Das Modell eines Europäers

Monterone, Sonntag, 16.07.2017, 18:30 (vor 2715 Tagen) @ Monterone5693 Views

Wer von uns hätte so viel Liebe und Verständnis für Deutschland und
seine Kultur wie dieser Nationalist?

Alfred Cortot erteilt allen Deutschen, auch mir, eine Lektion, die sich
gewaschen hat, und das im Ton ausgesuchter Höflichkeit sowie großen, aber
nie sentimentalen oder gar schmierigen Einfühlungsvermögens.

Vor allem verehrte Cortot die Werke Richard Wagners. Gemeinsam mit seinem Freund Edouard Rizler und unter Mitwirkung einiger engagierter Sänger veranstaltete er in Paris Aufführungen von Wagner-Opern, wobei anstelle eines Orchesters Cortot und Rizler den Klavierauszug spielten.

Diese Aufführungen fanden immerhin soviel Beachtung, daß Cortot 1897 als Korrepetitor zu den Bayreuther Festspielen eingeladen und von Hans Richter und Felix Mottl in die Finessen der Bayreuther Tradition eingeführt wurde. Wieder nach Paris zurückgekehrt, versuchte sich Cortot an einem ehrzgeizigen Opernprojekt: Aus eigener Tasche finanzierte er ein Orchester, um den "Tristan" und die "Götterdämmerung" dem Pariser Publikum nahezubringen.

Die französische Erstaufführung der "Götterdämmerung" war ein künstlerischer Erfolg, wie ihn sich niemand erträumt hatte (Cosima Wagner war voller Bewunderung für den jungen Franzosen), das Unternehmen endete jedoch mit einem erheblichen Defizit, so daß der Dirigent Cortot gezwungen war, als Pianist auf Tournee zu gehen, um seine Schulden abzuspielen. Dies also war, wie Cortot es immer gerne zum Besten gab, der eigentliche Beginn seiner Pianisten-Karriere. http://www.koelnklavier.de/texte/interpreten/cortot.html

Born in Nyon, Vaud, in the French-speaking part of Switzerland, to a French father and a Swiss mother, Cortot studied at the Paris Conservatoire with Émile Decombes (a student of Frédéric Chopin), and with Louis Diémer, taking a premier prix in 1896.

He made his debut at the Concerts Colonne in 1897, playing Beethoven's Piano Concerto No. 3. Between 1898 and 1901 he was a choral coach and subsequently an assistant conductor at the Bayreuth Festival. In 1902 he conducted the Paris premiere of Wagner's Götterdämmerung. He formed a concert society to perform Wagner's Parsifal, Beethoven's Missa solemnis, Brahms' German Requiem, and new works by French composers. https://en.wikipedia.org/wiki/Alfred_Cortot

So wär's richtig: auf einem festen nationalen Fundament stehen und sich für die Kultur der Nachbarländer interessieren.

Deshalb ist Cortot für mich der Idealfall eines Europäers.

An ihm könnten sich die Deutschen ein Beispiel nehmen und sich mit einer ähnlichen Hingabe der Kunst Frankreichs, Spaniens, Italiens, Rußlands usw. zuwenden.

Man muß ja nicht gleich so weit gehen wie Cortot und sich für eventuelle Anfälle von Frankophilie finanziell ruinieren.

Monterone


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