Der Pöbel muß abgelenkt werden
Serge Carfantan, « Leçon 163 : Sagesse et révolte »:
*Um von vorneherein jede Revolte zu ersticken, darf man nicht gewaltsam
vorgehen. Man muß es so anstellen, daß der Zugang zum Wissen immer
schwieriger und elitistischer wird. Daß der Graben zwischen Volk und
Wissen immer breiter wird, die für das breite Publikum bestimmte
Information anästhesiert wird. Vor allem keine Philosophie.Man muß von der Überredung Gebrauch machen, aber nicht direkter Gewalt.
Man wird in massiver Weise, per Fernsehen, Informationen und Unterhaltung
verbreiten, die permanent dem Emotionalen oder Instinktiven schmeicheln.Man wird die Gemüter mit dem beschäftigen, was unwesentlich und
spielerisch ist.Es ist gut, in dauerndem Geschwätz und unaufhörlicher Musik das Denken
zu verhindern.Man wird die Sexualität in die erste Reihe der menschlichen Interessen
stellen. Als soziales Beruhigungsmittel gibt es nichts Besseres.Ganz allgemein wird man es so anstellen, das Ernsthafte der Existenz zu
verbannen und alles in's Lächerliche ziehen, was einen höheren Wert hat,
eine dauernde Verteidigung der Leichtfertigkeit präsentieren: auf diese
Weise wird die Euphorie der Werbung zum Standard des menschlichen Glücks
und das Modell der Freiheit.*
Ein Punkt, die Beschäftigung der Gemüter mit Unwesentlichem, findet sich schon bei Shakespeares Heinrich IV, entstanden 1597. Der sterbende König gibt seinem Sohn einen wichtigen Hinweis mit auf den Weg, wie er den Pöbel in Schach halten kann:
*Therefore, my Harry,
Be it thy course to busy giddy minds
With foreign quarrels; that action, hence borne out,
May waste the memory of the former days.
More would I, but my lungs are wasted so.*
Darum, mein Heinrich,
Beschäft'ge stets die schwindlichten Gemüter
Mit fremdem Zwist, daß Wirken in der Fern'
Das Angedenken vor'ger Tage banne.
Mehr wollt' ich, doch die Lung' ist so erschöpft.
(giddy => albern , schwindlig; hence => daraus, demzufolge, infolgedessen)