Fehlende Erziehung
Hallo Ostfriese,
Es gibt kaum mehr tiefgehende, sachliche Diskussionen, auch keine
geldpolitischen, historischen oder rechtlichen Beiträge und der
Forenbetreiber widersetzt sich diesem Abwärtstrend, der schon begann,
als
Elli noch unter uns weilte, nicht. Man spürt seine Abwesenheit.
ich denke, dass das in einem größeren Rahmen zu verstehen ist.
Baudrillard spricht von einer zunehmenden Ungewissheit in den Beziehungen
zwischen dem Signifikat (=Inhaltsseite eines Zeichens) und dem Signifikant
(Ausdrucksseite eines Zeichens). Am Ende gibt es nur noch Texte ohne
jegliche reale Bedeutung – ohne reale Bezüge. Der Grund ist darin zu
sehen, dass den Subjekten kein äußerer Referenzpunkt mehr zugänglich
ist.
Wieso ist es nicht möglich, den "äußeren Referenzpunkt" (also den Realitätsbezug) herzustellen? Warum ist dieser "nicht mehr zugänglich", während der Zugang zu den abstrusesten Theorien mehr als möglich ist? Da ist meiner Auffassung nach Phoenix5 mit dem postmodernen Gnostizismus näher dran als an sprachwissenschaftlichen Untersuchungen, die sicher auch gerade in Anbetracht der aktuellen Debatte politisch korrekter bis hin zu rechtlich festgelegten sprachlichen Vorgaben ihre Berechtigung haben.
Sprache ist allerdings nur Ausdruck der Gedanken und die Ursachen von Vorstellungen, Auffassungen und Eindrücke einer entfremdeten Lebenswirklichkeit liegen wiederum nur zum Teil in der Sprache selbst (ganz ähnlich dem Duktus "Das Sein bestimmt das Bewusstsein" vs. "Das Bewusstsein bestimmt das Sein" - es liegt doch vielmehr beides vor). Hauptsächlich, und hierfür habe ich keinerlei Belege, dürften die wesentlichen Ursachen dafür in einer ebenso wirklichkeitsfremden, entrückten Aufzucht liegen, bei der man mittels eines permanentem Schutzmechanismus das zu erziehende Individuum von jeglicher Eigenverantwortung freizustellen versucht, was wiederum keine Erziehung mehr ist, sondern reine Behütung zum Schaden der Persönlichkeitsentwicklung. Dahingehend werden nicht nur vom stets Behüteten unerkannt andauernd Schäden verursacht, deren Behebung ihn nicht kümmert, sondern auch abstruseste Ansichten und Ansprüche erhoben, die entweder nicht mehr mit dem praktischen Alltagserleben korrelieren oder deren desaströse Auswirkungen auf eben dieses er mangels Erziehung überhaupt nicht zu begreifen vermag.
Danke trotzdem für den philosophischen Diskurs.
Der zentrale Inhalt des Forums – der Debitismus mit der Machttheorie –
ist als ökonomischer, gesellschaftlicher und historischer Deutungsversuch
eine Metaerzählung, die sich aber nicht selbst legitimieren kann – das
gilt auch für andere Sprachspiele. Es gibt keine universelle Metasprache
für alle Sprachspiele, die als Verständigungsinstanz für divergierende
Geltungen in dem ZMS dienen könnte. Ein alles umfassender Diskurs im Sinne
einer Großtheorie oder Letztbegründung ist ebenso unmöglich wie ein
allgemeiner und universaler Konsens. Die letztendlichen Gewissheiten sind
uns alle abhandengekommen.
Dass man sich aufgrund unterschiedlicher Sprachen zwischen verschiedenen Fakultäten nicht versteht, ist ein Dilemma.
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Gruß!™
Time is the school in which we learn,
Time is the fire in which we burn.
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