Warum kommt man zu so einer Ansicht?
Diesen Kommentar hab ich zu einem ähnlichen Thema in f+f geschrieben, er paßt hier genauso, fast wie die Faust aufs Auge.
Für mich sind hier nur ein paar Punkte, die ich ansprechen will, relevant:
Zum einen geht die Allgemeinbildung, egal ob in Österreich oder in Deutschland, immer mehr zurück. Das ist Teil der sog. neuen Bildungspolitik. Parallel dazu auch die politische Bildung, auch die geht den Bach runter.
Das bedeutet in weiterer Folge, dass es einer zunehmend größeren Bevölkerungsschicht immer schwerer fällt, hier zu differenzieren. In der Folgelogik ist es doch viel angenehmer, einfach zu sagen, - die sind links, die sind rechts, das sind die guten, das sind die bösen, und damit hat sichs. Schon die Liberalen werfen ein Bild auf, mit dem man sich erstmal auseinandersetzen muss. Hätten die auch einen links-rechts-Charakter, wären sie nicht so schnell untergegangen.
Zu der AfD: Da müsste man hinterfragen und danach erkennen, dass es sich um keine Leute handelt, die ewig gestrig sind, oder Neonazis, oder linke oder sonst was. Man würde bei genauerer Analyse erkennen, dass es sich um Leute handelt, die mit dem einen oder dem anderen gravierenden Problem unzufrieden sind und keinen politischen Ansprechpartner finden, der sich damit ernsthaft auseinandersetzt.
Das aber würde bedeuten, dass man die etablierten Parteien kritisieren muss, - und letzteres gefällt den Parteien nicht. Also geht man mit populistischen Parolen gegen solche Gruppierungen wie die AfD vor, genauso wie gegen Pegida und wer weiß noch was.
Unterm Strich ist das viel einfacher als überlegte Argumente, und das "derart vorgebildete" Volk frißt das, ohne nachzudenken. Ich will niemanden abwerten, aber dieses von oben vorgekaute Schwarz-Weißdenken so ungeprüft zu übernehmen, - und genau das nachzuplappern, was von den Regierungsparteien gewünscht wird, selbst nicht einmal in Erwägung zu ziehen, dass man durch Dauerberieselung schon lange die persönliche Gehirnwäsche vollzogen hat, - das bewirkt bei mir Mitleid.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
- entweder es handelt sich um einen intelligenten Menschen, der einfach nicht mehr bereit ist, sich mit negativen Eindrücken zu beschäftigen und nach der Vogel-Strauß-Politik alles an sich vorbeigleiten lässt, was irgendwie eine konfliktreiche Beschäftigung mit übergeordneten Themen erfordert,
- oder es reicht einfach vom IQ her nicht, übern von oben angeordneten Tellerand drüberzusehen.
Ich kenne Personen aus beiden Lagern. Oftmals sehr liebenswerte Personen. Sogar Personen aus meiner eigenen Familie. Nur, - wir sind soweit Demokraten, dass wir dann derartige Diskussionen über bestimmte Themen aussparen, wenn wir von vornherein wissen, das wir da völlig verschiedene Ansichten haben.
In der daraus folgenden Logik heißt das:
Nur derjenige, der ein wahrer Demokrat ist, wird eine andere Meinungs als die seine akzeptieren, gemäß dem legänderen Voltaire-Spruch (ich weiß, es war Beatrice Hall):
Ich mag verdammen was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
Wenn dazu noch sowas Ähnliches wie "Liebe" mitspielt, dann fällt sowas überhaupt nicht schwer.
Derjenige, der seinen persönliche Egoismus verschleiern will, aber trotzdem stinksauer ist, dass man seine persönliche Anschauung nicht teilt oder unterstützt, wird dann Argumente finden, um sich von demjenigen, der eben anders denkt als er selber, zu trennen.
Dieser "Brief" ist ein gutes Beispiel dafür, - par excellence.