Fahrbericht eines Besitzers eines elektrischen BMW iX5
Hatte diese Woche Besuch von einem befreundeten Unternehmer aus dem ländlichen Norddeutschland.
Dieser hat sich letztes Jahr einen BMW Xi5, Kostenpunkt 120.000 Euro, als Firmenwagen zugelegt, damit er was zum Abschreiben hat. Photovoltaik-Anlage mit 8 Monaten genügend Strom zum Laden des Autos ist auch vorhanden.
Größtes Manko ist nach seiner Meinung die geringe Reichweite. Der BMW hat laut WLTP eine Reichweite von mindestens 450 km. In der Praxis reduziert sich die Reichweite nach seinen Angaben auf 180 km. Weil man immer im Bereich zwischen 20 - 80% der Ladekapazität der Batterie fährt. Außerdem heizt man im Winter, man kühlt im Sommer und auf der Autobahn fährt man auch mal streckenweise 150 km/h. Vom Betrieb mit Anhänger ganz zu schweigen.
Da er ca. 2 - 3 Tage in der Woche unterwegs ist und auch da die meisten Kilometer zurücklegt, kann er auch das Laden des Autos an der heimischen PV-Anlage nur zum geringen Teil nutzen. Der Strom unterwegs an den Ladesäulen kostet ihn zwischen 70 - 90 cent/kWh.
Das Laden kostet sehr viel Zeit und Produktivität. Eine Standardstrecke von 450 km ist er früher in einem Stück durchgefahren. Jetzt muss er 2 x zwischendurch laden und braucht deshalb 2 Stunden länger.
Auch das Buchen eines Hotels wird schwieriger. Hat er früher nach Lage und Preis geschaut, schaut er heute, ob das Hotel eine Ladesäule hat. Diese Hotels sind zumeist teurer und für ihn auch schlechter von der Lage her zu seinen Kunden. Manchmal ist die Ladesäule am Hotel auch defekt oder ein anderer Gast lädt.
Hat des Hotel keine Ladesäule oder ist sie besetzt, muss er sich eine Ladesäule in der Nähe suchen, wo er dann des Nachts sein Auto parkt. Zum einen wird er unruhig, ein 120.000 Euro teures Fahrzeug in einer dunklen Stelle der Stadt abzustellen und es kommen ein langer Fußmarsch zum Hotel oder noch Taxikosten hinzu.
Schlimm ist das Kartenwirrwar. Mit seiner DKV-Karte kann er nur an bestimmten Säulen laden. Ist diese dann auch noch defekt, ist sie besetzt oder schwach auf der Brust, dann führt das zu ständigem Stress. Auch das Laden am Supermarkt hilft nur wenig. Wenn man 20 Minuten einkaufen geht, dann tröpfeln in der Zeit nur ein paar Prozent Strom in die Batterie, denn an den Supermärkten stehen in der Regel keine Power Charger.
Das Laden und Wegfahren zu Hause muss genau geplant werden. Die Wallbox wird so programmiert, dass in der Nacht geladen wird. Die Abfahrtzeit am nächsten Morgen/Tag muss auch angegeben werden, damit das Auto vorgeheizt wird. Wird das Auto nicht vorgeheizt, so werden direkt 20% der Batteriekapatität auf den ersten Kilometern gezogen.
So wie er sagt, muss man bei einem eAuto völlig umdenken. Man kann sich nicht mehr spontan ins Auto setzen und losfahren, egal wohin man will, sondern es muss alles geplant werden.
Wann fahre ich ab?
Wieviel km möchte ich fahren?
Wo kann ich unterwegs laden?
Wo wird meine Karte akzeptiert?
Wo kann ich mein Auto parken und laden, ohne dass ich Angst haben muss?
Billiger ist ein eAuto wohl auch nicht. Bei unseren hohen Strompreisen zu Hause und erst recht an der Ladesäule ist der km-Preis nicht gerade günstig. Nach ca. 5 Jahren hat die Ladekapazität der Batterie soviel Leistung eingebüßt, dass sie getauscht werden muss. Kostenpunkt ca. 35.000 Euro. Der Wertverfall eines eAutos ist immens, was aber auch der hohen Innovationsgeschwindigkeit in diesem Segment, besonders der Batterietechnik geschuldet ist.
Er meint, die meisten eAuto-Besitzer reden sich die ganzen Umstände, die mit dem Besitz eines eAutos verbunden sind schön. Jegliche Spontanität geht verloren, die ganzen Mobilitätsplanungen sind aufwändig, zeitraubend und stressig. Ein eAuto ist sinnvoll als Zweitwagen für kurze Strecken zur Arbeit oder zum Einkaufen oder für Cityflitzer, die zum Kunden ausliefern (Pizza, Apotheken usw.), aber der Massenmarkt kann damit nicht bedient werden. Laternenparker fallen sowieso als Kunden der E-Mobilität aus.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER