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paranoia, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Mittwoch, 23.07.2025, 13:37 (vor 142 Tagen) @ Reffke2082 Views

Hallo Reffke,

ich weiß nicht, ob Du der Autor der PDF-Dateien bist.

Das PDF mit dem Thema Astronavigation ist leider inhaltlich ungenügend!!!
Das liest sich so, als hätte einer alles wild zusammengetragen ohne zu wissen, was für Navigation wirklich wichtig ist. Da steht viel zu viel Unwichtiges und viel Wichtiges fehlt.
Die Begründung folgt anhand einiger wenigen Beispiele.

Beispiel

Da steht man bräuchte eine genaue Uhr - falsch.
Die Uhr kann nachgehen, sie kann auch vorgehen - egal! Du musst nur den Gangfehler der Uhr in Sekunden pro Monat bestimmen und den Gangfehler zu einer bestimmten Zeit kennen.
Meine Terroristenuhr (Casio F-91W) reicht vollkommen aus.
Die Uhr justierst Du idealerweise Neujahr (=0 Abweichung) und misst die Abweichung über ein paar Monate.
Mit dem Justagedatum und dem monatlichen Gangfehler gespeichert im Hirn 1.0 kannst Du die Uhrzeit für jeden Tag genau genug bestimmen - im Kopf und ohne Taschenrecher.

Dann musst Du nur noch die Abweichung zwischen Greenwich (UTC) und Deiner Uhr kennen.
Die deutschen Uhren gehen eine Stunde vor, zusätzlich haben wir Sommerzeit, das macht dann +2 Stunden Offset zu Greenwich.

[...
die geographische Länge ist gleich dem Zeit-Unterschied von der Ortszeit Greenwich
(UTC) zur eigenen Ortszeit
• da die Erde sich in 24 Stunden einmal um 360 Grad dreht, dreht sie sich in 1 Stunde um 15
Grad, in 1 Minute um ¼ Grad/0,25 Grad.
• für die Bestimmung des Zeit-Unterschiedes benötigt man eine genau gehende Uhr
(Chronometer):
...]

Der genannte "Zeit-Unterschied" ist richtig. Da die Sonne aber über Greenwich mal vor- und mal nachgeht, brauchst Du noch eine Korrektur - eine generische Zeitgleichungstabelle für jeden Tag im Jahr oder diesselbe Info (nur anderes geschrieben) aus dem nautisches Jahrbuch.
Vereinfachung: Sonne steht um 12:00 Mittags über Greenwich im Zenit.
Der Zenit wird aber auch im Jahresverlauf mit einer Abweichung von max ca 15 Minuten erreicht.
Das bedeutet aber:

Die Sonne läuft in 15 Minuten einen Winkel von 360° / 24 / 4 = 15/4° = 15/4 * 60' (Minuten) = 225'

1 Längenminute am Äquator entspricht einer Seemeile. Ohne die Zeitgleichung erleidest Du also einen Berechnungsfehler von max ca. 400 km!
In unseren Breiten ist es weniger (mit cos(Breite) multiplizieren).

Auch ohne Sextant, aber mit Hilfe einer selbstgebauten Sonnenuhr kannst Du Deine geographische Länge ausreichend genau bestimmen. Damit kannst Du die Mittagsuhrzeit vor Ort an Deiner Position bestimmen.
Zur Korrektur reicht eine Mini-Tabelle mit den Minima- und Maxima und Nulldurchgängen der Zeitgleichung und einem Rechentrick.

Das immer wieder zitierte und hochgelobte Standardwerk von Bobby Schenk ist scheiße, weil es didaktisch schlecht ist - Schenk ist ein Segel- und Blauwasser-Experte aber eben kein guter Lehrer. Der faule Sack hätte die dritte Auflage überarbeiten müssen, weil es viele gute, wissenswerte Neuigkeiten gibt.

In dem PDF steht nicht, dass Du Entfernungen auf einer Karte nur am rechten Kartenrand misst, weil der Abstand der Breitengrade immer gleich ist. Der Abstand der Längengrade zum Pol hin fällt ja auf Null am geographischen Nordpol.

Die Sonne steht nur in unseren Breiten mittags im Süden. Weiter im Süden steht sie mittags mal im Norden und mal im Süden - in der Antarktis steht die Sonne mittags immer im Norden, analog dazu, wie sie bei uns immer im Süden steht.

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.


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