Anhaltspunkte suchen
Schiller hätte gestern einen Molotowcocktail in die Elbphilharmonie
geschmissen, Goethe hätte sich davon distanziert und Beethoven nichts
davon hören wollen.
Wie Schiller und Beethoven reagiert hätten, darüber können wir nur spekulieren. Wir müssen ihre Werke, Briefe oder durch Dritte überlieferte Äußerungen heranziehen, um Anhaltspunkte zu finden.
Beginnen wir mit Schiller:
In Don Carlos finden wir das legendäre und sämtlichen aktuellen Meinungsgesetzen zuwiderlaufende *geben Sie Gedankenfreiheit, Sire!*
Wilhelm Tell kann man als Plädoyer für den Mord an Gewaltherrschern verstehen, die im Auftrag einer Besatzungsmacht agieren.
Jetzt zum Komponisten:
*Beethoven nahm nie ein Blatt vor den Mund; er war schlagfertig und neigte zu Übertreibungen. Natürlich war er immer kritisch bis zum Sarkasmus, vor allem, wenn es um die Regierung, die Justiz, die Polizei und die Amoralität des Adels ging. Bemerkungen wie die, daß der Schurke Franz I. an den Galgen gehöre, kamen ihm leicht über die Lippen.
Freunde ermahnten ihn deshalb immer wieder, sich zumindest in der Öffentlichkeit vorsichtiger und leiser zu äußern. Schließlich konnten ihn Wien die Wände Ohren haben*, (Caeyers, S. 663).
Metternichs GESTAPO führte über Beethoven geheime Akten, (Friedrich Rochlitz, 12. Februar 1769 in Leipzig; †16. Dezember 1842 ebenda, der Beethoven persönlich kannte).
Beethovens aggressiven Widerstandsgeist wird man vor allem in den Sinfonien Nr. 3,5,7 und der Oper Fidelio finden, bei der es um die Befreiung eines politischen Gefangenen geht.
Sinfonie Nr. 7 steht in einem direkten Zusammenhang mit Befreiung aus der Besatzerherrschaft:
*Die Sinfonie wurde anderthalb Monate nach der Völkerschlacht bei Leipzig am 8. Dezember 1813 zusammen mit Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria im großen Redoutensaal der Wiener Universität als Benefizkonzert zugunsten der antinapoleonischen Kämpfer unter Beethovens Dirigat uraufgeführt und war ein außerordentlich großer Erfolg.* https://de.wikipedia.org/wiki/7._Sinfonie_(Beethoven):
Im Schlußsatz dieses Werkes meint man, es werde unter Kanonenschüssen zur Attacke auf die Besatzer geblasen und in extatischem Jubel gefeiert, daß sie endlich in den Staub geworfen worden sind.
Daraus sollte man ersehen, daß wir es mit einem Akt der unrechtmäßigen kulturellen Machtergreifung zu tun haben, wenn sich die derzeit regierende Verbrecherbande ausgerechnet auf Schiller und Beethoven beruft, und wie bis in's kleinste Detail hinein alles von unappetitlichster Verlogenheit durchseucht ist.
Monterone