Der Raum: Entität versus Relation
Hallo Dieter,
Nach meiner pers. Überzeugung haben wir es mit Schwingungen und
Relationen zu tun, die unser Denken und Handeln bestimmen oder besser
beeinflussen.
der Begriff des Raumes, der die Grundlage für unsere Vorstellung von der Welt ist, war der erste, der historisch erschüttert wurde. Für Newton war der Raum ein großer, regelmäßiger, homogener und ohne Bevorzugung einer Richtung dreidimensionaler Behälter, in dem seine Theorie der "Gravitation" in allen Bereichen der Technik zur Anwendung kam.
Zweihundert Jahre nach Newton führten die Untersuchungen von Maxwell und Faraday über die elektrische Kraft zwischen geladenen Objekten zum Begriff des "elektromagnetischen Feldes", das als Entität den ganzen Raum erfüllt. Die Maxwell-Gleichungen beschreiben nicht nur das "elektromagnetische Feld" als Träger von elektrischen und magnetischen Kräften, sondern auch die Faraday-Linien, die aus positiven elektrischen Ladungen entspringen und auf negativen elektrischen Ladungen enden.
Einstein führte ähnlich zum elektromagnetischen Feld ein "Gravitationsfeld" ein – die Schwerkraft zwischen zwei Massen muss von dem Schwerkraftfeld vermittelt werden. Es gibt gravitative Faraday-Linien, die die Massen in einem Feld, das den ganzen Raum erfüllt, verbinden. Dieses Gravitationsfeld, das durch die Einstein-Gleichungen beschrieben wird, kann sich bewegen, schwingen und Wellen bilden. Mit der Interpretation der Gleichungen gelang Einstein eine unerwartete Entdeckung. Der Raum, den Newton als eine besondere Einheit – als einen absoluten Raum – beschrieb, existiert nicht: An seiner Stelle gibt es ein Gravitationsfeld, ein flexibles und dynamisches physikalisches Objekt wie das elektromagnetische Feld.
In diesem Sinne existiert auch der Raum der Verschuldung mit seinen Kreditketten als Entität nicht. Der Debitismus und die Machttheorie beschreiben vielmehr sowohl das "Verschuldungs-Feld" als Träger, das sich bewegen, schwingen und Wellen bilden kann, als auch das Ensemble der Kreditketten. Zu dottores Ehren bin ich geneigt, mit der Gesamtheit aller "Martin-Ketten" – der Feldlinien – von einem gravitativen "Martin-Feld" zu sprechen. Es gilt, dieses Feld ohne die bisherige Vorstellung des Raumes und der Zeit als Entität weiter zu untersuchen – Ansätze sind ja gemacht. Die internationalen Anlagegesellschaften und die "Big Four" arbeiten heute schon global – entterritorialisiert und entzeitlicht.
Ausgehend von Anaximander beschrieb die vorherrschende Meinung in der Zeit zwischen Aristoteles und Newton den Raum als etwas, das von den Dingen in der Welt gebildet und strukturiert wurde. Dazu diente der Begriff der Kontiguität: Die Objekte stehen in irgendeiner Weise miteinander in Beziehung – eine Beziehung zwischen zwei Ereignissen oder Gegenständen, die räumlich und zeitlich unmittelbar benachbart sind. Die Kontiguität legt eine Ordnung fest, die den Raum bildet. Einen leeren Raum gibt es nicht.
Im Gegensatz dazu geht Newton davon aus, dass alle Objekte im Raum ihren Platz haben. Der Raum hat eine ihm eigene Struktur – eine eigene Wesenheit.
Carlo Rovelli schreibt im Sinne der Relationalität (S. 87):
"Nach … der aristotelisch-cartesianischen Interpretation des Raumes ist der Raum keine Entität, sondern eine Relation zwischen Dingen. Nach … der Newton’schen Definition ist der Raum eine Entität, die auch dann existiert und eine Struktur hat, wenn sich keine Objekte darin befinden."
Gruß â€“ Ostfriese