunden hat, das würde mich umbringen. Mit dem Häuschen am Land, wo die Nachbarn drauf aufpassen, wenn man nicht dort ist, da ist das was ganz anderes.

Aber es spielt auch die Mentalität eine Rolle. Wenn ich mir um 11 Uhr abends die Gitarre oder das Akkordeon nehme und auf der Terrasse was spiele, weils mir danach ist, dann kommt da keine Polizei, sondern der Nachbar hintendran (der Einzige, ders hören kann) sagt mir dann am nächsten Tag, wie schön das geklungen hat. Ehrlich gesagt, ab einem gewissen Alter wird man sich wohl kaum mehr ändern, was die Gewohnheiten betrifft.

Am ehesten würde ich wohl mit Amerikanern und Briten auskommen,...

Kann ich nicht beurteilen. Hier in unserer Straße, mit ca. 40 Häusern, da grüßt der letzte von der einen Seite den ersten auf der anderen Seite mit "Servus, Nachbar". Wo ich mir von der Mentalität schwer tun würde, das wären z.B. die Schweden. Finnland ist schon wieder anders.

Zum Thema Corona:

Es würde mich mal interessieren, mich mit jemanden zu unterhalten, der mit diesem Krankheitsbild absolut firm ist. Von den kritischen Ärzten, die mir unter vier Augen das eine oder andere erzählen, was meine Thesen unterstreicht, höre ich immer nur ein Fragment, nie aber das Gesamtbild. Ich habe, - das kann man mehrmals nachlesen, auch hier im Gelben - mir meine eigene Meinung darüber gebildet, wodurch ich denjenigen, der darunter zu leiden hat, auch bei den Spätfolgen, zwar bedauere, aber nicht von der eigenen Schuld daran freisprechen kann. Ich habe eine Erklärung dafür, auch einen Fahrplan, was im Falle x zu tun und zu lassen ist, mir fehlt nur der Überblick, auf wieviele Menschen, prozentual gesehen, meine Thesen zutreffen. Resp. was dann die Ausnahmen sind, auch zahlenmäßig und von welcher Konstellation ausgehend. Aber ich befürchte, dass man das kaum ausloten kann, - darüber gibt es keine Aufzeichnungen, und gäbe es sie, dann blieben sie sicher unter Verschluss.

Vlt. erinnerst du dich ja noch daran, mit welchem Hochmut hier im Forum zu Beginn über das "Thema" gesprochen wurde.

Sehr gut erinnere ich mich daran, zumal ich selbst zu diesen Hochmütlern gehört habe. Ich habe meine Meinung im Laufe der Zeit spezifiziert, aber nicht um 180° geändert.


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